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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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bettelhaft vorkommen. Marie freilich ist ein Edelstein – ein Diamant – das gebe ich zu; aber ein so kostbares Juwel möchte man auch lieber in Gold und Brillanten fassen statt in Blei und Kupfer. Sei ein guter Kamerad, Adam, und unterbreite dem Doktor meinen Plan. Meiner Meinung nach kann er für sich und Marie nichts Bessres tun, als daß er mich die zwei Prüfungsjahre im Lande der Kaurie-Muscheln zubringen läßt.«
    »Herr Richard Middlemas,« entgegnete Hartley, »ich wünschte nur, es wäre mir gegeben, in den wenigen Worten, die ich noch an Euch zu richten denke, Euch erklären zu können, ob ich Euch mehr bemitleide oder mehr verachte. Der Himmel hat Euch Glück, Auskommen und Zufriedenheit beschert, und Ihr wollt diese Güter von Euch stoßen, um Eurem Ehrgeiz und Eurer Habsucht nachzugehen. Würde ich in dieser Hinsicht dem Doktor oder seiner Tochter einen Rat erteilen, so könnte es höchstens der sein, jeden Verkehr mit einem Manne abzubrechen, der sich in kurzem, wenn auch noch so von der Natur begabt, als ein großer Tor erweisen wird – und der ferner, wenn auch noch so ordentlich erzogen, sich bei der ersten Versuchung obendrein auch als Schurke erweisen könnte. Ich werde aber meinen Rat für mich behalten, denn helfen würde er doch nichts. Ich werde so rasch wie möglich abreisen und wir werden uns nicht wiedersehen. Ich werde es Gott anheimstellen, Unschuld und Ehrlichkeit gegen die Gefahren zu schützen, die Eitelkeit und Torheit mit sich bringen.«
    Mit diesen Worten wandte er sich verächtlich von dem jugendlichen Narr des Ehrgeizes ab und verließ den Garten.
    »Halt ein!« rief Middlemas ihm nach, betroffen über die Vorstellungen, die der Kamerad seinem Gewissen gemacht hatte. »Halt ein, Adam Hartley, laß dir sagen –«
    Aber entweder hörte Hartley seinen Ruf nicht mehr, oder er ließ sich dadurch nicht zur Umkehr bewegen.
    Im nächsten Augenblick hatte bei Richard die Keckheit wieder die Oberhand gewonnen.
    »Wenn er noch einen Moment länger geblieben wäre,« sagte er zu sich selber, »so hätte ich ihn zu meinem Beichtvater gemacht, den Bauernlümmel! Hat denn Marie Gray sich zu irgend etwas ihm gegenüber verpflichtet? Seinen Bescheid hat er ja bekommen – was mischt er sich denn nun noch zwischen mich und sie? Wenn nur der alte Moncada seine Pflicht als Großvater getan und mir ein anständiges Vermögen vermacht hätte, dann wäre das ja schließlich ganz fein zu machen gewesen und ich hätte das Mädel geheiratet und mich hier niedergelassen. Aber das Dasein ihres alten Packesels von Vater zu führen und hier im Umkreis von zwanzig Meilen jedem Bauern zu Befehl zu stehen! Weiß es Gott. Das ist ein Tagwerk, wie es ein Trödler hat, der mit Nadeln, Bändern und Tabak hausiert – ja er verdient dabei noch mehr und hat weniger Schererei, und das Renommee ist dasselbe. – Nein, wenn ich den Reichtum nicht näher antreffen kann, so will ich ihn dort aufsuchen, wo er für jedermann zu haben ist. Und somit will ich in die Schenke gehen und mal meinen Freund um Rat fragen.«

Siebentes Kapitel.
    Der Freund, den Richard Middlemas im Gasthaus zum Schwanen treffen wollte, war Tom Hillary, der vor einiger Zeit bei dem Staatssekretär Herrn Lawford als Schreiber angestellt gewesen war und mit er damals schon in Verkehr gestanden hatte. Tom Hillary wurde jetzt Kapitän betitelt, trug eine Uniform und führte eine kriegerische Sprache. Er schien viel Geld verdient zu haben. Er stand sogleich in hoher Achtung, da man erfuhr, daß er im Dienst der Ostindischen Gesellschaft stände – jener wunderbaren Gesellschaft von Kaufleuten, die man eigentlich passender Fürsten nennen könnte.
    Ganz in der Stille legten um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Direktoren in Leadenhall-Street den Grund zu jenem gewaltigen Reiche, das jetzt ganz Europa und Asien durch seine riesige Ausdehnung und seine Macht in Verwunderung setzt. In England hatte man zuerst die märchenhaften Berichte von gewonnenen Schlachten und eroberten Städten im fernen Osten mit hellem Erstaunen vernommen. Das Erstaunen wurde noch größer, als Leute heimkehrten, die als Abenteuerer und Glücksritter ausgezogen waren und nun von orientalischem Reichtum und Luxus umgeben waren, daß selbst der Glanz des reichsten britischen Adels ihnen gegenüber farblos erschien.
    In diesem neuentdeckten Eldorado hatte Hillary gearbeitet und zwar, wenn er selber die Wahrheit sagte, mit ganz nettem Erfolge, obwohl er noch bei weitem nicht soviel

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