Die Hoehle der Traenen
Vielleicht hatten sie ja dann doch noch eine Chance.
»Daher haben unsere Wanderer gesagt: ›Das ist unser Zuhause. Geht woanders hin‹«, fuhr Beck fort. »Dem alten Geist, dem großen, gefiel das nicht, aber der Zauberer meinte, wir hätten ein Recht, für uns selbst zu entscheiden. Der Zauberer hat gesagt: ›Sie haben Waffen. Es ist nicht nötig, dass wir für sie kämpfen.‹ Ich glaube, es hat ihn gefreut.«
Leof erhob die Stimme, damit ihn alle hören konnten. »Das habt ihr wirklich gut gemacht. Ihr seid bis jetzt die Einzigen, die ihr Zuhause gerettet haben. Wir müssen Boten in andere Gegenden schicken, um sie von eurem Erfolg wissen zu lassen.« Leiser sagte er dann zu Beck: »Euer Kriegsherr kann das organisieren.«
Beck schüttelte den Kopf. »Coeuf ist nach Turvite geritten, um an dem Rat der Kriegsherren teilzunehmen. Sein Sohn auch. Ich werde das übernehmen.«
»Ich werde die Nachricht in Turvite verkünden«, sagte Leof. »Dort wird man sich darüber freuen.«
Beck grinste. »Wenn sie die Wanderer dazu bewegen können, sie zu unterstützen. Wäre der Steinedeuter nicht mit Acton unterwegs gewesen, hätte ich es schwer gehabt, sie dazu zu überreden.«
Martine
Sie gelangten während einer abendlichen Ebbe in den Hafen von Turvite und glitten auf der Dünung durch den schmalen Kanal, während die Kapitänin schnelle Anweisungen erteilte und die Seeleute in der Takelage wie Zaunkönige in einem Beerengestrüpp auf und nieder sausten.
Ihre Gruppe traf sich an Deck. Safred und Cael wirkten blass, doch der Gedanke, an Land gehen zu können, ließ Safred fröhlicher werden.
»Ich muss in die Versammlungshalle«, sagte Arvid, zu Martine gewandt. »Wirst du mit mir kommen?«
»Nicht sofort«, erwiderte Martine. »Ich habe hier etwas zu erledigen. Ich muss Ranny von Highmark treffen.«
»Sie wird in der Versammlungshalle sein. Sie ist Mitglied des Stadtrates. Wenn so viele Kriegsherren zusammenkommen, wird auch der Rat dabei sein.«
Martine spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. So war es auch gewesen, als sie zuletzt durch Turvite gegangen war und ständig damit gerechnet hatte, dass Ranny ihr ein Messer in den Rücken stoßen würde. Sie hatte zwar keine Ahnung, ob die Frau noch immer vorhatte, sie zu töten, doch es schien wahrscheinlich.
»Also gut, ich werde dich begleiten. Aber die anderen müssen direkt nach Sanctuary.«
Arvid sah sie überrascht an. »Dafür ist es zu spät«, sagte er.
»Zu spät für Geheimhaltung. Wenn die Kriegsherren draußen unter Waffen stehen, sollte mit ihrer Unterstützung alles Notwendige getan werden. Wir werden an Ash und Bramble senden, dass sie nach Turvite kommen sollen.«
Cael schaute ihn freundlich an. »Junge, glaubst du wirklich, dass sie uns glauben werden?«
»Der Quelle der Geheimnisse? Natürlich werden sie ihr glauben!«
Zel weigerte sich zu gehen, und keiner von ihnen übte Druck auf sie aus. Sie hatte vor, Trine zu dem Gasthof zu bringen, den Arvid immer benutzte, das Red Dawn.
Trine hatte ihre alte Schneidigkeit zurückgewonnen und lehnte, wie es schien, alles ab, was mit Turvite zusammenhing – den Lärm, den Fischgeruch, die rumpelnden Handkarren, die Straßenhändler.
»Sie wird sich um mich kümmern«, sagte Zel lächelnd, und die anderen erwiderten ihr Lächeln. Doch als sie vor ihnen die Straße entlangging und Trine führte, weil das Pferd nach der langen Reise auf dem Schiff wackelige Beine hatte, wirkte sie sehr klein.
»Vielleicht solltest du auch in den Gasthof gehen und dich ausruhen«, sagte Safred zu Cael. Er wirkte matt und angeschlagen, schüttelte jedoch den Kopf.
»Ich werde durchhalten. Da sie doch alle gekommen sind …«
»Ja. Mein Onkel wird auch dort sein«, sagte Safred. »Mein Vater vielleicht auch.«
Sie starrte auf das Meer hinaus, ihre Hände ineinander geklammert. Martine vermochte nicht zu sagen, ob sie Angst oder Hoffnung hatte oder einfach nur verwirrt war. Vielleicht alles zusammen. So viel hatte sie nicht mehr geredet, seit der Nebel genährt worden war. Sie musste sie weiter ermutigen.
»Dein Onkel?«, fragte Martine schnell. »Welcher ist das denn?«
»Thegan«, antwortete Safred. »Mein Vater war Masry, sein älterer Bruder, der Erbfolger der Cliff Domain, doch nachdem … Als ich vor ihm flüchtete, verfolgte er mich in die Höhlen, und wir sind dort Höhlenwesen begegnet. Es heißt, er hätte dabei einen Knacks bekommen. Sich verändert. Er wurde sehr religiös und wählte
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