Die Hoehle des Grauens
was?«
»Keine Kamera – Ich bin … der schwarze Henker!« Mit diesen Worten stürzte Justus aus dem Kleiderschrank. Vor Schreck kippte Corona nach hinten, stützte sich gerade noch an der Kommode ab und brauchte ein paar Sekunden, bis sie kapiert hatte, dass niemand anders als Justus ihr diesen bösen Scherz gespielt hatte.
»Meine Güte«, sagte sie immer noch heftig atmend, »so einen Humor hat man immer Alfred Hitfield nachgesagt!«
Seinen Anflug von schlechtem Gewissen verdeckte Justus mit einer Miene, als könnte er kein Wässerchen trüben. »Es bot sich einfach an«, entschuldigte er sich und fügte schnell hinzu, um das Thema zu wechseln: »Sind wir Detektivteams eigentlich noch im Wettkampf?«
»Ich wüsste nicht, dass jemand das Ende verkündet hätte.«
»Vielleicht ist es jetzt an der Zeit. Nachdem ich Donellys Zimmer durchsucht habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass sich hier eine ganz andere Geschichte abspielt.«
Corona zog ihre Hand von der Kommode. »Dann kann ich mir die Suche ja sparen. Also gut, einverstanden. Seit den Vorfällen heute Mittag hat sich die Lage ohnehin verschärft. Die Bedrohung lastet auf allen. Sollen wir uns auf ein Unentschieden einigen?«
In dem Moment hörten sie, wie knarrend die Tür vom Speisesaal geöffnet wurde. Stimmengewirr drang zu ihnen ins Zimmer.
»Die Sitzung ist offenbar beendet«, sagte Justus. »Zeit zu verschwinden.«
Gerade noch rechtzeitig gelangten sie in den Empfangsraum, wo sie sich unbemerkt unter die Leute mischen konnten. Nach ein paar Augenblicken drängelte sich Peter zu ihnen und berichtete als Erstes, dass es auf Betreiben von Donelly eine lange Diskussion um mögliche Gegner des Hotels gegeben habe. Mrs Jones war nach einigem Hin und Her damit herausgerückt, dass sie ein anderes Hotel aufgegeben hatte, um das Geisterhotel zu eröffnen. Mehreren Angestellten war damals gekündigt worden. Nur Ken und Pat hatte sie mitgenommen. Donelly sah hier eindeutig ein Motiv. Als das Gerede darüber nicht weiterführte, hatte die Gemeinschaft schließlich beschlossen, sich trotz der Bedrohung in der ›Höhle des Grauens‹ zu vergnügen. Schließlich sei der ganze Aufenthalt ja teuer bezahlt. Mit der Versicherung, dass ihr Mann die Umgebung im Auge behalten würde, und dem Geheimtipp, sich eine Badehose einzupacken, hatte sie, so Peter, ihre Gäste in den Abend geschickt.
Bereits eine Stunde später versammelten sich alle wieder in der Halle: die beiden Waterstone-Schwestern, ganz aufgeregt und mit Mr Stanley im Schlepptau, auch Fairbanks, der Schauspieler, begleitet von seiner Freundin, und sogar Jack Donelly, der, wie Bob herausgefunden hatte, in Wirklichkeit Hank Wheeler hieß.
Bob und Althena waren noch nicht wieder da. »Zuerst schauen wir uns die Höhle an«, ordnete Justus an. »Wenn die beiden in einer halben Stunde nicht zurück sind, werden wir wohl oder übel einen kleinen Ausflug unternehmen müssen.«
Peter nickte ergeben.
Mrs Jones klatschte in die Hände und versuchte, gute Laune zu verbreiten. Sie bat die Leute, sich vor dem schwarzen Vorhang zu versammeln, hinter dem sich das Tor zur ›Höhle des Grauens‹ verbarg. Als sich alle um sie gedrängt hatten, gab sie eine kurze Einführung, wie ihr Mann und sie auf die Indianerhöhle gestoßen waren und sie restauriert hatten. Doch auf die meisten der eingebauten Überraschungen wollte sie in Anbetracht der Bedrohung für heute verzichten.
Plötzlich flatterte etwas Dunkles über die Köpfe der Gäste hinweg. Sogar Mrs Jones zuckte zusammen. Offenbar stand dieses Ereignis nicht auf ihrem Plan. Und dann saß er plötzlich auf seinem Lieblingsplatz. Auf der Holzstange. Als wäre er nie weg gewesen.
»Blackeye!«
Mrs Jones unterbrach ihre Rede und zeigte auf den Vogel: »Blackeye ist wieder da!«
»Ich habe Angst«, verkündete Blackeye. »Geh oder ich knall dich ab!«
»Was für ein Glück! Ich dachte schon, die Katze hätte dich gefressen«, freute sich Peter.
Doch Justus wurde sehr nachdenklich. So nachdenklich, dass sich Peter bereits Sorgen um Justus’ Unterlippe machte, die sein Freund in solchen Fällen mächtig knetete.
Mrs Jones war inzwischen mit ihrem Vortrag fortgefahren und zog einen mächtigen Schlüssel aus ihrem Umhang hervor, um die schwere Stahltür zur ›Höhle des Grauens‹ zu öffnen.
»Jetzt!« Peter und Corona drängten sich vor, um besser sehen zu können. Sie spürten, wie sie jemand zurückzog. Es war Justus. Seine Nachdenklichkeit hatte sich von
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