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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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verrückt geworden, stieß sie die Luft
wieder aus, die sie eingeatmet hatte, und ließ sich von ihm ein Stück zurückführen, bis er sie zwischen einer Hecke mit leuchtenden Brombeeren und einer Heumiete anbinden konnte. Zufrieden zupfte sie an den Heuhalmen, die aus dem Heuschober herausragten, während Flax so leise wie möglich zurückrannte. Er kroch bis zur Wegbiegung und spähte um sie herum, sich dicht am Boden haltend.
    Es waren Gefolgsleute des Kriegsherrn. Sie waren zu viert und beritten. Thegans Männer, die gleichen wie jene in Baluchston. Das hier war immer noch die Central Domain, und hier hatten sie Macht. Bei ihnen war nach seinem Eindruck eine Gruppe Wanderer, obwohl eine Familie rothaarige Kinder hatte und zu wohlhabend und zu gut genährt wirkte, um auf Wanderschaft zu sein. Sie hatten eine Pause eingelegt und tranken gerade aus dem Wasserlauf, der den Pfad in dieser Senke kreuzte. Er entdeckte Swallow und Rowan, die nach wie vor Mud führten. Die Männer des Kriegsherrn lagen auf dem Boden, scherzten untereinander und bedrohten niemanden. Der Sergeant war ein großer Mann, auf dessen Gesicht rotgoldene Stoppeln wuchsen; es war die Art Mann, die sich zweimal am Tag rasieren musste, um fesch auszusehen. Er war der Einzige, der die Wanderer wirklich im Auge behielt, und selbst er tat dies lässig, als wäre er sich sicher, dass sie nicht davonlaufen würden.
    Flax hatte keine Ahnung, was hier vorging. Er wünschte sich, Zel wäre hier – die Bürde, Entscheidungen zu treffen, lastete schwerer auf ihm, als er erwartet hatte.
    Rowan sah sich immer wieder einmal um, scheinbar beiläufig, doch Flax begriff, dass er nach ihm Ausschau hielt. Da er nicht durch eine Bewegung auffallen wollte, starrte er Rowan direkt an und konzentrierte sich auf ihn. Wenn man lange genug starrte, dann nahmen einen die Menschen
irgendwie wahr. Und tatsächlich sah Rowan wenig später in seine Richtung, wobei er sich den Nacken rieb, als habe er dort einen Juckreiz.
    Sein Blick begegnete dem von Flax, und sofort beäugte er kurz die Leute des Kriegsherrn. Diese Geste verriet Flax, was er wissen wollte – dies hier war kein nettes Picknick am Bach. Sie waren Gefangene, ganz gleich welchen Anschein es hatte. Rowan neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite, um zu signalisieren: »Lauf weg!« Flax nickte und kroch von seinem Aussichtspunkt zurück, bis er aufstehen und zu Cam laufen konnte.
    Es war nicht so, als ergriffe er die Flucht. Sein Blut geriet in Wallung. Diese Männer des Kriegsherrn waren nachlässig und rechneten mit keinem Ärger vonseiten schlichter Wanderer. Es würde nicht schwer sein, Rowan und Swallow verschwinden zu lassen. Bei Mud hingegen war es schon kniffliger. Darüber dachte er nach. Er fragte sich, wie viele von Thegans Pferden sein Vater wohl ausgebildet hatte, und musste grinsen. Es bedurfte lediglich einiger weniger. Pferde waren Herdentiere. Wenn ein Teil der Herde durchging, würden die anderen folgen.
    Aber er würde bis zur Dunkelheit warten müssen.
    Je weiter der Tag voranschritt, desto überzeugter war Flax davon, dass die Männer des Kriegsherrn Rowan, Swallow und die anderen Wanderer nach Sendat brachten.
    Warum gingen sie so bereitwillig mit den Gefolgsleuten des Kriegsherrn mit? Flax war mit Geschichten von Wanderern groß geworden, die nur um Haaresbreite der Hetzjagd entgangen waren und alles daran setzten, ihre Kinder zu beschützen. Dafür versteckten sie sich in Jauchegruben, teilten sich eine Höhle mit schlafenden Bären und kauerten sich trotz Angst vor Wassergeistern in Wasserläufe. Diese Menschen hier dagegen gingen einfach mit.

    Er hatte keine Ahnung, warum dies so war, und es beunruhigte ihn.
    Er hielt den Abstand so groß, dass Cam nicht versuchen würde, zu den anderen Pferden zu gelangen. Er konnte ihren Spuren folgen, und wenn er an eine Weggabelung gelangte, war es einfach zu erkennen, welche Richtung sie eingeschlagen hatten.
    Als es Abend wurde, bogen sie auf die Hauptstrecke von Baluchston nach Sendat ab. Flax war heilfroh über die nun längeren Schatten und die Tatsache, dass die Angst vor den Geistern alle Menschen in der Gegend dazu brachte, sich in der Nähe ihrer Häuser aufzuhalten. Außer ihnen war niemand unterwegs, was bedeutete, dass er in Sicherheit war, solange er weit genug hinter dem Trupp des Kriegsherrn zurückblieb.
    An einer großen Wiese, die zu einem kleinen, von der Schneeschmelze gespeisten See führte, ließ der Sergeant die Gruppe anhalten.

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