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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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und Rawnie tranken mit Zel in Trines Schiffsraum Tee, während Zel die Stute striegelte. Martine stellte ihnen ein paar Fragen.
    »Alles ist verschlossen«, erwiderten sie. »Das Hurenhaus ist zwar geöffnet, aber der Gasthof schenkt an Fremde nichts aus. Der einzige Ort, an dem wir ein braunes Bier bekamen, war die Hütte eines Wanderers, draußen am Stadtrand, und das ist nicht gerade der beste Ort, an dem zwei Frauen trinken sollten. Es gab dort jede Menge Jungspunde, es stank nach Bier und Pisse, und dann halten die sich noch für den Hahn auf dem Misthaufen. Und sie bedienen dort keine Blonden, also bekommt der Großteil der Besatzung nirgendwo was zu trinken. Da können sie auch gleich hierbleiben.«
    Martine und Arvid traten beiseite und schauten auf die Stadt. Viele Fensterläden waren fest verschlossen, kein Mensch ging durch die Straßen. Martine war schon häufig in Mitchen gewesen und hatte die Stadt als eine solche in Erinnerung, in der die Bewohner wie in Turvite ihre Sommernächte auslebten. Diese stumme Anspannung beunruhigte sie zutiefst.

    »Haben wir von Apple und den anderen etwas gehört?«, fragte sie die Kapitänin.
    »Nein, aber ich würde mir keine Sorgen machen. Wir haben diese Reise schon ein Dutzend Mal unternommen. Die Kaufleute bleiben immer lange weg.«
    »Aber normalerweise schicken sie nach mir, damit ich zum Abendessen nachkomme«, meinte Arvid. Er wirkte besorgt. »Holly, Beetle, zum Einsatz, sofort!«
    Seine Wachen hatten hinten im Schiff gewürfelt. Nun warfen sie den Becher hin, sprangen auf und rannten an Arvids Seite.
    »Wir werden nach den Kaufleuten sehen«, sagte Arvid. »Bleibt in meiner Nähe.«
    »Ich komme lieber mit«, sagte Safred, deren Augen in der Dunkelheit geweitet waren und in dem Licht der an den Hauptmast gehängten Laternen glänzten. »Ihr werdet mich vielleicht brauchen.«
    Die Wachen überprüften ihre Waffen und richteten ihre Uniformen. Dann folgten sie Arvid den Landungssteg herunter. »Bestimmt sind sie in der Versammlungshalle«, sagte er.
    Safred ging ihnen hinterher, und auch Martine folgte ihnen. Arvid schaute sich um, und als er sie sah, machte er den Mund auf, um ihr zu befehlen, sich wieder an Bord zu begeben. Sie erkannte den Augenblick, in dem er begriff, dass er nicht das Recht dazu hatte, ihr Anweisungen zu erteilen – schon gar nicht in einer freien Stadt! -, und er den Mund mit einigem Unmut wieder schloss.
    Sie lächelte bitter. Das gefiel ihm also nicht. Es geschah ihm nur recht, dass er sich in eine Außenseiterin verliebt hatte.
    Seine Wachen hatten sich um sie formiert, ihre Hände ruhten auf ihren Schwertern, obwohl der Einsatz von Waffen
Gefolgsleuten von Kriegsherren in einer freien Stadt nicht gestattet war. Martine stellte fest, dass sie froh über die Männer war, und überlegte, dass es selbst für einen Wanderer nicht viel bedurfte, sich auf die Seite des Stärkeren zu stellen, wenn Gefahr drohte. Falls Gefahr drohte.
    Ihre seherischen Fähigkeiten halfen ihr nicht weiter. Doch geschahen eine Menge Besorgnis erregender Dinge, ohne dass ihre seherischen Fähigkeiten sie davor warnten. Sie kamen nur dann zum Tragen, wenn die Götter das Ereignis für wichtig hielten.
    Durch die stille Stadt zu gehen, war nervenzermürbend, wie ein Traum, der im Begriff war, sich in einen Albtraum zu verwandeln.
    Sie waren erleichtert, als sie Geräusche hörten, die aus der Stadtmitte nahe der Versammlungshalle kamen, Stimmen, Gesang, Rufe. Sie beschleunigten ihre Schritte.
    Es waren Männerstimmen, die kurze Passagen aus Trinkliedern sangen: »Tötet sie alle, tötet sie alle!«, brüllten sie. Das war der Refrain eines der bekanntesten Lieder über Acton. Sie rechnete damit, eine Menschenmenge von kräftigen Blonden und Rothaarigen vorzufinden, die auf den Stufen der Halle saßen und ihre Krüge schwenkten.
    Sie bogen um die Ecke zum Markplatz. Hier standen keinerlei Stände mehr; diese waren allesamt zusammengepackt worden, und die Gasthäuser waren geschlossen, ebenso die Versammlungshalle.
    Es befanden sich aber auch keine Menschen auf dem Platz. Das einzige Lebenszeichen bestand darin, dass die Laternen, die an den Wänden neben den Türen der Versammlungshalle hingen, zerschlagen worden waren und aus ihnen Öl auf die Ziegelsteine tropfte.
    Der Gesang setzte sich fort. Er drang aus einer Straße, die bergan aus der Stadt herausführte.

    Arvid zögerte. »Wir sollten in der Halle fragen«, sagte er.
    Plötzlich hörte der Gesang auf und

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