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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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einen Helden seiner Kindheit sah. Ash stand gleich neben Bramble, mit finsterem Gesicht und vor Wut schäumend, nun, da er den Feind seines Volkes vor sich hatte. Acton brauchte einfach nur dazustehen, dachte Bramble, und schon schuf er sich einfach so Gefolgsleute und Feinde; so war es sein ganzes Leben lang gewesen. Sogar Baluch stellte Loyalität über Freundschaft – er hätte Actons Anweisungen auch dann befolgt, davon war sie überzeugt, wenn sie ihrer beider Tod bedeutet hätten. Ob Acton jemals einen Menschen gekannt hatte, der weder sein Gefolgsmann noch sein Feind war?
    So wie es bei den Geistern von Turvite gewesen war, als Tern sie erweckt hatte, schien auch er zunächst ein wenig verwirrt und sah sich blinzelnd um. Er ließ seinen Blick über Medric, Baluch und Ash gleiten und ging dann auf sie zu. Und lächelte. Ihr Herz machte einen Satz, denn es war dasselbe Lächeln, wie er es ihr auf dem Hang geschenkt hatte,
in jenem einen Moment, in dem er und sie am gleichen Ort zur gleichen Zeit lebendig gewesen waren. Es war ein Lächeln der Verheißung, der Komplizenschaft, der Verschlagenheit und des Vergnügens. Es brach ihr das Herz, aber sie kam nicht umhin, sein Lächeln zu erwidern, obwohl sie zugleich das Kinn hob und die Schultern straffte. Verflucht sollte er sein. Sein Feind war sie nun vielleicht nicht mehr, aber eher würde sie zu Fuß in die kalte Hölle gehen, als seine Anhängerin zu sein, als sich von ihm auf die Art ködern zu lassen, wie er das Mädchen auf dem Berg geködert hatte. Da spielte es keine Rolle, wie sehr sie ihn liebte.
    Acton trat einen Schritt auf sie zu, und sie wappnete sich, ohne so recht zu wissen, warum. Er war ein Geist. Er konnte weder berühren noch sprechen noch … Sie sah Ash an. »Du kannst doch Geister zum Reden bringen, nicht wahr?«
    Ash nickte und trat vor Acton. »Sprich«, forderte er ihn auf.
    Actons Gesicht war selbst in dem schummrigen Licht klar zu erkennen. Er sah aus, als wäre er lediglich mit Mehl bestäubt worden und als befände sich der echte Mann, gesund und munter, unter der blassen Außenhülle. Bramble musste gegen Tränen ankämpfen.
    »Du kannst jetzt reden«, sagte sie. Was er wohl sagen würde?
    »Bin ich tot?«, fragte Acton in der Sprache der Vergangenheit. Sie verstand seine Worte, nachdem sie so lange seine Stimme gehört hatte, doch er sprach mit der Stimme der Toten; es klang wie Stein auf Stein. Es brach ihr das Herz. Bramble zitterte vor Abscheu und Wut. Das war nicht gerecht !
    Auch Acton war von dem Geräusch bestürzt und presste die Lippen aufeinander. Wie zur Entschuldigung hob er die Hände und lächelte sie an, womit er ihr signalisierte, warum
er schwieg. Aber sie hatte das alles nicht durchgemacht, um jetzt nicht im Stande zu sein, mit ihm zu sprechen.
    »Ash«, sagte sie. »Lass ihn mit seiner eigenen Stimme reden.«
    Ash schaute sie mitfühlend an. »Das kann ich nicht. Aus der Grabhöhle sprechen sie alle gleich.«
    Das war für sie eine große Enttäuschung, aber sie würde damit fertigwerden müssen. Acton sah Baluch an, und die Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Du bist schon eine sehr lange Zeit tot«, sagte Baluch sanft in der Sprache, die ihnen gemeinsam war.
    »Bal?«, fragte Acton. Seine Ungläubigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht wider, während die Stimme klang, wie sie war, nämlich wie Stein. Ihr Klang ließ Baluch zusammenzucken. Dann aber nickte er. Acton grinste, taxierte ihn von oben bis unten mit gespielter Überraschung darüber, wie alt er war, und zog ihn damit auf.
    Baluch erwiderte sein Lächeln, wobei sich der Junge, der er einst gewesen war, deutlich zeigte. »Immerhin bin ich alt geworden«, sagte er. »Sie haben alle geglaubt, du wärst irgendwo von einem eifersüchtigen Liebhaber getötet worden. Warum sonst wärst du allein ausgeritten, wenn nicht zu einem heimlichen Stelldichein mit einer Liebhaberin?«
    Acton schüttelte den Kopf. »Keine Liebhaberin.«
    »Bramble sagt, es sei Asgarn gewesen.«
    Acton wandte sich ihr zu. Sie sah, dass seine Lippen sich so bewegten, als spräche er ihren Namen aus, aber er tat es nicht laut, und dafür war sie ihm dankbar. Sie wollte ihren Namen nicht mit dem grauenvollen Klang dieser Stimme hören. Aber er sprach trotzdem, wobei er einen verblüfften Eindruck machte.
    »So wie Baluch aussieht, ist das jetzt wie lange her? Sechzig Jahre vielleicht? Aber du bist jung.«

    »Eintausend Jahre«, sagte sie.
    »Swith der Starke! Wie …« Er

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