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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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sollte hier ein böser Geist, Cloght-deary oder »Rotmantel«, sein Wesen treiben und zu allen Zeiten und Stunden, hauptsächlich des Mittags und Mitternachts, umhergehen, Menschen und Tieren feind und so böswillig, als es nur irgend in seiner Macht stand. Als der Geistliche sich umsah, mußte er sich sagen, daß die Gegend für den Aufenthalt von Geistern nicht übel gewählt sei, da sie, wie es ja heißt, Öde und Einsamkeit vor allem lieben. Die Talschlucht war steil und schmal, kaum ein paar Strahlen der Mittagssonne fielen auf den finsteren, reißenden Bach, der sich, wild brausend gegen Felsen und Blöcke, mit Mühsal den Weg brach.
    Als der Geistliche an dem schmalen Wege anlangte, der zum anderen Bachufer führte, stand er plötzlich still. Eben hatte er bei sich gedacht, daß der wilde Bach schon manches von den Vorgängen bewirkt haben möchte, die dem Gespenst des »Rotmantels« zugeschrieben würden, als er sich von einer weiblichen Stimme in gellenden Tönen angerufen hörte.
    »Michael Tyrie! Michael Tyrie!« schallte es durch die Schlucht.
    Verdutzt, nicht ohne einen geheimen Schauder, blickte der Geistliche sich um. Einen Moment lang schien es, als ob der böse Geist, dessen Dasein er eben noch bezweifelt hatte, ihm erscheinen wolle, um ihn für seine Ungläubigkeit zu strafen. Aber die Furcht war rasch verflogen, und mit lauter Stimme rief er als Antwort:
    »Wer ruft? –und wer bist du?«
    »Eine, die im Elend wandert zwischen Leben und Tod,« versetzte die Stimme.
    Und eine hohe Gestalt trat vor zwischen den Trümmern von Felsen, die sie bislang vor dem Auge des Pfarrers verborgen hatten.
    Sie kam näher. Ihr Mantel aus hellem Tartan, in welchem die rote Farbe hervorstach, ihre Figur, ihr weiter Schritt, die verzerrten Züge, die grimmig blitzenden Augen – das alles war angetan, sie zu einer schicklichen Stellvertreterin des bösen Geistes, dessen Namen das Tal führte, zu machen.
    Aber Michael Tyrie erkannte sogleich in ihr die »Elspat vom Baume«, die Witwe Mac Tavish Mhors, die Mutter Hamish Beans, des Delinquenten, von dessen Hinrichtung er kam.
    Die Erscheinung des bösen Geistes würde für den Geistlichen nicht so schrecklich gewesen sein wie die Erscheinung dieses Weibes in allem Elend der auf ihr lastenden Mitschuld an dem Verbrechen des Sohnes.
    Instinktmäßig ließ er sein Pferd halten und bemühte sich, seine Gedanken zu sammeln, während sie mit wenigen Schritten die Strecke bis zu seinem Pferde zurückgelegt hatte. »Michael Tyrie,« hub sie an, »das verrückte Weib aus dem Dorfe hält dich für einen Gott. Sei mir ein Gott und sage mir, daß mein Sohn lebt. Sage mir das, und ich will wie du beten zu dem himmlischen Wesen, dessen Namen du kündest, und will meine Kniee beugen an jedem siebenten Tage im Hause deines Gottes, der hinfort auch mein Gott sein soll!«
    »Unglückliches Weib,« antwortete ihr der Geistliche, »mit dem ewigen Schöpfer schließt kein sterblicher Mensch einen Vertrag, wie mit einem Wesen aus Ton, gebrechlich gleich uns! Denkst du zu feilschen mit Ihm, der die Erde geschaffen und die Himmelsbogen gespannt hat, oder meinst du, du dürfest Ihm ein Sandkorn Verehrung und Anbetung bieten, das Ihm wohlgefällig wäre? Dürfest es Ihm bieten im Tausch gegen einen Zentner von Wohltat und Segen? Gott der Herr will gehorsame Gläubige haben und keine Opfer! Er will, daß die Prüfungen, die Er über uns verhängt, mit Geduld getragen werden, und verabscheut Geschenke, wie sie für unsere Nebenmenschen am Platze sind, wenn wir wünschen, sie von gefaßtem Vorsatz abzubringen.«
    »Schweig, Priester!« entgegnete das rasende Weib. »Bete nicht mir die Worte deines weisen Buches vor. Elspats Verwandte gehören zu denen, die sich bekreuzigen und niederknien, wenn die heilige Glocke klingt, und sie weiß, daß man für Taten, die man im Felde verübt, Sühnopfer am Altar darbringen kann.
    »Elspat hatte dereinst auch Schafe und Ziegen auf der Alm und Vieh im Stalle. Gold trug sie um den Hals und dicke Perlen im Haar, wie die Helden der Vorzeit. All dies hätte sie dem Priester gegeben, all dies! Und hatte er den Schmuck eines Edelfräuleins oder den Sporran eines hohen Häuptlings verlangt, Mac Tavish Mhor hätte auch das beschafft und es Elspat zugesagt.
    »Nun ist Elspat arm und kann nichts mehr geben. Aber hätte sie den schwarzen Abt von Inchaffray um eine Geißel für ihren Rücken gebeten und hätte sie sich den Fuß auf Pilgerfahrten wund gelaufen, er hätte ihr

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