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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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ihrem Kopf rauschte. »Der See hat dich auf einer Reise durch die Zeit hierher gebracht.«
    Baluchs Augen leuchteten vor Neugier und einer Art Vergnügen, so als genieße er es, dass ihn jemand kannte.
    »Oft«, sagte er. »Ich habe mir meine Falten ehrlich verdient, aber ich habe sie mir bei einem Dutzend verschiedener Reisen erworben, wann immer sie mich brauchte. Ich bin von einer Zeit zur anderen gehüpft wie ein Stein über Wasser. Aber woher kennst du mich?«
    Während sie versuchte, eine Erklärung zu finden, knickten ihr nun doch die Beine ein. Bramble sank mit zitternden Knien auf einen Fels.
    »Dank der einheimischen Götter«, sagte sie schließlich. »Sie haben mir dein Gesicht gezeigt.« Das entsprach der Wahrheit, auch wenn es auf schmeichelhafte Weise nicht die ganze Wahrheit war. Aber wie sollte sie den Obsidian Lake und ihre eigenen Reisen durch die Zeit erklären? Baluch lächelte, als könne er einiges von dem, was ihr gerade durch den Kopf ging, in ihren Augen sehen. Sie erwiderte sein Lächeln,
wobei sie eine übergroße Freude überkam. Noch jemand, der sich erinnerte … Es war eine Art von Nachhausekommen, in Baluchs blaue Augen zu schauen, wie sie es getan hatte, als sie Ragni war oder auch das Mädchen auf der Bergwiese.
    »Wer ist er?«, fragte Medric sie mit sanfter Stimme, während Baluch leise zu Ash sprach. Ash stand kerzengerade und Missbilligung ausdrückend da, hörte aber zu.
    Was immer Baluch zu ihm sagte, überzeugte ihn nicht. Er schüttelte den Kopf, woraufhin Baluch sich auf den Schenkel schlug und die Stimme hob. »Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, das Seevolk zu beschützen, von einem Angriff bis zum nächsten!«, sagte er. »Frage sie!«
    Er hielt einen Moment inne und wartete. Endlich nickte Ash, aber seine Miene spiegelte seine aufgewühlte Stimmung wider. Das konnte Bramble verstehen. Immerhin war Baluch in alles verwickelt, was Acton getan hatte. Es war nicht einfach, seinem Feind gegenüberzustehen und festzustellen, dass er doch kein Monster war.
    Baluch klopfte Ash auf die Schulter, etwas, was er und Acton häufig gemacht hatten. Brambles Herz blieb einen Moment stehen.
    »Baluch. Du weißt schon … aus den alten Geschichten, Actons Freund«, sagte sie zu Medric.
    »Bockmist!«, rief Medric aus. »Der ist doch tot!«
    »Offenkundig nicht.«
    Das war wohl ein wenig zu viel für jemand, dessen Leben bis gestern so solide und vernünftig gewesen war, wie ein Leben nur sein konnte, dachte sie. Aber er war derjenige, der sich in Fursey verliebt hatte, also konnte er auch Außergewöhnliches akzeptieren, wenn er wollte. Er würde es müssen. Der Trick bestand darin, ihn zu beschäftigen. Und sie sollten alle tätig werden, denn Ash war hier und sie auch,
und dann … »Ich habe die Knochen«, rief sie Ash zu. Bei dem Gedanken, was zu tun sie im Begriff standen, bekam sie ein flaues Gefühl im Magen. Aber sie ignorierte es und stand auf, wobei sie sich konzentrieren musste, um auf den Beinen zu bleiben. »Hast du die Lieder?«
    Ash zögerte. Er sah Baluch an, und nun verschwand jede Spur von Feindseligkeit und machte dem Bedürfnis Platz, zu helfen.
    »Es gibt da Lieder …«, sagte Ash langsam. »Aber es sieht so aus, als reichten sie nicht … nicht allein.«
    »Als Tern, die Zauberin, die Geister von Turvite herbeirief, um gegen Acton zu kämpfen, benutzte sie ihr eigenes Blut«, sagte Bramble. »Sie sang das Lied, schnitt sich dann und verspritzte das Blut über die Leichen.«
    Ash zog die Brauen hoch. »So heißt das aber nicht in der alten Sage. Dort heißt es bloß, dass sie die Geister von Turvite erweckt hat, um gegen Acton zu kämpfen, und dann von der Klippe gesprungen ist.«
    »Ihr Name war Tern?«, fragte Baluch. »Ich erinnere mich an sie. Aber wie Ash schon sagte, sie ist gescheitert.«
    »Sie ist darin gescheitert, ihnen die Kraft zum Kämpfen zu geben«, korrigierte ihn Bramble. »Aber sie hat die Geister sehr wohl erweckt, und das ist es, was wir auch tun wollen.«
    Sie kniete sich hin, zog sich die Jacke aus und breitete sie auf einer flachen Stelle auf dem Boden aus. Dann griff sie mit einer Hand bis auf den Boden der Satteltasche und holte den roten Schal heraus. Er war das Symbol der Wiedergeburt, und vielleicht würde er ja nun dabei helfen, Acton zurückzuholen. Sie breitete ihn auf ihrer Jacke aus.
    Ihr Herz stockte. An dem Schal, in seinen Falten, hafteten Haare. Es waren Pferdehaare, vom Rotschimmel. Sie hatte sie sich zu oft von ihren

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