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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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hätte
erwecken können. Als er der Frau näher kam, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ihm war klar, dass er sich schnell bewegte, doch trotzdem erschien es ihm, als würden die Bilder langsam an ihm vorbeiziehen. Sie wird sterben, wenn sie nicht ausweicht, dachte er, noch während er schrie, und dann sprang die Rothaarige tatsächlich gerade noch rechtzeitig beiseite.
    Mud folgte ihnen auf dem Fuße. Im Galopp verließen sie das Dorf, wobei ihnen jemand eine Axt hinterherschleuderte, die an Rowans Ohr vorbeizischte, bevor sie unter Cams Hufen klappernd zu Boden fiel. Cam trat nach hinten aus, setzte ihren Galopp jedoch fort, da Flax sie dazu anspornte. Er hatte aufgehört zu schreien, da er heiser geworden war. Eine Weile würde er nicht singen können.
    »Dunkelhaarige Bastarde!«, schrie die Rothaarige ihnen hinterher. »Macht euch gar nicht erst die Mühe, zu fliehen! Wir kriegen euch alle noch, ihr Dreckskerle!«
    Als hätten sie ihre Worte verstanden, beschleunigten die Pferde ihren Galopp noch, wobei Mud zu Cam aufschloss. In scharfem Tempo ritten sie etwa eine halbe Meile weiter, bis sie sicher sein konnten, dass niemand im Dorf ein Pferd besaß, auf dem er sie verfolgen konnte. Danach fielen sie in einen leichten Trab.
    »Lass sie Schritt gehen«, ordnete Flax an. »Lass sie zu Atem kommen. Vielleicht brauchen sie später noch einmal ihre ganze Kraft.«
    »Götter des Feldes und des Wasserlaufs!«, brachte Rowan keuchend hervor. »Sie hätten uns getötet.«
    »Bestimmt wissen sie, dass der Zauberer Wanderer ist«, sagte Flax grimmig. »Hast du einen Hut?«
    Rowan biss sich auf die Lippen. Flax merkte, dass ihm die Vorstellung nicht gefiel, sich als einer von Actons Volk auszugeben. Aber ein Narr war er nicht. Er angelte eine Strickmütze
aus seinem Rucksack und zog sie sich tief über die Ohren. Im Hochsommer war dies zwar sonderbar, aber bis sich jemand darüber wundern würde, wären sie an ihm vorbei.
    Flax wünschte sich, es wäre Winter, da sie im anhaltenden sommerlichen Dämmerlicht länger auszumachen waren. So viel zu seiner fröhlichen Stimmung am Morgen.
    »Ich kenne einen anderen Weg«, sagte Rowan. »Er ist zwar länger, aber man vermeidet die meisten Städte zwischen hier und Baluchston.«
    »Du hast mich überzeugt!«, antwortete Flax, bemüht, es ermutigend klingen zu lassen. Ash verließ sich darauf, dass er auf Rowan aufpasste, doch war dies eine größere Verantwortung, als er gedacht hatte. Der ältere Mann wirkte todmüde und wand sich im Sattel, was Mud dazu veranlasste, mit den Augen zu rollen und die Ohren anzulegen. Flax schnalzte ihm aufmunternd zu, worauf er sich wieder beruhigte.
    »Wir sollten nachts reiten«, sagte Rowan.
    »Absolut richtig. Und einen Ort finden, wo wir die Pferde verschnaufen lassen können.«
    Es dauerte lange, bis sie zu einem kleinen Pfad kamen, der in Richtung Baluchston abzweigte. Die Pferde mussten einem felsigen Weg folgen, und Cam trat sich ein Steinchen in den Huf. Flax bemerkte es fast sofort und holte es heraus, doch Cam lahmte trotzdem eine Weile, wodurch sie so langsam wurden, dass Flax vor lauter Frustration laut hätte schreien wollen – und zwar in seiner höchsten Tonlage.
    Auf einer winzigen Lichtung, auf der Rotwild aus einem Rinnsal trank, unterbrachen sie ihren Ritt, um sich und den Pferden eine Ruhepause zu gönnen. Erschrocken nahmen die Hirschkühe Reißaus und verschwanden mit großen Schritten im Wald.
    Mit Genugtuung stellte Flax fest, dass es fast dunkel war.
»Eine Stunde«, sagte er, löste Cams Bauchgurt und bedeutete Rowan, bei Mud das Gleiche zu tun. »Wir geben ihnen eine Stunde.«
    »Ich könnte mehr als die gebrauchen«, sagte Rowan, während er sich auf einen flachen Felsen am Ufer setzte. Ernst sah er zu Flax hoch. »Danke, mein Junge. Wärst du nicht zu mir zurückgekommen, hätten sie mich in Stücke gehackt.«
    Flax grinste ihn an. Die Bemerkung verlieh ihm Auftrieb und führte dazu, dass er sich stark wie ein Ochse vorkam. Na schön, sie waren in der Wildnis, und alle hatten es auf sie abgesehen, aber das war immer noch besser, als in Zels Schlepptau von Gasthof zu Gasthof zu ziehen und für Dummköpfe zu singen, die eine richtige Note nicht von einem Schweinefurz unterscheiden konnten. Und als Gefahr gedroht hatte, hatte er gehandelt. So wie Ash.
    »Trink etwas«, sagte er. »Vor uns liegt noch eine lange Nacht.«

Martine
    Als sie den Anker lichteten, sang ein Seemann:
    Die Todesfee wird ihr Glöckchen läuten,

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