Die Hoehle des Grauens
Szene mitbekommen hatte, lachte. »Das ist Blackeye«, stellte sie den Vogel mit dem dunklen Gefieder und dem bläulich schimmernden Kopf vor. »Er tauchte auf, als wir mit den Bauarbeiten begonnen hatten, und seitdem begrüßt er unsere Gäste. Es ist ein Mynah, ein Tier, das besonders gut die menschliche Sprache nachahmen kann.«
»In der Regel sogar besser als ein Papagei«, bemerkte Justus, der diese Vogelart bestens kannte.
Nicht bei jedem kam der zerzauste Vogel so gut an wie bei den drei ???. John Fairbanks, der Schauspieler, hielt angewidert Abstand, und Mr Stanley starrte das Tier an, als ob er dem Teufel persönlich begegnet wäre. Doch die drei ??? schlossen den Vogel sofort in ihr Herz.
Die Schlange vor dem Tresen ruckelte weiter, und mit etwas Geschick gelang es Justus, neben den beiden älteren Damen zum Stehen zu kommen. Er räusperte sich. »Entschuldigen Sie bitte, Sie haben vorhin im Auto so eine Bemerkung gemacht.«
Mrs Waterstone, die Fülligere, wandte sofort den Kopf und hob die Augenbrauen.
Justus schob sein Gepäck mit dem Fuß ein Stück weiter und fuhr dann fort: »Sie sagten etwas von einem Geheimnis, dem Sie auf die Spur kommen wollten. Einem echten Geist!«
Mrs Waterstone sah ihre Schwester augenzwinkernd an. »Ein heller Kopf, dieser Junge, nicht wahr?«
»Er könnte uns glatt Konkurrenz machen, Liebes.«
»Nun, mein Junge«, erklärte Elisabeth Waterstone in bedächtigem Ton und unter dem prüfenden Blick ihrer Schwester, »diese wiederentdeckte ›Höhle des Grauens‹ birgt ein seltsames Rätsel. Aber warum interessiert dich das?«
»Vielleicht können wir Ihnen weiterhelfen«, gab Justus zu überlegen. »Rätsel sind unsere Leidenschaft.«
»Viel wissen wir auch nicht, doch man muss nur eins und eins zusammenzählen …«
»Mrs Waterstone, Ihre Zimmerschlüssel?«, unterbrach sie Mr Jones und beugte sich vor.
»Oh, ja, ich bin ja schon dran. Entschuldigung.« Bevor sich Elisabeth Waterstone Mrs Jones zuwandte, raunte sie Justus zu: »Den Rest erzähle ich dir später; beim Abendessen findet sich vielleicht eine Gelegenheit.«
Die drei ??? hatten ein Doppelzimmer gebucht, das mit einem Zusatzbett ausgestattet worden war, sodass die Jungen zusammen übernachten konnten. Alle Zimmer in der Geisterburg trugen Namen von Personen aus Filmen und spannenden Geschichten, deren Bilder über den Türrahmen angebracht waren. Die drei ??? bekamen das Zimmer S. Terril zugewiesen. Mit einem leichten Stirnrunzeln nahm Peter die Schlüssel entgegen, während Justus die Formalitäten erledigte.
Mrs Jones hatte sich am Ende des Tresens aufgebaut und wünschte den drei ??? wie allen anderen Gästen zuvor einen aufregenden Aufenthalt. Sie wollte sich gerade den Detektivinnen aus San Francisco zuwenden, als ein markerschütternder Schrei durch die Halle schallte. Erschrocken sahen sich die Jungen an. Alle Gespräche verstummten, und John Fairbanks griff sich an sein Herz.
Doch Mrs Jones blieb ruhig und lächelte nachsichtig. »Ein kleiner Scherz von uns«, kommentierte sie. »Das Geräusch haben Sie einem der Gäste zu verdanken. Wenn man auf eine dieser im Boden verstreuten rot-blauen Fliesen tritt, werden die gespenstischen Schreie ausgelöst. Von heimlichen Ausflügen in der Nacht bitten wir also abzusehen.«
»Haben Sie noch mehr solcher Überraschungen auf Lager?«, fragte John Fairbanks. »Was hat es zum Beispiel mit dieser … ›Höhle des Grauens‹ auf sich, von der im Prospekt die Rede ist?«
»Morgen Abend werden Sie es wissen.« Mrs Jones lächelte. »Dort hinten liegt sie übrigens.« Sie wies auf einen schwarzen Vorhang, der sich im Luftzug leicht bewegte. »Die Höhle ist wahrlich eine Attraktion. Wir sind durch Zufall während der Bauarbeiten für unser Hotel auf sie gestoßen. Es handelt sich um einen lange verloren geglaubten magischen Kultort, den wir etwas … umfunktioniert haben. Aber stecken Sie nicht Ihre Nase hinein. Die Stahltür ist sowieso abgeschlossen! Und außerdem wird die Höhle vom schwarzen Henker bewacht!«
Die drei ??? starrten in die angezeigte Richtung. Plötzlich erschien eine schwarze Hand und teilte den Vorhang in zwei Hälften. Ein Mann trat heraus. Sein Gesicht war verdeckt durch eine schwarze Kapuze. Dazu trug er einen dunklen, lang herabfallenden Mantel. In der Hand hielt er ein blitzendes Beil. Man konnte eine Stecknadel fallen hören, so still war es auf einmal. Gemessenen Schrittes durchquerte der schwarze Henker den Raum und
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