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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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mittlerweile fast die Tür erreicht, als diese aufschlug und ein Mann in den Raum schritt, gefolgt von mehreren Offizieren und einer Frau. Der Anführer war hochaufgeschossen und blond. Er sah verblüffend gut aus und bewegte sich so, als gehörte ihm die Welt. Er trug die Farben der Central Domain, die Offiziere ebenso. Die Frau hatte kastanienfarbenes Haar und bewegte sich anmutig, wirkte jedoch müde und gezeichnet. Thegan und Sorn?, fragte sich Martine. Wahrscheinlich.
    Thegan ging zum Fuß des Tisches, und plötzlich wurde dieser, wie ein umgedrehtes Bild, zu dessen Kopf, einfach weil der Mann dort stand. Alle wandten sich ihm zu, um ihn anzuschauen.
    Herausfordernd fixierte er jemanden am anderen Ende des Tisches – nicht einen Kriegsherrn oder ein Ratsmitglied, sondern Safred. »Bist du nun zufrieden?«, fragte er sie. »Hättest du in unserer Familie deine Pflicht getan, wären wir hiervor
gewarnt worden, bevor es passierte!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch, und Safred zuckte zusammen, fasste sich jedoch wieder.
    Cael war bereits auf halbem Weg zum Tisch unterwegs. Martine folgte ihm hilflos, überzeugt davon, dass diese Sache böse enden würde.
    »Nun?«
    »Macht sie nicht für Eure eigene Unfähigkeit verantwortlich«, sagte Cael.
    Thegan wirbelte zu ihm herum, und seine Hand griff an sein Schwert. Er war unrasiert und müde, erkannte Martine, und er war aufs Tiefste, Heftigste wütend.
    Als er bemerkte, dass es kein Offizier war, der ihn beleidigt hatte, hielt er inne und starrte seine Offiziere an, als erwarte er von ihnen, dass sie Cael wegschleiften. Dann begriff er, dass sie sich hier in Turvite befanden, einer freien Stadt, und dass Cael also das Recht hatte, zu sagen, was er meinte. Dass innerhalb der Stadtgrenzen kein Kriegsherr Macht besaß. Martine konnte seine Gedanken förmlich vor sich sehen, da seine Miene erstarrte. Die Frau hinter ihm holte scharf Luft, als wäre sie verängstigt.
    »Ihr seht ein wenig aus wie Euer Bruder«, fuhr Cael beiläufig fort. »Bestimmt sind wir irgendwie miteinander verwandt, da meine Schwester Euren Bruder geheiratet hat.«
    Die Bemerkung nahm Thegan den Wind aus den Segeln, wie es keine andere vermocht hätte. Martine lächelte.
    »Euer Bruder hat es nicht geschafft, sie einzufangen, und Ihr habt kein Recht, es auch nur zu versuchen«, sagte Cael, wobei sein freundlicher Ton in krassem Widerspruch zu seinem scharfen Blick stand.
    Safred stand auf. In Martines Augen sah sie immer noch blass aus, sprach jedoch mit fester Stimme. »Danke, Onkel«, sagte sie förmlich. »Aber ich bin davon überzeugt, dass dieser
Rat Wichtigeres zu besprechen hat als unseren Familienzwist.«
    »Recht hat sie!«, knurrte Merloc. »Was kannst du uns sagen, Quelle der Geheimnisse? Können wir gegen diesen Zauberer und seine Toten bestehen?«
    Thegan und Cael starrten sich nach wie vor zornig an, doch nach einer Weile wandte sich Thegan ab und bewahrte sich seine Würde, indem er so tat, als schätze er Cael als zu gering ein. Martine sah, wie er einem seiner Offiziere einen raschen Blick zuwarf, der daraufhin unauffällig nickte. Wenn dieser Mann in Caels Nähe kam, würde sein Leben nicht mehr lange währen.
    Martine zwang sich dazu, auf Cael zuzugehen. »Komm«, sagte sie. »Lass sie es erklären.«
    Safred nickte, und Cael wandte sich zum Gehen. Nun schwanden ihm alle Kräfte, sodass er sich schwerfällig auf Martines Arm stützen musste.
    Während sich die Türen schlossen, hörten die beiden hinter sich Safreds Warnung. »Die Götter geben uns eine Möglichkeit, die Geisterarmee zu besiegen, doch es wird nicht leicht werden, und wir dürfen den Zauberer erst töten, wenn es geschafft ist. Sonst wäre dies die schlimmste Torheit …«
    Die Frau, die Thegan begleitet hatte, folgte ihnen und setzte sich, auf den letzten Metern zur Tür fast zusammenbrechend, völlig erschöpft auf eine Bank in der Ecke. Martine half Cael auf die Bank neben ihr.
    »Ich bin Sorn«, sagte die Frau und sammelte sich.
    »Meine Lady«, begrüßte Martine sie, und Cael tat es ihr gleich.
    »Ich bin wohl keine Lady mehr, denke ich«, sagte sie bitter. »Sendat ist vom Zauberer eingenommen worden.«
    »Dann wird er bald hierherkommen«, sagte Martine.

    »Sie werden Äxte haben«, sagte Sorn. »Und zwar viele.«
    Martine wägte die Möglichkeiten ab. »Die Steinedeuter von Turvite belegen ihre Türen mit einem Bann gegen Geister«, sagte sie langsam. »Meint Ihr, es ist möglich, eine ganze Stadt mit

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