Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
Vom Netzwerk:
leidenschaftliches Lied.
    »Geister des Felsens, kommet nicht in mein Haus«, sang er und ließ all seine Kraft bis in die unterste Schicht des Zaubers fließen. All seine Liebe, all seine Hingabe für Safred, sein ganzes anständiges, freundliches, frohes Leben. Das Leben von jemand ohne Gaben, ohne Macht, ohne irgendetwas außer den jetzigen Umständen, die ihn zu jemand Besonderem machten. Das Leben von jemand, der ein ganz gewöhnlicher Ehemann und Vater hatte sein wollen, bis ihm dieses Leben entrissen worden war. Ash spürte, wie es sich auflöste, erwies ihm seine Ehre, beneidete ihn. Es hätte nicht gereicht. Ashs seherische Fähigkeiten bedeuteten ihm, dass es nicht gereicht hätte; doch als sein Leben herausströmte, wich mit ihm noch etwas anderes, nämlich die übrig gebliebene Macht des Waldes, die dafür gesorgt hatte, dass seine Verletzung nicht verheilte, die ihn langsam getötet hatte. Diese Macht reichte tief hinunter, tiefer noch als der Fluss, und mit Caels Tod wich diese Macht von ihm, bohrte sich in die Erde und kehrte über eine Route nach Hause zurück, die
sogar noch tiefer reichte als die vierte Schicht. Dieser Speer der Macht nahm Caels Kraft mit sich hinunter, tief genug, stark genug, um bis zu den Rissen zu gelangen.
    Dann starb Cael, und sein Körper sackte gegen Ashs Schulter. Danach vergrößerten sich die Risse in der untersten Schicht nicht weiter.
    Und die Höhlenwesen waren verschwunden. Ash seufzte erleichtert auf. Er holte tief Luft und trat zurück, ein gutes Stück weg vom Altar. Martine schüttelte den Kopf wie ein Hund, der gerade aus dem Wasser kam.
    Safred rieb sich die Augen. Ihr Gesicht war aschfahl. »Er ist noch nicht ganz repariert«, brachte sie mit Mühe hervor. Sie war bemüht, sich weiter auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Ash wollte ihr auf die Schulter klopfen, befürchtete jedoch, dies könne ihr den Rest ihrer Selbstbeherrschung rauben. »Diese unterste Schicht fängt wieder an auszufransen.«
    Unter ihnen brach die Erde auf.
    Ash taumelte, geriet ins Stolpern und fiel auf den Rücken. Er rollte sich ab, wie man es ihm beigebracht hatte, und kam mit dem Messer in der Hand wieder auf die Beine. Doch natürlich war hier kein menschlicher Feind, dem er sich hätte entgegenstellen können. Safred war auf die Seite gefallen. Er half ihr auf und zog sie weg von dem Altar. Martine wich auf der anderen Seite des Altars von ihm zurück.
    »Sie kommen!«, schrie Safred.
    Der Boden um den schwarzen Fels geriet in Aufruhr, schwankte und zerbarst, wobei Pflastersteine herumflogen und sich Erdhügel auftürmten und wieder zerfielen. Dann schüttelten sich einige dieser Hügel und nahmen die dunklen Umrisse von Höhlenwesen an, in dem gleißenden Sonnenlicht schwer zu erkennen. Zuvor hatten sie sich langsam bewegt, nun aber waren sie viel schneller, als liefe ihnen die Zeit davon.

    Die Götter schwiegen. Die Höhlenwesen drängten sich um den Altar, und dieser versank nun allmählich im Erdboden, so wie ein sinkendes Schiff im Meer untergeht.
    »Nein!«, schrie Lady Sorn, so als werde ihr das Herz aus der Brust gerissen.
    Es ging so schnell, dass Ash keine Zeit hatte, sich zu bewegen. Der Altar, auf dem noch immer Caels Leiche lag, wurde von der Erde verschluckt und verschwand innerhalb weniger Momente; die Höhlenwesen folgten ihm und hinterließen den Erdboden unter der Eiche so, als wäre er für eine Bepflanzung umgegraben worden.
    Der Baum selbst schien unversehrt zu sein. Alles war genau gleich geblieben, nur der Altar war verschwunden.
    Sorn sank auf die Knie und weinte.
    Ash, Safred und Martine gingen zu der Stelle, wo er gestanden hatte, und starrten hilflos auf den Boden. Wohin hatten sie ihn mitgenommen? Dann kniete sich Martine nieder und wischte ein wenig Erde beiseite. Ein Teil von Caels Stiefel wurde sichtbar. Safreds Gesicht wirkte plötzlich zehn Jahre älter, als sie in Wahrheit war.
    »Sie haben ihn begraben«, sagte Martine. »Als Zeichen des Respekts, denke ich. Aber dieser Altar …«
    »Das ist es, was die Götter befürchtet haben«, flüsterte Safred vor sich hin. »Der Zauberer hat das Abkommen gebrochen – die unterste Schicht hat die Höhlenwesen ferngehalten.« Sie wandte sich um und schaute Ash mit ihren grünen, geweiteten Augen, die sich von ihrem weißen Gesicht abhoben, an. »Wir müssen ihn besiegen und das Abkommen neu abschließen. Sonst zerfällt die Welt für alle. Auch für die Wanderer.«

Bramble
    »Unternimm doch etwas!«, schrie

Weitere Kostenlose Bücher