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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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hier zurück«, sagte sie und war sich dabei nicht sicher, ob sie zu Ash oder zu Acton sprach.
    Ash nickte dankbar und legte seine andere Hand auf die Brosche. Als seine Finger das kalte Metall berührten, zitterte er leicht. »Acton, ich rufe dich zurück aus der Dunkelheit jenseits des Todes«, sagte er und fing an, mit der Stimme eines Heilers zu singen.
    Die ersten Töne erklangen stockend, doch als Baluch vortrat und ihm seine Hand auf die Schulter legte, gewann seine Stimme an Stärke, bauten sich Töne und Worte auf, sammelten Kraft und Autorität.
    Es fühlte sich unwiderstehlich an. Die Worte waren ihr nicht vertraut, auch wenn sie Fetzen der Sprachen auffing, in denen Gris, Asa und Hawk geredet hatten. Die Noten waren
nicht wirklich eine Melodie, wirkten eher wie eine Unterhaltung, wie ein Singsang statt wie ein Lied.
    Ash zitterte am ganzen Körper, doch er umklammerte das Messer in seiner Hand nur noch fester und hob es empor. Dann löste er seine andere Hand von der Brosche und hielt sie über die Knochen. Er schnitt mit dem Messer in seinen Handteller, und Blut spritzte über die Knochen.
    Bramble hielt den Atem an. Ihr war, als wanke sie. Ashs Stimme stieg bis zu einem Höhepunkt an und verharrte dann auf einer hohen Note, die dazu führte, dass das Echo immer wieder nachklang. Bramble starrte die Knochen so intensiv an, dass ihr die Augen brannten.
    Nichts geschah.
    Das Blut tröpfelte auf den Schädel und sickerte durch die leeren Augenhöhlen auf den Schal. Ein kleiner, ein wenig verrückter Teil in Bramble machte sich Sorgen über die Blutflecken auf dem Schal; sie dachte an alles Mögliche, an Blutflecken, Waschen, die Kälte des Steinbodens, die ihr in die Knochen fuhr, an alles andere, um nicht die Möglichkeit in Betracht ziehen zu müssen, dass alles, was sie unternommen hatten, umsonst gewesen sein könnte. Dass sie ihn nie wieder sehen würde.
    Ash seufzte und lehnte sich zurück. Seine Miene blieb ausdruckslos.
    Eine längere Zeit sagte niemand etwas.
    »Also«, sagte Medric, »war es das?«
    »Es war nicht vollständig«, meinte Baluch sanft.
    Bramble musste an Tern auf den Klippen von Turvite denken und daran, dass auch sie selbst das Gefühl gehabt hatte, dass Terns Zauberspruch Gefühl fehlte, eine Gefühlsregung, die über das Verlangen nach Rache hinausging. »Du musst ihn wirklich zurückwünschen«, sagte sie, wobei ihre Stimme ein wenig zitterte. Sie holte tief Luft, um sie wieder
unter Kontrolle zu bekommen. »Und das willst du gar nicht, oder?«
    »Natürlich will ich!«, sagte Ash. »Wir brauchen ihn doch.«
    »Aber du hasst ihn«, sagte sie. Ash starrte sie an, und Baluch starrte ihn an, als überrasche ihn die Vorstellung.
    »Natürlich hasse ich ihn«, sagte Ash ungeduldig. »Er ist in mein Land eingefallen und hat mein Volk abgeschlachtet.«
    »Nein, nein, so war das aber nicht!«, protestierte Baluch.
    »Doch, so war es«, sagte Bramble. Sie war nicht gewillt, zuzulassen, dass Baluch Acton in rosaroten Farben malte, ganz gleich wie sehr sie ihn liebte.
    »Du warst nicht dabei …«, begann Baluch.
    »Ach nein?«, konterte Bramble. »Dann habe ich zwei Worte für dich, Baluch, Sohn von Eric, der nie an Massakern teilgenommen hat. River Bluff.«
    Baluch verstummte. Er starrte sie an, als wäre sie die Quelle der Geheimnisse persönlich. Bramble überkam ein kurzer Anflug von Sympathie für Safred. Dieser Blick führte dazu, dass sie sich nicht gänzlich als Mensch fühlte.
    »Es hat Massaker gegeben«, sagte Bramble leise. »Ganze Ortschaften, in denn die Menschen getötet oder enteignet wurden. Er wollte T’vit, nicht wahr, und er hat alles getan, um es auch zu bekommen. Also erzähl mir nicht, Ash hätte keinen Grund, ihn zu hassen. Jeder, in dessen Adern Wandererblut fließt, hat Grund, ihn zu hassen.«
    »Du eingeschlossen?«, fragte Baluch.
    »Auch ich habe Grund dazu«, erwiderte Bramble. »Doch das alles spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass wir ihn zurückholen.«
    »Das Problem ist, dass das Lied in seiner Mitte eine Erinnerung braucht oder ein wahrhaftiges Verlangen«, sagte Ash. »Und ich habe weder das eine noch das andere.«

    »Ich könnte dabei helfen«, bot sich Baluch an, »aber zwei Sänger zu haben, könnte das Lied disharmonisch klingen lassen.«
    »Ich werde es tun«, sagte Bramble.
    »Du?« Baluch sah sie verblüfft an. »Du erinnerst dich an Acton?«
    Jetzt wurde es ihr zu viel. »Besser als du«, zischte sie. »Du hast ihn zu diesem Treffen mit

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