Die Hoehle der Traenen
nicht auf mich, wenn es darum geht, etwas mit einem Bann zu belegen.«
Thegan blickte sie finster an, als hätte sie ihn persönlich hintergangen. Die anderen standen auf und streckten sich.
»Es ist sinnlos, hier zu warten, während diese Deuter herbeigeholt werden«, sagte Coeuf und lehnte sich schwer auf den Arm seines Sohnes. »Ich werde in meinem Gasthof sein.«
Die anderen Kriegsherren und Stadträte folgten ihm. Thegan
bedeutete seinen Männern, eine Pause zu machen, woraufhin auch sie den Saal verließen. Nur Thegan, sein Sohn Gabra, Sorn und Safred blieben.
Martine war überrascht von der Ähnlichkeit zwischen Safred und ihrem Vetter. Sie hätten Mutter und Sohn sein können, wenn sie ihn jung bekommen hätte. Auch Safred schaute ihn an, bevor sie ihren Blick auf Thegan lenkte.
Martines seherische Fähigkeiten meldeten sich, und sie trat an Safreds Seite. »Mach es nicht«, flüsterte sie, »sag es nicht, was immer es ist.«
»Ich muss«, sagte Safred. »Es gehört zu dem Muster, das spüre ich.« Sie wandte sich Gabra zu und nickte. »Schön, dich zu treffen, Bruder«, sagte sie langsam.
Er zog die Stirn in Falten. Thegan blieb reglos und mit ausdrucksloser Miene stehen.
»Base«, erwiderte Gabra.
Safred ignorierte ihn und sah Thegan an. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde den Sohn meines Vaters, meinen Bruder, nicht erkennen?«, fragte sie.
Sorn stand noch regloser da als Thegan. Dann holte sie tief Luft und stellte sich ihm mit bleicher Miene und kalten grünen Augen entgegen. »Zeit für uns, ein Kind zu haben, sagtet Ihr. Wolltet Ihr auch für mich den Kuppler machen?«
Ungeduld überwältigte ihn. »Ich habe nicht den Kuppler für sie gemacht! Sie hat immer Masry gewollt, aber er war besessen von dieser grünäugigen Valuerschlampe. Sie hat mich nur als Zweitbesten genommen, und als ich ihr die Chance gab, ihm beizuliegen, hat sie diese sofort beim Schopf ergriffen!«
Gabra stand mit verkniffenem Mund da und sah nun Thegan ähnlicher als je zuvor.
»Und ich?«, wollte Sorn wissen. »Wen hattet Ihr für mich im Sinn?«
Er schaute Gabra an.
Sorn lachte, wobei ihre Stimme hart klang. »Euer Neffe ? Oh, perfekt!«
»Es ist die Blutlinie, die zählt«, knurrte Thegan wütend. »Masry war ohnehin der wahre Erbe – sein Sohn erbt, der Sohn seines Sohnes erbt. So, wie es sein sollte.«
»Als wenn Euch das etwas ausmachen würde!«, gab Sorn zurück. »Wärt Ihr ein Mann gewesen und hättet Eure eigenen Söhne gezeugt, hättet Ihr niemals zugelassen, dass Masry ein Stück Eures Lands bekommt.«
Er schlug ihr so fest mit dem Handrücken ins Gesicht, dass sie zu Boden stürzte. Als er einen Schritt auf sie zumachte, stellten sich sowohl Gabra als auch Martine zwischen die beiden.
Sorn weinte nicht, sondern verfiel in Schweigen. Stumm stand sie wieder auf. »Ich bin die Tochter meines Vaters und die wahre Erbin dieser Domäne«, sagte sie schließlich leise. »Ich verstoße Euch als meinen Gatten.«
Thegan lächelte. »Ihr gehört mir, Frau.«
»Ich hatte in diesen letzten Jahren Zeit, meine Position zu studieren«, fuhr Sorn fort, »da ich keine Kinder hatte, die mich beschäftigt hätten.« Er zuckte zusammen, und ihre Stimme gewann an Stärke. »Es gibt uralte Gesetze, die zwar selten angewendet werden, aber doch Gültigkeit besitzen. Da die Domäne über meine Blutlinie weitergegeben wird und Ihr nicht im Stande seid, mir Erben zu geben, kann ich Euch zum Wohle der Domäne verstoßen und mir einen anderen Gatten nehmen.«
»Vorher bringe ich Euch um«, sagte er. »Ihr wisst, dass ich dies tun werde.«
»Hier ist nicht Sendat. Ihr seid hier kein Herrscher. Wenn Ihr mich ohne Erben tötet, ist der Sohn meines Vetters Coeuf erbberechtigt.«
»Er würde es sich mit Blut nehmen müssen.«
»Es ist bereits genommen worden«, sagte Martine verärgert. »Habt Ihr es vergessen?«
Thegan nickte, den Blick nach wie vor auf Sorn geheftet. »Sie hat Recht. Burgfrieden, bis der Zauberer besiegt ist?« Seine Stimme klang so weich wie Honig, so angemessen wie Regen nach einer Dürre.
Sorn starrte ihn an. Die Röte von seinem Schlag breitete sich auf ihrer Wange aus. Schließlich nickte sie. »Aber ich werde nicht dort schlafen, wo Ihr schlaft«, sagte sie.
»Bleibt bei uns«, schlug Safred sofort vor.
Thegan machte eine wegwerfende Handbewegung und verließ schließlich den Raum. Gabra zögerte zunächst, folgte ihm dann jedoch.
Martine, Sorn und Safred schauten einander an.
»Vertraut
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