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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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verantwortlich dafür waren.
    »Nicht den Landungssteg auslegen!«, rief die Kapitänin.
    Rumer und Rawnie, die ihn schon in der Hand hielten, legten ihn wieder zu Boden. Die Matrosen an den Schiffstauen ließen diese ein wenig locker hängen, damit die Leute auf dem Dock das Schiff nicht berühren konnten.
    »Kapitänin! Kapitänin! Ich kann bezahlen, den ganzen Weg bis zu den Wind Cities!«

    »Nehmt meine Kinder, wenn ihr mich nicht mitnehmen wollt!«
    Sie schrien und bettelten sie an, wurden immer erregter, bis die Kapitänin die Hände in die Höhe streckte, um für Ruhe zu sorgen. Allmählich verstummten sie, und auf ihren Gesichtern zeigte sich eine Mischung aus Besorgnis und Hoffnung.
    »Wir segeln nicht zu den Wind Cities«, rief sie. »Wir reisen nach Turvite.«
    Erneut begannen die Menschen zu schreien. »Ihr seid verrückt! Ihr seid Narren! Dorthin werden die Geister gehen, so sicher wie das Feuer brennt! In Turvite lieben sie Geister!«
    Die Kapitänin blieb einfach stehen, und ganz allmählich löste sich die Menschenmenge auf, wandte sich einer nach dem anderen wieder mit schweren Schritten und hängenden Schultern seinem Zuhause zu.
    Der Einzige, der stehen blieb, war ein alter, grauhaariger Seemann. Er sagte: »Ich will lieber dort sein, wo sie wissen, wie man mit Geistern umgeht«, und spuckte dabei aus, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Na gut«, sagte die Kapitänin und warf ihm ein Tau zu, damit er an Deck klettern konnte. »Vielleicht brauchen wir ja noch einen zusätzlichen Steuermann«, fügte sie in Richtung Arvid hinzu. »Das Gewässer um Turvite ist zu dieser Jahreszeit, wenn sich die Strömung verändert, mitunter rau.«
    Der Hafenmeister trat aus seinem Haus und veranlasste das Löschen der Ladung sowie das Wiederauffüllen der Vorratskisten und Wasserfässer des Schiffs.
    Safred war als Erste vom Landungssteg herunter und setzte sich dankbar auf eine Lattenkiste. »Wenn sich mein Magen erst einmal beruhigt, kann ich vielleicht sogar etwas essen«, sagte sie, halb im Ernst und halb im Spaß.
    Apple und die beiden anderen Kaufleute machten sich auf
den Weg in die Stadt. »Ich weiß nicht, was für eine Art Handel wir hier treiben werden«, rief sie Arvid noch zu. »Wer Angst hat, hält die Hand auf seiner Geldbörse.«
    Dennoch wirkte sie recht vergnügt, und ihr blondes, zu einem langen Zopf gebundenes Haar schwang hin und her. Sie wirkte jünger, als es in der Plantage der Fall gewesen war, dachte Martine. Wahrscheinlich lag das daran, weil sie sich nicht um alle anderen kümmern oder Essen kochen musste. Oder die schweren Jacken tragen musste, die man in der Last Domain brauchte. Nun, da sie so weit im Süden waren, dass sie ihren Filzmantel wegpacken konnte, fühlte sich Martine selbst auch viel freier.
    Arvid trat hinter Martine und legte ihr die Arme um die Taille. Ein sinnlicher Genuss breitete sich in ihr aus. Sie unterdrückte ein Lächeln.
    »Gehst du nicht in die Stadt?«, fragte er.
    »Ich denke darüber nach«, erwiderte sie. »In unruhigen Zeiten kann ein Steinedeuter gutes Geld verdienen. Aber mit dem gleichen Stein kann sich ein Steinedeuter auch eine Menge Ärger aufhalsen, wenn die Antworten nicht jedermann zusagen.«
    »Dann bleibe bei mir«, hauchte er ihr ins Ohr. »Ich habe hier keinerlei Pflichten. Apple und ihre Freunde übernehmen den Handel. Ich erscheine dann bloß hinterher zum Festmahl, damit unsere Kunden sich damit brüsten können, mit dem Kriegsherrn zu Abend gegessen zu haben.«
    Martine schnaubte. »Da gibt es nicht viel, mit dem man sich brüsten könnte.«
    »Nicht da, wo ich sitze«, stimmte er ihr zu und knabberte an ihrem Ohr. Sein heißer Atem ließ sie dahinschmelzen.
    »Ach, na gut«, sagte sie, Widerstreben vortäuschend. »Ich glaube, im Moment habe ich auch nichts anderes zu tun.«
    Lachend zog er sie an der Hand den Niedergang herunter
in seine Kabine. Während sie auf die Koje stürzten, hörte sie das dumpfe Geräusch, mit dem Trines Hufe auf die Laufplanke schlugen, dazwischen Zels Schritte. Also ging es ihnen gut, und sie konnte sich Arvid ganz hingeben.

    Erst als es schon Nacht war, verließen sie die Kabine wieder.
    Safred und Cael nahmen auf Deck ein spätes Abendessen zu sich. »Nur etwas Leichtes«, sagte Safred. »Mein Magen hat sich noch immer nicht beruhigt.« Es waren mehr Seeleute an Bord, als sie erwartet hatte. Verschwanden Seeleute denn nicht sofort in Gasthöfe und Hurenhäuser, wenn ihr Schiff im Hafen lag?
    Rumer

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