Die Hoehle der Traenen
jeder Zeremonie hin und fand in diesem Gedanken Trost. Er beschützte seine Leute vor dem Bösen, ganz so, wie es seine Aufgabe war.
Bramble
Bramble ritt den ganzen Tag über halb in der Erwartung, Swith selbst werde vom Himmel herabsteigen. Sie hatte das Gefühl, als könne alles geschehen. Beck, den sie gehasst hatte, seit sie denken konnte, war nun ihr Verbündeter. Acton, der Plünderer und Eindringling, war jetzt ihr – nun, vielleicht sollte man es Freund nennen. Windgeister machten besiedeltes Land unsicher. Ash, den sie als kleinen Bruder angesehen hatte, um den sie sich kümmern musste, hatte sich auf die Stufen des Hauses des Kriegsherrn gestellt und eine Rede gehalten, die eine ganze Stadt dazu veranlasst hatte, mit ihnen zusammenzuarbeiten und tätig zu werden.
Und sie selbst ritt nun nach Turvite, um sich einem Zauberer entgegenzustellen, der zu dem finstersten Betrug der menschlichen Geschichte im Stande war. Um sich ihm entgegenzustellen und ihn seiner Macht zu berauben und dann zu töten. Der Frieden, den sie mit dem Jäger im Wald empfunden hatte, war so weit weg, dass sie sich kaum noch daran erinnern konnte.
Acton rannte an ihrer Seite wie ein junger Hirsch, rastlos und auf seltsame Weise beruhigend. Gelegentlich grinste er ihr zu, und obwohl sie es erwiderte, hatte sie das Gefühl, als sei etwas Falsche daran, als zwinge er sich dazu.
Kurz vor der Dämmerung, tief in der South Domain, betraten sie zu Brambles Erleichterung einen lang gezogenen
Waldstreifen. Das sommerliche Grün der Bäume, das Geraschel von Leben, Vogelgeschrei, das alles war ein Segen.
Nach einem einstündigen Ritt stießen sie quer zur Straße auf einen Wasserlauf in einer Lichtung und beschlossen, hier ihr Lager aufzuschlagen.
Bramble striegelte gerade ihren Braunen, als sich ihr die Nackenhaare aufstellten. An dem Vogelgeschrei stimmte etwas nicht. Sie hörte, wie in einiger Entfernung Kuckucke mit ihrem » Ki-ki-ki« Alarm auslösten.
»Achtung«, sagte sie. »Es kommt jemand.«
Sie zogen sich hinter ein mächtiges Stechpalmengestrüpp zurück und warteten. Nach kurzer Zeit kam eine Gruppe Wanderer in Sicht. Es waren jedoch Wanderer von einer Art, wie Bramble sie noch nie gesehen hatte. Es handelte sich um eine große Gruppe, weit größer, als es das Generationengesetz zuließ. Etwa zwanzig, zumeist Männer, dazu ein paar junge Frauen, aber auch eine Familie mit einem kleinen Kind sowie einem Baby im Arm. Sie bewegten sich vorsichtig und trugen Handbeile und Messer als Waffen.
Bramble trat hervor und hob eine Hand zum Gruß. Sie blieben stehen und suchten nach weiteren Menschen in den Gebüschen. Als sie Brambles Hautfarbe bemerkten, entspannten sie sich ein wenig.
»Feuer und Wasser«, begrüßte Bramble sie, sich an die Lektionen ihres Großvaters in Umgangsformen der Wanderer erinnernd.
»Feuer und Wasser und ein Dach im Regen«, erwiderte ihr Anführer. »Bist du allein?«
Sie schüttelte den Kopf, und nun kamen die anderen aus ihrem Versteck. Als die Wanderer Baluch sahen, umklammerten sie ihre Waffen noch fester; als sie Ash sahen, lächelten sie, und als schließlich Acton auftauchte, wirkten sie aufgeregt.
»Gehört ihr zu dem Zauberer?«, fragte ein junger Mann wissbegierig.
»Nein«, antwortete Bramble. »Warum?«
»Wir wollen uns ihm anschließen«, sagte der Anführer. »Wir haben genug.«
»Genug wovon?«, fragte Baluch.
Der Anführer starrte ihn wütend an. »Genug davon, im Bett ermordet zu werden! Wisst ihr, was geschehen ist?«
Bevor die anderen etwas erwidern konnten, antwortete Bramble rasch: »Einiges davon. Aber sich dem Zauberer anzuschließen, ist keine Möglichkeit, um …«
»Es könnte unser Überleben bedeuten!«, rief die Mutter mit dem Baby. »Sie haben meine Schwester und ihre beiden Söhne umgebracht. Für nichts! Gar nichts …« Sie fing an zu weinen. Ihr Mann legte ihr den Arm um die Schultern und sah Bramble und ihre Begleiter finster an, als wären die Tränen seiner Frau ihre Schuld.
»Sie sagen, der Zauberer kann nicht aufgehalten werden. Seine Geister werden uns beschützen.« Er schaute Acton an, wobei er dessen kräftige Gestalt und das Schwert an seiner Seite mit Genugtuung registrierte.
Acton hörte nachdenklich zu und schätzte seinerseits jedes einzelne Mitglied der Gruppe ein, sagte aber nichts.
»Der Zauberer will alle in der Domäne töten, bei denen kein Wandererblut in den Adern fließt«, sagte Ash.
Die Wanderer sahen einander an. Das war etwas
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