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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Doch dieses Mal waren ein paar misstrauische Wanderer unter den Zuhörern, die aus ihren Häusern gerufen oder geschleppt worden waren, vermutete Ash. Sie kamen mit verängstigten, trotzigen oder bewusst ausdruckslosen Mienen auf den Marktplatz und starrten Acton an, als wäre dieser die Todesfee persönlich. Ash war froh zu sehen, dass dies Acton innehalten ließ.
    »Ohne euch«, sagte Acton so leise, wie seine Todesstimme es ihm erlaubte, »sind diese Menschen alle verloren.«
    Eine dunkelhaarige Frau ganz am Rand der Menschenmenge, den Arm beschützend um einen kleinen Jungen gelegt, schien dies für eine gute Idee zu halten. Ash fragte sich, wie übel sie in der Vergangenheit behandelt worden war. Er fühlte sich dazu genötigt, zu ihr zu sprechen, sodass er auf sie zuging. Als sie sein dunkles Haar wahrnahm, wirkte sie weniger argwöhnisch.
    »Die Geister veranstalten ein Gemetzel«, sagte er. »Kinder, Frauen, alte Leute, es ist ihnen egal. Sie töten einfach.«
    Rasch warf sie der Gruppe von Kleinkindern, die das Gerede der Erwachsenen gelangweilt hatte und die damit begonnen hatten, um den Dorfbrunnen herum Fangen zu spielen, einen Blick zu. Eines von ihnen hatte dunkles Haar.
    »Daran arbeiten wir«, sagte Ash leise. »Dass sie ohne Angst spielen und arbeiten und miteinander leben können.«
    »Damit das geschieht, werden sich einige Herzen und Gemüter
ändern müssen«, sagte die Frau und berührte dabei eine Narbe auf ihrem Arm. Die Brandmarkung eines Kriegsherrn, die Bestrafung für anmaßendes Verhalten hier in dieser Gegend.
    »Ja«, gab Ash ihr Recht. »Das werden sie.«
    Sie warf einen raschen Blick auf Acton. »Ist er es wirklich?«
    »Ja.«
    »Wie schade, dass er schon tot ist. Sonst hätte ich ihn hier und jetzt umgebracht.«
    »Wir müssen gegen diesen Zauberer zusammenstehen.«
    Sie schnaubte. »Und danach? Wenn sie uns nicht mehr brauchen?«
    Ash berührte den Beutel an seiner Seite.
    »Es gibt einen neuen Stein in dem Beutel – Gleichheit. Wer weiß, was das bedeutet?«
    »Ein neuer Stein?«, fragte sie mit leuchtenden Augen. »Dann wird die Welt sich verändern.«
    »Ja«, sagte er. »Und wie sie sich verändert, wird von uns abhängen.«
    Ash begriff, dass hierin seine Aufgabe lag. Während Acton die Leute auf dem Land um sich scharte, würde er, Ash, die Nachricht von dem neuen Stein der Gleichheit verbreiten. Jeder kannte das Sprichwort: Verändere die Steine, und du veränderst die Welt. Wenn Herzen und Gemüter sich verändern mussten, konnte der Gedanke an den neuen Stein der erste Schritt auf diesem Weg sein. Nun, da er eine Aufgabe hatte, statt einfach nur hinter Acton herzutrotten, fühlte er sich besser.
    Der Dorfsprecher besorgte ihnen Pferde. Nach Brambles Miene zu urteilen, waren es zwar keine guten, aber nichtsdestotrotz Reitpferde. Das beste von ihnen, einen dicken Rotbraunen, beanspruchte Bramble für sich. Medric bekam
einen Rappschecken, der ein wenig nach einem Zugpferd aussah, ihn und die Futterbeutel jedoch tragen konnte, und Ash und Baluch bekamen zottelige, gesprenkelte Wallache, die eindeutig Brüder waren. Baluch bezahlte sie und das Essen.
    »Woher hast du so viel Silber?«, fragte ihn Bramble.
    Er lächelte und sah nun älter aus als je zuvor. »Durch Singen«, antwortete er. Ohne zu wissen warum, musste Bramble darüber lachen.
    Zu Anfang mochten die Pferde Acton nicht, doch Bramble nahm sie sich eins nach dem anderen vor, flüsterte ihnen ins Ohr und ließ sie ihn beschnuppern, bis sie nicht länger mit weit aufgerissenen Augen Reißaus nahmen, wenn er sich ihnen näherte.
    »Aber berühre sie nicht«, warnte sie ihn, »und rede auch nicht zu ihnen.«
    Er schnitt eine Grimasse, leistete ihr jedoch stumm Folge. Baluch, der neben Ash stand, kicherte leise vor sich hin, und Ash fragte sich, ob Acton wohl schon zuvor jemals jemandem gehorcht hatte.
    Dank ihrer Pferde ließen sie zu ihrer großen Erleichterung ihre jugendlichen Begleiter weit hinter sich. Die Jungen hatten vor, sich an den Grenzen ihrer Domäne zu sammeln, Wanderer wie Blonde gleichermaßen. Acton wünschte ihnen alles Gute und winkte ihnen zum Abschied zu.
    »Lauf«, rief Bramble und lenkte ihre plumpe Stute Richtung Nordosten. »Lauf, du kleines Kaninchen!«
    Acton lachte, und gemeinsam preschten sie los. Bramble trieb die Stute zu einem leichten Galopp an, während Acton sich dazu zwang, schneller, immer schneller zu gehen, so lange, bis er mühelos mit ihr Schritt hielt. Ash bemerkte, dass seine

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