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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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leidenden Werkzeuge, durch welche die furchtbaren Schlüsse des Schicksals vollstreckt wurden, sahen auch die Hochländer Elspat Mac Tavish mehr als solches Schicksalswerkzeug denn als eigentliche Verbrecherin an, und in das Grausen, das sie vor ihr fühlten, mischte sich, bei dem Aberglauben, der in allen Hochländerherzen sitzt, recht Wohl erklärlich, ein Gefühl von Scheu, das gewissermaßen an Ehrfurcht grenzte.
    Ich erfuhr nun weiter von Donald Mac Leish, daß man im ganzen Hochland meine, wer die Kühnheit besäße, solch unaussprechlich elendem Wesen sich zu nahen oder es in seiner Einsamkeit zu stören, den würde schweres Unglück heimsuchen; denn keiner, der solchem Wesen nahe, könne von Ansteckung mit Unglück verschont bleiben.
    Nicht ohne Widerstreben ließ mich deshalb Donald Mac Leish näher zu der Unglücklichen treten. Aber er folgte mir, als ich mir nicht wehren ließ, und war mir beim Abstieg des rauhen Pfades, der zu der ärmlichen Hütte hinunterführte, behilflich. Seine Rücksicht gegen mich mochte ihm wohl helfen, Herr über die bösen Ahnungen zu werden, die ihm als Lohn für solche Dienstleistung Lähmung der Pferde, Verlust von Achsennägeln, Kippen von Kutschen und andere solcher Fährlichkeiten im Postillonsleben vor die Seele führen mochten.
    Ob mich persönlicher Mut in so dichte Nähe von Elspat Mac Tavish geführt hätte, wenn er mir gefolgt wäre, kann ich nicht sagen. Der Eindruck, den dieses Weib auf mich machte, möchte nicht dafür sprechen.
    Auf ihrem Gesichte lag finsterer Trotz, jener Trotz, der sich gegen jeden Einfluß von außen her verschließt, der schweren hoffnungslosen Kummer allein auf sich nimmt und in sich vergräbt, der allem Selbstvorwurf den Stolz entgegensetzt. Vielleicht erriet Elspat Mac Tavish, daß Neugierde, ihre seltsame Lebensgeschichte kennen zu lernen, mich herführe. Vielleicht war sie mir abhold, daß ich mich in ihre Einsamkeit drängte, um aus ihrem Schicksal flüchtige Unterhaltung zu schöpfen. Der Blick, mit dem sie mich maß, sprach nicht von Verlegenheit, sondern kündete Stolz: zu der Last ihres Elends konnte die Meinung der Welt kein Jota fügen, aber die Meinung der Welt konnte auch kein Jota von der Last ihres Elends nehmen!
    Kein Leichnam, kein Marmorbild konnte sich gleichgültiger verhalten gegen meinen Blick, als sie.
    Elspat Mac Tavish war über mittelgroß. Ihr Haar war ergraut, aber noch immer dicht und voll. In den jüngeren Jahren war es tiefschwarz gewesen. Schwarz war auch die Farbe ihrer Augen, und in ihren Augen funkelte jenes wilde, verstörte Licht, das dem Wahnsinn anzeigt.
    Nachdem ich auf dieses Opfer von Schuld und Jammer so lange geblickt hatte, daß ich mich meines Schweigens zu schämen anfing, begann ich, ohne zu wissen, wie ich das Weib anreden solle, meiner Verwunderung darüber Ausdruck zu geben, daß sie sich solch einsame, jämmerliche Behausung gewählt habe.
    Ohne den Ausdruck ihres Gesichts zu ändern, ohne ihre Lage und Haltung zu ändern, schnitt sie mein Mitleid ab durch die finstere Antwort:
    »Tochter der Fremden! Wer erzählte dir mein Leben?«
    Diese Frage legte mir Schweigen auf; ich fühlte, daß ich verachtet wurde gleich allem, was Freude in dieses abgeschlossene Leben zu bringen trachtete. Ohne nochmals das Wort zu nehmen, griff ich in meine Börse, denn Donald hatte mir zugeflüstert, daß sie von Almosen lebe. Aber sie streckte die Hand nicht aus nach der Gabe, auch wies sie die Gabe nicht zurück: es schien, als sehe sie nicht, daß ich ihr etwas geben wolle, oder als sei ihr die Gabe nicht wert, trotzdem es ein Goldstück war im Betrage von sicher des Zwanzigfachen, als ihr sonst angeboten wurde. Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihr das Geldstück auf den Schoß zu legen.
    »Möge Gott Euch verzeihen und Euch erlösen!« sprach ich dabei unwillkürlich.
    Nie werde ich den Blick vergessen, den sie zum Himmel lichtete, und nie den Ton, mit dem sie den Ausruf tat:
    »Mein herrlicher Sohn! Mein tapferer Sohn!«
    Es war die Sprache der Natur. Sie entsprang dem Herzen einer des Sohnes beraubten Mutter.

Zweites Kapitel.
    Elspat hatte, wenn auch ihr Alter in untröstlichen Gram und Kummer versunken war, auch glückliche Tage gekannt. Einst war sie des Hamish Mac Tavish, dem Körperkraft und Kriegstaten den Titel Mac Tavish Mhor gebracht hatten, schönes und glückliches Weib. Mac Tavish Mhors Leben war voll Unruhe und Gefahr, denn er war ein Hochländer vom alten Schlage und führte das

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