Die Hoehle des Grauens
einziges Wort mehr. Der dritte Detektiv stolperte den Pfad entlang, wütend auf sich selbst. Ein toller Indianer war er. Wie ein Trottel hatte er sich in der geschickt eingerichteten Falle in Positur gestellt und sich überraschen lassen. Jetzt bestand wohl kein Zweifel mehr, dass er einem Verrückten in die Hände gefallen war. Was hatte der Mann mit ihm vor? Was mit den anderen Gästen des Hotels? Vor allem: Wer konnte ihn aufhalten? Peter war im Hotel. Justus checkte Donelly. Und Bob war gefangen. Wie viel Zeit blieb?
Der Wilderer führte ihn zur Hütte, aber statt hineinzugehen, schob er Bob um das Haus herum. Auf der Rückseite gab es eine Abstellkammer, die einfach, aber wirkungsvoll durch einen Riegel gesichert war. Kaum waren sie angelangt, als sich von drinnen lautes Geschrei erhob. »Raus! Wir wollen raus!« Es war eine verzweifelt klingende Männer- und eine Frauenstimme.
»Schnauze!« Der Wilderer schob den Bolzen zur Seite, öffnete die Tür und versetzte Bob einen Stoß. Es ging so schnell, dass die Tür bereits wieder geschlossen war, ehe sichs Bob versah. Ein paar feste Arme nahmen ihn im Empfang. »Bob?« Es war Pat, der Mann für alle Fälle aus dem Hotel. Und wer war die Frau? »Hallo, dritter Detektiv«, sagte Althena leise.
Das Gefängnis war eng und fensterlos. Das wenige Licht, das durch die Spalten zwischen den dicken Holzbrettern fiel, ließ Bob nur schemenhaft erkennen, wo er gelandet war. Der Raum diente dem Wilderer als Vorratskammer für allerlei Gerätschaften. Als sich Bobs Augen besser an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er Angelgeräte und verschiedene Holzwerkzeuge ausmachen.
»Wo soll das enden?«, murmelte Pat, während Bobs Augen noch herumwanderten. »Chaya ist wie ausgewechselt. Richtig fanatisch. So kenne ich ihn nicht.«
»Der Wilderer heißt Chaya?«, fragte Bob.
»Ja. Chaya Tash. Ein indianischer Name. Ich … ich bin der Einzige aus dem Hotel, der Kontakt mit ihm hat. Mrs Jones traut ihm nicht über den Weg. Sie hat Angst, dass er die Hotelgäste erschreckt. Sie schätzt nur den Grusel, den sie selbst inszeniert. Ken ist auf ihrer Seite. Aber Chaya ist in Ordnung. Das dachte ich jedenfalls immer. Wir haben oft zusammen geangelt, oben am Fluss. Jetzt, wo das mit dem Stauwasser passiert ist, wollte ich ihn zur Rede stellen. Ich wollte nicht glauben, dass er dahintersteckt.«
»Aber nun tun Sie es«, unterbrach Althena seinen Redeschwall. »Schließlich hat er erst mir und dann Bob aufgelauert, als wir ihn ausspionieren wollten. Und auch Sie hat er statt an seinen besten Angelplatz dieses Mal hinter Schloss und Riegel gesetzt.«
Pat nickte. Dann fuhr er mit gedrückter Stimme fort: »Nur für die ›Höhle des Grauens‹, für die hat er sich immer interessiert. Ich habe ihm von den Ausgrabungen erzählt und von meinem Auftritt, der heute Abend bevorsteht. Das ist schlimm genug. Doch das Schlimmste ist: Chaya hat mich vorhin durchsucht und mir die Schlüssel zum Hotel und zur ›Höhle des Grauens‹ abgenommen. Und auch das schwarze Kostüm, in dem ich nachher auftreten soll, ist in seinen Händen!«
Die Höhle des Grauens
Justus schob die Kleidung ein Stück zur Seite, um besser durch die Lamellen des Kleiderschrankes blicken zu können. Die Tür zu Jack Donellys Zimmer war jetzt weit genug offen, dass jemand hindurchpasste. Doch immer noch trat niemand ein. Justus hielt den Atem an.
Am Türrand erschienen die Finger einer rechten Hand, ein Stück höher gefolgt von einem dunkelblonden Haarschopf und kritisch-neugierigen Augen: Es war Corona, die Detektivin. Justus entspannte sich und konnte ein Grinsen nicht vermeiden. Die Mädchen verfolgten offenbar denselben Plan wie die drei ???.
Justus überlegte, ob er Corona verraten sollte, dass er ebenfalls hier war. Wie er selbst machte auch sie sich eilig über den Schreibtisch her, hatte in Sekundenschnelle die Unwichtigkeit der Papiere dort erkannt, sich der Kommode zugewandt und die Kamera in die Hand genommen. Jetzt konnte sich Justus nicht länger zurückhalten. Mit verstellter Stimme zischte er: »Leg sie zurück!«
Die Wirkung war eindrucksvoll. Vor Schreck glitt dem Mädchen die Kamera aus der Hand und landete unsanft auf der Kommode. Corona blickte sich panisch um.
»Ich bin der grüne Hausgeist«, raunzte Justus. »Ich sehe alles. Und Schnüffeleien kann ich überhaupt nicht ausstehen!«
»Was … was soll das?« Erstaunlich schnell gewann Corona ihre Fassung zurück. »Ist hier eine Kamera oder so
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