Die Hoehle
sich derart massiv verletzt haben, wie es bei uns der Fall war. Waren wir nicht vorhin noch Schwerverletzte mit gebrochenem Arm, Prellungen und Hautabschürfungen?«
»Verflucht, Carla, du hast schon wieder Recht. D ie Verletzungen hatte ich komplett vergessen. Aber was wollen die Wesen bloß von uns? Können sie uns nicht einfach freilassen?«
»Vielleicht mögen sie es nicht, dass wir mitten in ihnen stehen.«
Aus dem Wasser erhoben sich zeitgleich exakt zehn Köpfe. Sie wuchsen weiter nach oben in Richtung Höhlendecke, und das den Köpfen nachfolgende, wasserähnliche Material formte ihren muskulösen Oberkörper.
»Ich kann nicht glauben, was hier passiert! Wenn ich es nicht sehen würde, dann würde ich glauben, dass sind komplett verrückt sind. Übergeschnappt, reif für die Klapsmühle«, sagte John und konnte seinen Blick nicht mehr von den immer größer werdenden Wasserwesen abwenden.
Die drei bekamen vor Staunen große Augen, der Mund stand ihnen weit offen. Sie bekamen kein Wort heraus, als sich aus dem Wasser alle zehn Wesen komplett bis zu den Füßen erhoben hatten. Man konnte nicht erkennen, ob es Frauen oder Männer waren, denn sie hatten keine Geschlechtsmerkmale. Sie sahen eher ziemlich geschlechtsneutral aus. Auch Konturen der Gesichter konnte man nicht erkennen. Sie sahen aus wie Gestalten, die schlechte Künstler mit Kettensägen aus Eis geformt hatten - mit dem Unterschied, dass sie weich und flexibel waren und sich wie Gallertmasse bewegten.
Sie machten nicht unbedingt den Eindruck, als wären sie in der Lage, Berge zu versetzen, dennoch beherrschten sie genau dies in Perfektion. Die gallertartige Masse, aus der sie bestanden, schien ziemlich unstabil zu sein.
Wenn man flach über das Wasser blickte, konnte man bei einigen von ihnen erkennen, dass sie den Kontakt zur Wasseroberfläche verloren hatten. Dies bedeutete, dass sie in der Lage waren, über jegliche Art von Oberfläche zu schweben. Einige erhoben sich sogar und begannen, ihre Gefangenen zu umkreisen. Fliegen konnten sie also auch.
Sie musterten die Menschen peinlichst genau. Ab und zu machte es den Eindruck, als würden sie die Menschen beschnü ffeln wollen. Sie gingen dabei sehr vorsichtig zu Werke, niemand wurde berührt.
Anfangs zogen sie bloß große Kreise um die jeweils auserk orene Person, wobei sie sich nur selten den Menschen richtig näherten. Doch sie schienen immer aufdringlicher und neugieriger zu werden und verkleinerten ihre Kreisbahnen um die Menschen. Stubenfliegen hätten nicht aufdringlicher sein können.
Nun wurden sie zudringlicher, sie berührten die Menschen, zupften an ihnen herum und schubsten sie hin und her. Vermu tlich wollten sie herausfinden, wie stabil diese Menschen waren.
Die drei Freunde schlugen heftig mit den Armen um sich, um die Wesen zu vertreiben, doch diese Gegenwehr war leider nicht von Erfolg gekrönt, denn sie schlugen durch die Wesen einfach hindurch. Die entstandenen Löcher in deren Leibern flossen direkt wieder zusammen.
Die Abwehraktionen der Menschen beeindruckten die Wa sserwesen nicht im Geringsten. Das Gegenteil war der Fall, denn es schien, als hätten sie großen Spaß daran, zerpflückt zu werden und wieder zusammenzufließen.
Jedes Mal, wenn ein Stück aus einem Wesen herausgeschlagen wurde, tanzte es und drehte sich auf der Stelle. Dabei gab es zum Ärger der Menschen einen freudigen Jauchzer von sich. Es schien die drei Freunde regelrecht provozieren zu wollen.
Eines der Wesen bereitete Franklyn besondere Probleme. Während er wie gelähmt vor Angst mit weit aufgerissenen Augen im Wasser stand und sich nicht mehr bewegen wollte, begann ihn ein Wasserwesen ziemlich schnell komplett einzuhüllen. Franklyn konnte sich absolut nicht dagegen wehren, denn für diesen Zweck hätte er sich selbst schlagen müssen.
Das Wesen versuchte, in ihn einzudringen, indem es si ch seine Körperöffnungen zum Ziel machte. Zuerst waren die Ohren an der Reihe, anschließend seine Nase. Franklyn versuchte, seine Körperöffnungen mit den Fingern zuzuhalten, doch das Wasserwesen zupfte an seinen Armen herum und riss sie immer wieder weg, um in die dadurch frei werdenden Öffnungen einzudringen. Es hatte sichtliche Schwierigkeiten, denn Franklyn kämpfte um sein Leben und schlug immer wieder ein Stück der blauen Masse von sich ab. Das Wasserwesen bekam zunehmend Probleme, sich permanent zu rekonstruieren.
Nach einer Weile begannen alle verbleibenden neun Wasse rwesen,
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