Die Hoehle der Traenen
war, war so stark wie das Verlangen, mit ihr ins Bett zu gehen. Er fuhr mit seinen Händen durch ihr langes Haar und hielt ihren Kopf fest, während er sie küsste. Seine Erleichterung, sie lebendig zu sehen, wurde von seinem Verlangen überwältigt, und sie spürte es.
»Kommt«, sagte sie und zog ihn an der Hand die Treppe hinauf.
Sie schafften es nicht mehr bis zum Bett, sondern fielen noch auf dem Boden übereinander her. Ein solches Verlangen hatte er noch nie verspürt, nicht einmal mit Bramble. Es war nicht das Verlangen nach Vergnügen oder Erleichterung, sondern nach Nähe, eins mit jemandem zu sein. Vereint, für immer vereint … Er kämpfte gegen seinen Höhepunkt an, weil dieser der Anfang der Trennung sein würde; er verlangsamte sein Tempo, doch sie ließ es nicht zu und stieß stöhnend seinen Namen aus. Ihre Stimme, sein Name, löste eine Lawine an Lust und Tränen, Freude und stechendem Schmerz in ihm aus. Er hielt sie umklammert, flüsterte nun seinerseits ihren Namen und spürte, wie ihr die Tränen kamen, während ihr Körper den seinen umklammerte.
Sie lagen in einem Wust von Kleidern, nach wie vor halb angezogen, und spürten kalte Luft, warme Haut und sich abkühlenden Schweiß. Beide zitterten, überwältigt von ihren Gefühlen.
Er hatte immer geglaubt, Bumsen sei Bumsen, ganz gleich wer die Partnerin war, immer gut, immer in Ordnung. Er verstärkte den Druck seiner Arme um Sorn, woraufhin sie leise ein sonderbares befriedigtes Prusten ausstieß, das ihn zum Lachen brachte.
Sie sah zu ihm auf und lachte ebenfalls. Dann schwiegen sie beide. »Zu viel Verlangen seit zu langer Zeit«, sagte sie schließlich.
Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und sagte: »Ich liebe Euch.«
Sie schloss die Augen, als habe sie Schmerzen, woraufhin er zusammenzuckte und sich fragte, ob er sie völlig falsch verstanden hatte. Dann drückte sie ihre Stirn in die Wölbung seiner Schulter, und er merkte, dass sie weinte. Er wischte ihr zärtlich die Tränen ab, bis sie schließlich wieder den Kopf hob.
»In meinem ganzen Leben hat noch nie jemand diese drei Worte zu mir gesagt«, gestand sie.
»Eure Eltern aber doch bestimmt!«
»Meine Mutter ist im Wochenbett gestorben. Mein Vater war … kein liebevoller Mensch.«
»Eure Amme?«, brachte er vor. »Eure Zofe?«
»Sie haben gewechselt, je nachdem, wer Leibeigenschaft schuldig war.«
Die Vorstellung eines einsamen kleinen Mädchens, das in einer Festung ohne Trost oder Zuwendung aufwuchs, entsetzte ihn.
»Wie seid Ihr dann so wunderschön geworden?«, rief er aus.
Sie lachte befreiter, als er es je bei ihr gehört hatte. Dann wurde sie wieder ernst. »Den Göttern sei Dank«, sagte sie. »Sie waren meine Zuflucht.«
Die Worte holten sie beide wieder in die Gegenwart zurück und führten ihnen auch deren Gefahren vor Augen.
»Es gibt eine Menge, von dem Ihr nichts wisst«, sagte sie.
Während sie sich ankleideten, gab sie ihm alle Informationen weiter, die sie hatte, darunter auch den Plan, Actons Geist zum Leben zu erwecken.
»Die Quelle der Geheimnisse sagt, Bramble ist auf der Suche nach seinen Knochen.« Sorn tat so, als falte sie ein Schultertuch, schaute ihn dabei jedoch von der Seite an.
Er ertappte sie dabei. »Macht Ihr Euch Gedanken über sie und mich?«, fragte er. »Es gab eine Nacht, vor langer Zeit, und dann keine wieder.«
Sie entspannte sich und fuhr mit ihrem Bericht fort, wobei sie mit Thegans Absicht endete, Gabra dazu zu bringen, mit ihr ein Kind zu zeugen. An dieser Stelle blieb Leof starr stehen, erfüllt von dem Verlangen, Thegan aufzusuchen und ihn zu töten.
Sie trat zu ihm und nahm seine Hände. »Ich habe ihn verstoßen«, sagte sie. »Vor Zeugen, darunter die Quelle der Geheimnisse. Wenn das hier vorbei ist, werde ich mir einen neuen Gatten suchen.« Sie lächelte ihn kokett an, ein Ausdruck, den er noch nie bei ihr gesehen hatte. »Wen ich mir wohl aussuchen werde?«
Er lachte, wurde jedoch rasch wieder ernst. »Man darf uns nicht zusammen sehen, sonst wird Thegan behaupten, Ihr hättet ihn nur verstoßen, um mich an seiner Stelle zu nehmen, und ich bin ein Verräter, zum Tode verurteilt. Ich werde mir einen anderen Gasthof suchen.«
»Nein«, sagte sie und blinzelte langsam. »Ihr werdet Euch ein anderes Zimmer nehmen, aber Ihr werdet hierbleiben.«
Es war die Tochter des Kriegsherrn, die hier sprach, und spontan wollte er ihr Folge leisten, doch er musste sie davon überzeugen, dass es gefährlich für sie
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