Die Hobbijahns
Vorräte lagen ordentlich aufgeschichtet an den Wänden über- oder nebeneinander.
Jasmin legte einige Äpfel und etwas Brot in ihre Tasche und füllte zwei kleine Fläschchen mit Nektar für Balduin. Obenauf setzte sie Gretchen, die - wie üblich - ein kleines Nickerchen halten wollte.
Hebbijahn steckte sich Erbsen und weiteres Gemüse in eine braune Umhängetasche. Nun wurde es Zeit, in das Land der Hobbijahns zurückzukehren. Doch keiner von den Fünfen traute sich den ersten Schritt in Richtung Heimat zu gehen. Wie so oft in den vielen Stunden machte Archibald schließlich den ersten Schritt. »Wir müssen los. Es gibt Prophezeiungen, die nicht eingetroffen sind. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.« Damit setzte er sich in Bewegung. Die anderen folgten ihm durch alle sechs Türen, alle 36 Stufen der sechs Treppen hinunter.
Balduin schlüpfte zurück in Jasmins Pullovertasche und Gretchen irgendwo zwischen Äpfeln und Brot in die Umhängetasche. Genauso, wie es vorher gewesen war. Doch diesmal sollten sie einer zu viel sein. Tränen des Unverständnisses und der Verzweiflung schossen in Jasmins Augen.
Eine stumme Anspannung legte sich über die Gruppe, als sie von mehr als zwanzig Fledermäusen begleitet das Schloss verließ. Jasmins Phantasie spielte ihr einen Blitz vor, der vom Himmel herunterknallte und einen von ihnen tödlich traf. Oder ein Feuer speiender Drache käme aus dem Wasser hervor und verschlänge den Auserwählten. Doch nichts dergleichen geschah. Die Fledermäuse machten sich bereit. Um Hebbijahn in die Lüfte zu heben, genügte eine einzige. Archibald trugen sieben. Die restlichen Flattertiere hoben Jasmin hoch. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als sie in die Lüfte stiegen. Hebbijahn und Archibald befanden sich bereits in der Luft. Nur bei Jasmin hatten die Fledermäuse Schwierigkeiten. Nach wenigen Flügelschlägen sanken sie tiefer und mussten dann kräftiger und schneller schlagen, um erneut an Höhe zu gewinnen. Doch Jasmin war zu schwer für sie und ihre Arme rutschten gleichzeitig aus den Krallen mehrerer Tiere. Jasmin kippte nach vorne. Archibald und Hebbijahn riefen erschrocken ihren Namen. Hastig gab Hebbijahn einen Befehl. Sechs weitere Krallenpaare griffen nach Jasmin und zogen sie wieder in die Gerade. Sie hatte noch mal Glück gehabt. Doch die Erleichterung blieb nur von kurzer Dauer, denn Balduin war aus der Tasche ihres Pullovers gefallen.
»Balduin! Nein! Balduin!«, schrie Jasmin.
Wie ein leuchtender Ball stürzte er auf den dunklen Fluss zu. Schlief er denn noch?
Ein Freund geht
»Balduin, wach auf! Flieg!«, schrie Jasmin. Auch Archibald brüllte Balduins Namen. Viel zu schnell fiel der kleine Falter auf den Wasserfall zu. Erst kurz bevor er in das Nass einzutauchen drohte, schlug er hektisch mit den Flügeln und flog zu Jasmin zurück. »Das ist zu viel für mich«, jammerte Balduin und verkroch sich in Jasmins Pullovertasche. Zum zweiten Mal war Balduin knapp dem Tod entkommen.
Der Schock saß tief, aber die Gewissheit, dass einer von ihnen zurückbleiben musste, schien gegenwärtig. Gretchen bemerkte von der Gefahr anscheinend nichts.
Hebbijahn erreichte als erster das Ufer, nur einen Moment danach setzten die Fledermäuse Jasmin ab.
Wo blieb Archibald?
Er befand sich noch hoch in der Luft. Die sechs verbliebenen Fledermäuse mühten sich sichtlich ab, die schwere Last zu tragen.
Warum halfen die anderen nicht?
Eine Gewissheit breitete sich in Jasmins Kopf aus. Sie zitterte und ihr Atem stoppte. Archibald sollte es sein, der sein Leben nach der gemeinsamen Reise hergeben musste.
Vier standen bereits am Ufer: Hebbijahn, Balduin, Gretchen und sie. Nur Archibald schwebte noch über dem Wasser, gehalten von sechs Fledermäusen, deren Kraft zu schwinden drohte.
Als Jasmin dies bewusst wurde, schrie und hüpfte sie am Ufer entlang. Ohne Unterlass kreischte sie: »Archibald! Archibald! Oh, nein. Oh, nein! Nicht Archibald!«
Sie dehnte seinen Namen in die Länge, so als sei dies eine rettende Leine. Sie schrie Hebbijahn an, er möge noch mehr Fledermäuse zu Archibalds Rettung schicken. Doch es war zu spät.
Sie konnten ihn nicht mehr halten: Archibald fiel in den reißenden Fluss, der Jasmins neuen Freund gierig verschlang. Doch Archibald tauchte wieder auf. Jasmin watete in den Fluss, die Gefahr ignorierend, selbst in den reißenden Strömen den Halt zu verlieren. Sie streckte den Arm aus, rief Archibalds Namen immer und immer wieder. Sie erreichte
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