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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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voller Humor. »Ja, Mutter«, sagte er.
    »Von dem Tag an, an dem du geboren wurdest, bist du verzogen worden«, sagte sie in gespielt vorwurfsvollem Ton. »Du hast immer alles bekommen, was du wolltest.«
    »Jetzt nicht«, sagte er plötzlich ernst. Er wirkte nun jünger, und sein Blick wies jene unglaubliche blaue Farbe auf. »Das, was ich wirklich haben will, kann ich nicht bekommen.«
    Er meinte sie. Das war klar. Er wollte sie. Aber war es echt, oder war es bloß so, dass er zum ersten Mal nicht einfach die Hand ausstrecken und sich nehmen konnte, was er haben wollte?
    Sie starrte ihn an, wusste jedoch nicht, was sie sagen sollte. Hier vor Baluch und Ash würde sie nicht ihr Herz ausschütten.
    »In eurem nächsten Leben werdet ihr zusammen sein«, sagte Baluch.
    Sie errötete heftig.
    Acton wirkte zunächst überrascht, lachte aber dann. »Ich verspreche es«, sagte er, nun wieder ernst. »In unserem nächsten Leben.«
    Sie bekam kein Wort heraus. Nicht vor den anderen. Aber
sie nickte und spürte dabei, wie ein Hochgefühl in ihr aufstieg und sie mit etwas erfüllte, das ungestümer war als Freude. Sie lächelten beide. Was immer sie miteinander verband, es war so straff wie eine Bogensehne.
    »Ich denke, wir können jetzt gehen«, sagte Baluch zu Ash, und in seiner Stimme klang eine Mischung aus Belustigung und Bedauern mit. Er wirkte älter als zuvor, als habe ihn der Gedankenaustausch erschöpft.
    »Jawohl«, sagte Ash.
    Er nahm Bramble zum Abschied in die Arme, und die warme Berührung war sowohl beruhigend als auch eine Erinnerung daran, wie sich Acton nie für sie anfühlen würde. Sie atmete tief aus, während Ash und Baluch zu dem Teich gingen und sich neben ihn stellten.
    Sie schauten sich noch einmal um und hoben die Hände, dann machten sie einen Schritt in das Wasser und waren verschwunden.
    Bramble sah nach, wo ihrer beider Fußabdrücke endeten, dann wandte sie sich Acton zu.
    Auch der war verschwunden.

Martine
    Martine wollte nicht mehr zurück zu der Ratsversammlung, doch Sorn bestand darauf. »Komm mit mir«, forderte sie sie auf.
    Sie ließen Cael auf der Bank in der Eingangshalle zurück und öffneten die Tür.
    Die Kriegsherren stritten immer noch miteinander.
    »Entschuldigungen werden sie nicht aufhalten!«, sagte Thegan mit Nachdruck. »Er ist bereit, seine eigenen Leute zu opfern, um Rache zu nehmen – glaubt ihr etwa, eine Entschuldigung würde für ihn einen Unterschied bedeuten?«
    Als Sorn höflich hüstelte, wirbelte er herum. Ungeduld stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Meine Lords, Stadträte«, sagte Sorn. »Dies ist Martine, eine Steinedeuterin, die früher hier in der Stadt gelebt hat. Sie hat einen Vorschlag zu machen.«
    »Nun?«, sagte Thegan, Ranny und Garham um ihr Recht beraubend, vor ihm zu sprechen.
    Garhams Miene verschloss sich vor Wut, und irgendwie ermutigte Martine dies. »In Turvite belegen wir die Häuser von Steinedeutern mit einem Bann«, sagte sie ruhig, »um Geister daran zu hindern, sie zu betreten.«
    »Könnt Ihr die ganze Stadt mit einem solchen Bann belegen?«, fragte Ranny.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Martine. »Ich habe es nie
an mehr als meiner eigenen Tür versucht. Aber ich bin nicht der einzige Steinedeuter, der einen solchen Bann verhängen könnte. Wenn wir alle zusammenarbeiten würden …«
    »Gut!«, sagte Garham. »Immerhin ein vernünftiger Vorschlag. Boc, schicke nach den Steinedeutern der Stadt. Ich will, dass sie alle sofort herkommen!«
    Boc eilte beschwingt davon, und um den Tisch herum hellten sich die Mienen auf.
    »Wenn es in Turvite funktioniert …«, sagte Merroc.
    »Dann können wir alle unsere Städte und Dörfer beschützen«, sagte Arvid, Merrics Gedanken zu Ende führend. Er warf Martine einen Blick zu, in dem sowohl Bewunderung als auch Übermut lagen. »Falls unsere Steinedeuter sich denn dazu bereiterklären.«
    »Das werden sie bestimmt«, erwiderte Martine. Was dachte sich dieser Mann eigentlich, etwas anderes auch nur anzudeuten? Wollte er etwa sehen, wie Steinedeuter eingekerkert und zur Arbeit gezwungen wurden?
    »Und dann haben wir ja noch die Quelle der Geheimnisse«, sagte Merroc, sich höflich vor Safred verneigend.
    Safred hob abwehrend eine Hand. »Meine Lords, ich bin weder ein Steinedeuter, noch kann ich einen Bann aussprechen. Ich kann Botschaften von den Göttern übermitteln, und ich kann heilen, aber das ist auch schon alles. Wenn ich helfen kann, dann werde ich das tun, aber verlasst euch

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