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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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genommen hatte. Sie schickte ein Gebet für Elvas Sicherheit zu den Göttern.
    Zel liefen die Tränen über die Wangen. Sie wandte sich ab und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Dann fuhr sie mit dem Jonglieren fort.
    »Sie hätten uns sofort verraten sollen«, sagte er, immer noch verbittert. »Sie glaubten überhaupt nicht an Werte – Safreds Leben und mein Leben waren nicht wichtiger als das der ihren. Aber es ist gut zu verstehen, dass sie ihnen wichtig war. Schließlich hatte sie so vielen von ihnen geholfen. Hatte so viele geheilt … Sie liebten sie.«
    »Und sie ist entkommen?«, fragte Zel, die es nach wie vor vermied, ihn anzuschauen.
    »Jawohl. Die Höhlenwesen haben sie gerettet.« Er legte
eine Pause ein, während der er auf seine Hände starrte. »Ich freue mich darauf, Sage, March und Nim wiederzusehen. Wenn sie denn auf mich gewartet haben.«
    Martine hatte einen Kloß im Hals, sodass sie kein Wort herausbrachte.
    »Du hast Glück, dass deine Toten dich lieben«, sagte Zel. Dann stand sie ruckartig auf, steckte die Bälle in die Tasche und ging davon, den Blick entschlossen nach oben gerichtet, die Takelage nach ihren Tanten absuchend.
    »Sie trägt immer noch eine Menge Kummer in sich, selbst nachdem Safred ihr geholfen hat«, bemerkte Cael traurig.
    »Jeder trägt Kummer in sich«, sinnierte Martine, »wenn er nur lange genug lebt.«
    Erinnerungen an ihre eigenen Toten kamen ihr wieder in den Sinn: Elvas Eltern, Cob und Lark, ihre eigenen Eltern, ihre Tanten und Onkel, Basen, Großmütter und Großväter. Auf die eine oder andere Weise waren alle in den beiden Dörfern miteinander verwandt gewesen.
    Die Männer des Eiskönigs waren so unerwartet über sie hergefallen, früh, ganz früh im Jahr … zu früh, hätte man meinen sollen, um es über die vom Schnee erstickten Berge geschafft zu haben.
    Wieder einmal hatte sie die Vision aus ihrer Kindheit vor Augen, wie die Dorfbewohner überfallen wurden. Nicht vom Eiskönig, sondern vom Kriegsherrn und seinen Gefolgsleuten. Aber das wäre verrückt gewesen. Warum hätte der Kriegsherr seine eigenen Leute angreifen sollen? Der Gedanke stellte sich unvermeidlich ein: Sie waren nicht seine Leute. Dunkelhaarige Dorfbewohner waren nie seine Leute. Aber warum hätte er es tun sollen? Sie überprüfte ihre Erinnerung noch eingehender, bemüht, die einzelnen Teile ihrer Vision zusammenzufügen. Es war sehr lange her, sie war erst fünfzehn gewesen … Ein junger Offizier war der Anführer
gewesen, nicht der Kriegsherr selbst. Es war auch nicht Masry, der Erbe des Kriegsherrn, gewesen. Gekannt hatte sie diesen Offizier nicht, aber er hatte zweifellos die Verantwortung getragen.
    Sie rieb sich an der Seite, wo eine alte Narbe sie nach wie vor gelegentlich schmerzte. Diese Narbe verdankte sie Alder, dem Dorfsprecher in Cliffhaven, der sie geschlagen hatte, nachdem sie aufgrund dieser Vision falschen Alarm ausgelöst hatte. Dabei hatte es ihr als junges Mädchen so deutlich vor Augen gestanden, so wahr. Die Gefahr hatte so … so echt gewirkt.
    Ach, was sollte es. Falsche Visionen kamen eben vor, vor allem bei jungen Menschen. Und manchmal offenbarten sich seherische Visionen in Rätseln, führten einen in die Irre, auch wenn ihre Bedeutung, im Nachhinein betrachtet, klar war.
    Es spielte jetzt ohnehin keine Rolle mehr. Ganz gleich wer Cliffhaven angegriffen hatte, es war lange her, aus und vorbei.
    Sie berührte Cael am Handrücken. Er fühlte sich ganz heiß an. »Ich werde dir einen Kräutertee machen, um das Fieber zu senken«, sagte sie.
    Er nickte schwerfällig. »Ja, aber sag Saffie nichts davon. Sie macht sich zu viele Sorgen.«
    Rumer und Rawnie kamen aus der Takelage heruntergeklettert, legten beide einen Arm um Zel und lachten über irgendetwas.
    »Familie«, sagte Cael und stieß einen Seufzer aus.

Rawnies Geschichte
    Ich hatte immer so hübsch sein wollen wie meine kleine Schwester Osyth. Sie hatte diese natürliche Schönheit einer Wandrerin, dunkel, elegant und geschmeidig. Nun, geschmeidig waren wir auch, meine Zwillingsschwester Rumie und ich, aber das lag daran, dass wir Akrobaten waren und hart dafür arbeiteten. Osyth war … Ach, ich weiß es nicht. Ihre Augen waren groß, ihre Nase gerade, und sie hatte einfach irgendetwas an sich, womit sie den Männern den Kopf verdrehte.
    Rumer und ich dagegen waren gewöhnlich, so gewöhnlich, wie Wanderer in den Domänen nur sein können. Nicht dass wir missgebildet oder reizlos gewesen

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