Die Hoehle
eingetroffen sind. Wenn wir sie nicht antreffen, werden wir wohl oder übel eine Suchaktion starten müssen. Wir wollen nicht hoffen, dass ihnen etwas Schlimmes zugestoßen ist.«
Der Alte gab den Polizisten die geforderten Daten, die er aus seiner Kladde auf einen Zettel übertrug. Ferner gab er ihnen die Personalausweise der jungen Leute.
Nachdem auch die persönlichen Daten von Tina und Ben aufgenommen waren, verabschiedeten sich die Polizisten, quetschten sich unter größten Anstrengungen in ihren Streifenwagen und fuhren anschließend zum Apartment der vermissten Leute.
Der Alte kennzeichnete die Räder, die Tina und Ben abgegeben hatten, um sie schnell wiederfinden zu können, mit bunten Kunststoffklebestreifen, die er um die Lenker klebte. Anschließend stellte er sie in sein Büro neben die anderen Fahrräder.
»Bitte informieren Sie uns, wenn Sie etwas herausgefunden haben. Wir sind sehr daran interessiert zu erfahren, was mit den jungen Leuten geschehen ist«, bat Ben den Alten und reichte ihm eine Visitenkarte, auf deren Rückseite er die Telefonnummer ihres Apartments geschrieben hatte.
»Hier ist unsere Telefonnummer. Bitte rufen Sie uns an. Falls Sie Hilfe brauchen, rufen Sie uns bitte ebenfalls an. Wir sind sofort zur Stelle. Sie können uns auch gern nachts anrufen, falls es dringend notwendig sein sollte.«
»Oh, vielen Dank«, sagte der Alte und nahm nickend mit der Andeutung einer Verbeugung die nobel aussehende Visitenkarte entgegen.
»Aber trinken sie doch bitte noch ihre Getränke in Ruhe aus. Es wäre zu schade, sie hier verkommen zu lassen. Ihr Magen wird es ihnen danken.«
Die beiden tranken die Gläser in einem Zug leer, ohne dabei Luft holen zu müssen.
Tina musste ein wenig pusten, denn sie hatte noch eine ziemlich große Menge Rum im Glas. Ihre Zunge war überhaupt nicht richtig mit der Alkoholdosis einverstanden und brannte anschließend, als hätte sie ein Stück glühende Kohle daraufgelegt. In ihrem Mund machte sich ein leicht taubes Gefühl breit. Ihre Augen wurden riesengroß und rot, dann fingen sie an zu glänzen und die ersten Tränen rannen ihr über die Wangen. Dummerweise machte sie auch noch den Fehler, den Alkohol durch den Mund einzuatmen. Das führte zu einer Hustenattacke, durch die sie noch weniger Luft bekam.
Als sie endlich wieder vernünftig Luft einatmen konnte, vera bschiedeten sich die beiden von dem Alten und gingen zu ihrem Apartment.
Der Alte musste lachen, da sich Tina ein wenig ungeschickt beim Trinken des starken Rums angestellt hatte. Er wusste, wie der Rum wirkt, wenn man ihn in einem Zug herunterspült.
Am Apartment der vermissten, jungen Leute angekommen stiegen die Polizisten aus ihrem Streifenwagen aus. Es war jedes Mal eine anstrengende Prozedur, denn die schweren Körper wollten viel lieber der Schwerkraft folgen und in den gemütlichen, weichen Polstern des Streifenwagens sitzenbleiben, als die anstrengende Prozedur des Aussteigens über sich ergehen lassen zu müssen. Stöhnend schafften sie es dennoch, sich aus den überaus gut gepolsterten Sitzen des Wagens herauszuwürgen.
»Ich würde vorschlagen, dass wir erst mal anklingeln. Die sind bestimmt längst zu Hause und saufen sich einen über den Durst. Vielleicht haben die im Suff die Räder nicht wiedergefunden und sind einfach abgehauen. Vielleicht wissen sie ja gar nicht mehr, dass sie mit den Rädern unterwegs gewesen waren .«
Die Polizisten gingen die breite Holztreppe, die sich vor dem Apartment befand, nach oben. Die Holzplanken knarrten mächtig unter dem gewaltigen Gewicht, das plötzlich auf ihnen lastete.
Oben angekommen betraten sie die Veranda, die vor allen Apartments entlangführte und alle miteinander verband.
Tom drückte ziemlich lange den Klingelknopf.
Nichts rührte sich.
Er klingelte erneut.
Wieder gab es keine Reaktion auf das Klingeln.
»Hallo! Öffnen sie die Tür, hier ist die Polizei !«, rief er und trommelte mit der Faust gegen die Holztür, die unter den Faustschlägen heftig vibrierte.
Aber außer einer betrunkenen, meckernden Nachbarin intere ssierte sich keiner für die Polizisten. Sie steckte den Kopf durch die Gardine am Küchenfenster, das nach vorn zeigte, und beobachtete die Männer. Tom hatte die Frau noch nicht gesehen.
»Harry, ich glaube, die sind wirklich nicht hier. Langsam b eginne ich, mir ernsthaft Sorgen um sie zu machen.«
»Frag doch mal bei den Nachbarn«, schlug Harry vor, »vie lleicht ist ja jemand zu Hause und
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