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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Grimm eines in seinem Herzen getroffenen Weibes, wie der blutdürstigen Hexe dort? Laß dir sagen, ihr war Blut so alltäglich wie der Tau den Blumen im Gebirge. Sie ist Ursache gewesen zu manches braven Mannes Tod um geringfügigen Unrechts willen, das er ihr oder den Ihrigen zugefügt hatte. Jetzt sind ihr die Sehnen aber zerschnitten, denn ihre Wolfsbrut muß, da sie mordete, den Mördertod leiden!«
    Während die Weiber sich also unterhielten, setzte die Unselige, die unmittelbare Urheberin von Allan Breack Camerons Ermordung, ihren Weg über das Gebirge fort. So lange sie noch in Sicht der Hütte war, tat sie sich Zwang an, um ihren Feindinnen nicht Ursache zum Frohlocken zu geben, daß körperliche Schwäche sie befallen oder maßlose Verzweiflung sie am gewohnten Gange verhindere. Sie ging deshalb eher langsamen als schnellen Schrittes, in aufrechter Haltung, zum Zeichen, daß sie das über sie gekommene Unglück mit Festigkeit trage und allem drohenden Unglück mit Trotz entgegensähe. Sobald sie aber außerhalb des Sehbereichs war, verließ sie die Kraft, ihren Schmerz zu bändigen. Den Mantel mit wilder Gebärde zurückschlagend, kletterte sie einen Hügel hinauf und reckte die Hände Zum Monde empor, Himmel und Erde anklagend wegen des Unglücks, das über ihr Haupt gekommen, mit schrecklichem Wehgeschrei, dem Adler gleichend, dem die Jungen aus dem Neste geraubt wurden.
    Nachdem sie ihrem wilden Schmerze eine Zeitlang auf solchem Wege Luft gemacht hatte, eilte sie ungleichen Schrittes weiter, in der vergeblichen Hoffnung, das Kommando einzuholen, das ihren Sohn, ihren Hamish, gefesselt nach Dunbarton führte.
    Allein so übermenschlich auch ihre Kraft zu sein schien, so versagte sie schließlich doch, und selbst mit äußerster Anstrengung wollte ihr die Durchführung ihres Vorhabens nicht gelingen. Nichtsdestoweniger schleppte sie sich, so schnell es ihre erschöpften Glieder ihr gestatteten, weiter. Wenn sie vor Hunger nicht weiter konnte, schlich sie in das nächste Dorf und bettelte:
    »Gebt mir zu essen! Ich bin die Witwe von Mac Tavish Mhor, bin die Mutter von Hamish Mac Tavish Bean. Gebt mir zu essen, daß ich meinen schönlockigen Hamish noch einmal sehe.«
    Niemals wurde ihre Bitte ihr abgeschlagen, wenngleich bei manchen, an die sie sich wendete, sich neben Mitleid auch Abscheu regte, manche sogar Grauen anwandelte. Wieviel von der Schuld an dem Tode Allan Breack Camerons, der den Tod ihres eigenen Sohnes nach sich ziehen mußte, auf ihre Person kam, wußte freilich niemand genau. Weil man aber die Leidenschaftlichkeit ihres Wesens kannte und weil jedermann im Lande wußte, welche Lebensweise sie früher geführt hatte, so war es für niemand zweifelhaft, daß sie bis zu gewissem und wahrscheinlich nicht geringem Grade die Verantwortlichkeit für das schwere Verbrechen traf, und alles war geneigt, in Hamish Bean mehr das Werkzeug, als den eigentlichen Urheber des Mordes zu sehen.
    Indessen konnte solche Meinung seiner Landsleute, so große Verbreitung sie auch gewann, dem unglücklichen Jüngling wenig oder nichts helfen. Seinem Hauptmann, der die Sitten und Gebräuche des Hochlandes gut kannte, war es ein leichtes, von Hamish die Einzelumstände herauszubekommen, die dessen vermeintliche Desertion und den Tod des Sergeanten betrafen. Er fühlte mit dem Jüngling, der so unseligerweise das Opfer einer übermäßigen, törichten Mutterliebe geworden war, das größte Mitleid, wußte aber keinen Ausweg, ihn von der Strafe zu retten, welche auf Grund der Kriegsgesetze das Kriegsgericht, wegen des von ihm begangenen Mordes über ihn verhängen mußte.
    Es ging alles rasch von statten. Zwischen dem Spruch und Vollzug des Urteils blieb nur geringe Frist. Der Oberst hielt an seinem Entschlusse fest, an dem ersten Deserteur, der wieder eingebracht würde, ein strenges Exempel zu statuieren, und hier handelte es sich nun gar um einen Deserteur, der sich mit der Waffe verteidigt und den nach ihm ausgesandten Unteroffizier erschossen hatte. Solche Gelegenheit zur Sanktionierung seines Entschlusses fand sich so leicht für den strengen Kommandeur nicht wieder.
    Hamish wurde also zum Tode durch den Strang, wie der Spruch lautete, als gemeiner Mörder verurteilt. Die Exekution sollte auf der Stelle stattfinden. Das einzige, was sein Hauptmann für ihn auswirken konnte, war die Begnadigung zum Tode durch Pulver und Blei.
    Um diese Zeit befand sich zufälligerweise gerade der würdige Pfarrer von Glenorquhy in

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