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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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hatte das Bewusstsein wiedererlangt.
    »Entspanne dich, entspanne dich, entspanne dich, Marthe … Wenn du dich entspannt hast, sagst du Ja, wenn du dich entspannt hast, sagst du Ja …«
    »J… ja«, hauchte Marthe. »Du findest es wundervoll an diesem warmen Ort, an diesem warmen Ort, so wundervoll … und warm. So warm, dass du deine Kleider ablegen möchtest, du möchtest sie ablegen, denn es ist so warm, so behaglich warm. Ist es behaglich und warm, dann sage Ja, ist es behaglich und warm, dann sage Ja.«
    »Ja.«
    »Möchtest du deine Kleider ablegen, möchtest du sie ablegen? Sicher, du möchtest deine Kleider ablegen, nicht wahr?«
    Die Magd richtete sich halb auf, antwortete aber nicht. Schließlich, fast widerstrebend, legte sie ihre Hände auf die Oberschenkel und presste mit ihnen Kittel und Schürze an, als wolle sie damit zeigen, dass alles an seinem Platz bleiben möge. Ein Rest an Schamgefühl schien ihr Handeln zu bestimmen.
    Unbeirrt sprach die Stimme weiter auf sie ein: »Entspanne dich und freue dich, freue dich, dass du gleich empfangen wirst, empfangen den Samen des Teufels.«
    Marthe war mittlerweile ganz ruhig geworden, sie wirkte gefasst, wenn auch geistig abwesend.
    »Wenn ich sage ›jetzt‹, lehnst du dich zurück, du lehnst dich zurück auf das Buckelbett. Das Gestein ist weich, ganz weich und glatt und angenehm, und wenn ich sage ›jetzt‹, lehnst du dich zurück und spreizt die Beine, du spreizt die Beine, weit, ganz weit – und freust dich auf das, was in deinen Schoß dringen wird.«
    Die Teufelsgestalt hob den Arm und sagte: »Je…«
    »Halt! «, donnerte Lapidius und trat so weit aus dem Gang heraus, dass der Fackelschein ihn voll erfasste. »Halt!«
    Die Stimme fuhr herum, schien einen Augenblick lang zu erstarren und entspannte sich dann rasch. Auch die beiden anderen Männer, der Hinkende und der Riese, wirkten durch die Störung wenig beeindruckt.
    Marthe schien von dem Zwischenfall nichts bemerkt zu haben. Sie öffnete die Beine, doch niemand beachtete sie mehr. Der schmächtige Mann, der auf sie eingesprochen hatte, nahm die Maske ab. Er tat es langsam, so langsam, als wolle er dadurch den Zeitpunkt seiner Offenbarung extra hinauszögern.
    »Ich bin der Erste Sohn des Teufels«, lächelte Johannes Gesseler, der Stadtmedicus. »Ja, ich bin es. Ich wusste, Magister Lapidius, dass Ihr in Luzifers Höhle kommen würdet, an unsere heilige Stätte. Ihr wart schon einmal hier, wir wissen es, denn wir haben Euch beobachtet.«
    Wie um die Worte ihres Meisters zu bestätigen, entledigten die beiden anderen Teufel sich ebenfalls ihrer Masken. Es waren Fetzer und Gorm.
    »Unseren heiligen Ort habt Ihr gefunden«, sprach Gesseler weiter, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, der im krassen Gegensatz zu seiner sanften Stimme stand, »aber es wird Euch nichts nützen – nichts, nichts! Denn nun seid Ihr mein.« Er kicherte und wies auf Marthe. »Genau wie jene da.«
    Gorm und Fetzer kicherten mit.
    »Genau wie jene da«, wiederholte der Medicus, und seine Augen loderten. »Gebt zu, Ihr wäret niemals darauf gekommen, dass ich es bin, der sich hinter der Jagd auf Freyja Säckler verbirgt. Gebt zu, Ihr seid nur in mein Reich gekommen, weil heute Walpurgisnacht ist und Ihr Euch erhofftet, an dieser Stätte Aufklärung zu erfahren. Aufklärung darüber, wer der wahre Meister ist. Nun, ich bin es. Ich, der Erste Sohn des Teufels.«
    Lapidius stand ganz still. Er hatte große Furcht vor dieser Begegnung gehabt, beschämend große Furcht sogar, besonders vorhin, als die Stimme und die Gesänge so schaurig an sein Ohr drangen, doch nun, wo sich zeigte, dass er es nur mit Menschen zu tun hatte, war er ganz ruhig. »Ich gebe zu, lange Zeit wusste ich nicht, dass Ihr es seid«, versetzte er, »aber seit heute Morgen war ich mir sicher.«
    »Ha! Das sagt Ihr nur so.«
    »Keineswegs. Ich wusste schon heute Morgen, wem ich heute Nacht hier begegnen würde. Denn sowie es das Tageslicht erlaubte, untersuchte ich den Frauenkopf, der von Euch über meine Haustür gehängt wurde. Oder wart Ihr es vielleicht nicht selbst?« Gesseler kicherte wieder. »Wenn es Euch interessiert: Der Dritte Sohn des Teufels war es. Ich sagte ihm, was zu tun sei, nachdem die Frau ihre Erfüllung gefunden hatte – und sterben durfte. Der Dritte Sohn des Teufels ist sehr anstellig, müsst Ihr wissen, er kann sogar schreiben. Eine Fähigkeit, die der Zweite Sohn des Teufels mitnichten beherrscht.«
    »Das glaube ich Euch

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