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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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niederstrecken, vor allem wenn ihr genug Bogenschützen habt. Es sind keine ausgebildeten Kämpfer, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    Ein Teil von ihm bedauerte es, noch während er es sagte, denn in der Armee gab es auch Frauen und Kinder. Vielleicht würden sie ja nicht kämpfen und konnten gerettet werden.
    »Wir würden es vorziehen, keine Hilfe von Kriegsherren zu erbitten.«
    »Bereitet den Hinterhalt auf Merrocs Boden vor – dann braucht ihr seine Männer nicht in die Stadt zu lassen.« Merroc war der Kriegsherr in der Far South Domain, die Turvite umgab.
    Ranny nickte. »Werdet Ihr die Streitkräfte der Stadt befehligen?«
    »Nicht wenn Ihr Euch Thegan als Freund bewahren möchtet«,
sagte er. »Tatsächlich würde ich es als Gefallen betrachten, wenn Ihr mich ihm gegenüber nicht erwähnt.«
    Ranny ließ diese Information auf sich wirken. Sie nickte. »Einverstanden, erst mal vorläufig, wenn Ihr mich über Eure Aufenthaltsorte informiert haltet.«
    »Was das betrifft, könnt Ihr mir einen Gasthof empfehlen? Ich fürchte, es muss etwas Bescheidenes sein.« Er schenkte ihr jenes Lächeln, das ihm so häufig dabei half, sich Vorteile zu verschaffen.
    Es gelang ihm auch bei ihr. Ihre Mundwinkel zuckten, auch wenn sie sein Lächeln nicht erwiderte. »Das Red Dawn ist kein schlechter Ort«, sagte sie. »Und ich denke, es ist unwahrscheinlich, dass Lord Thegan dort untergebracht ist.«

    Dem Red Dawn war das Personal abhandengekommen. Der Gastwirt musste selbst herauskommen und die Pferde in Empfang nehmen. Dabei entschuldigte er sich und versprach, er werde bei seinem Lord sein, sobald er sie in den Ställen untergebracht und den Stalljungen aufgetrieben habe, der sie striegeln sollte. Er schlug Leof vor, im Gasthofzimmer zu warten, es tue ihm leid, aber es werde ihn dort niemand erwarten, der ihn bewirten könne. Alle seien draußen und damit beschäftigt, an den Verteidigungsanlagen der Stadt zu arbeiten; er hoffe, sein Lord bringe Verständnis dafür auf. Natürlich tat Leof dies.
    Die erste Person, die er sah, als er in den Gastraum trat, war Sorn.
    Sie saß allein an einem Fensterplatz und starrte gen Himmel. Leof hatte sie noch nie untätig gesehen, und einen Augenblick lang glaubte er schlichtweg nicht, dass sie es war. Warum sollte sie hier sein statt in der Versammlungshalle oder in einem teureren Gasthof? Dann entdeckte er die Wölbung ihrer Wange, sah den warmen Schimmer, den das
durch das Fenster einfallende Licht auf ihr Haar zauberte, sah ihre langen, ihre Knie umklammernden Arme, und da wusste er ohne jeden Zweifel, dass sie es war. Es war, als hätte ihn jemand durch einen Schlag seines Atems beraubt; dem Moment des Schocks folgte ein solcher Überschwang an Gefühlen, dass er diese gar nicht benennen konnte. Es trieb ihm die Tränen in die Augen und ließ seine Hände zittern.
    Sie lebte. Sie war hier. Ob Thegan ihn dafür bestrafen würde, war ihm egal – er musste mit ihr sprechen.
    Sie hatte ihn noch nicht bemerkt. Er stellte seine Taschen auf dem Boden ab und ging langsam zwischen den Gasthoftischen auf sie zu.
    Er geriet ein wenig ins Straucheln und schob dabei einen Stuhl über den Boden, sodass ein scharfes Geräusch erklang und sie zu ihm herüberschaute. Er blieb reglos stehen und dachte an nichts mehr, schaute sie bloß an.
    Sorn erwiderte seinen Blick eine Weile mit weit aufgerissenen Augen, und er hatte kaum Zeit, zu überlegen, was er sagen sollte, als sie auch schon aufsprang und auf ihn zugestürmt kam. »Ihr lebt, Ihr seid in Sicherheit! Ihr lebt!«, sprudelte es nur so aus ihr heraus, aus der so ruhigen, so beherrschten Sorn! Er schlang beide Arme um sie und hielt sie fest. Sie berührte mit ihren Händen sein Gesicht und hielt es, dann packte sie seinen Waffenrock und schüttelte ihn ein wenig. »Ihr seid hier !«, sagte sie atemlos.
    Ein Verräter war er bereits. Was bedeutete da ein weiterer Betrug? Doch er konnte es nicht, konnte sie nicht so halten und küssen, wie er es so schmerzlich gern getan hätte. Es war der einzige Funken Ehre, der ihm geblieben war.
    Sie erkannte es in seinem Gesicht. »Ich habe ihn verstoßen«, gestand sie und zog Leof dabei zu sich, sodass sie ihn küssen konnte. »Ich bin frei.«

    Er begriff nicht, wie sie so etwas hatte tun können, doch nun brachen alle Dämme in ihm. Sie küssten sich, als dürsteten sie aufeinander, küssten und hielten sich, und das Verlangen, sie fest an sich zu ziehen, sich zu vergewissern, dass sie wirklich hier

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