Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
niemals gewinnen. Sie haben ihren Auftrag erfüllt, sie können prahlen, das Zeltdorf zerstört und Gefahren bestanden zu haben, und sie wollen zu ihrer Arbeit zurück, ebenso wie ich. Ein weiteres Vorgehen gegen die Bärenbande würde nicht nur eine Nacht kosten.«
    »Nein! Wochen würde es kosten und noch einige Tote.«
    »Siehst du. Ein solcher Aufwand ist aber für uns unmöglich. Organisierst du den Wachtdienst?«
    »Ich habe diesen weißen Männern hier nichts zu befehlen. Sprich du mit ihnen.«
    »Ich werde ihnen sagen, daß sie auf dich hören sollen, da du die Gegend kennst.«
    »Vor allem sollen sie ihre Feuer decken.«
    Joe ging auf die andere Seite des großen Kreises, in dem etwa fünfzehn Mann beisammensaßen, und sprach wieder mit dem Anführer. Mattotaupa wurde daraufhin aufgefordert, seine Vorschläge zu machen, wie die Wachen aufzustellen seien.
    Er ließ westlich und östlich des Bachbogens die Anhöhen besetzen, auf denen er auch früher als Kriegshäuptling der Bärenbande seine Wachen aufgestellt hatte, und veranlaßte die Weißen, sich innerhalb des Bachbogens auf den Plätzen niederzulassen, wo die Zelte gestanden hatten. Über den Bach kam nicht so leicht ein Angreifer, ohne bemerkt zu werden. Die Pferde wurden innerhalb des Bachbogens an die Ostseite getrieben, dahin, wo auch die Mustangs der Bärenbande ihren Platz gehabt hatten. Als Mattotaupa sah, daß seine Anordnungen die Billigung des Anführers fanden, ließ er durch diesen auch ganz verbieten, Feuer zu machen. Wenn die weißen Männer in der kalten Frühjahrsnacht froren, konnten sie sich in die Planen der zerstörten Zelte wickeln. Einige beschlagnahmten gleich die vier noch erhaltenen Zelte als Quartier.
    Darüber war es Nacht geworden.
    Die verstümmelten Leichen hatten die weißen Männer an das Bachufer geworfen. Die Hunde jaulten, weil sie umherschleichende Kojoten rochen.
    Mattotaupa suchte mit dem Anführer der Grenzer zusammen die Männer, die bereit waren, auf Wache zu gehen, und fand dabei heraus, daß es durchaus erfahrene Leute gab, die sich nur den Prahlhänsen gegenüber nicht durchgesetzt hatten. Für den Wachtdienst, der nicht beliebt war, fanden sie sich aber leicht zusammen, als sie einen verständigen Ton hörten. Man verteilte sich so, wie der Indianer es vorschlug, nicht nur auf den Anhöhen, sondern auch im Ring um das Lager, besonders im Süden, wo kein Bachbett die Übersicht erleichterte und das Frühlingsgras den Gegnern gute Deckung gewähren konnte.
    Mattotaupa selbst wollte sich nicht an einem Platz festsetzen, sondern ringsum unterwegs sein. Er unterrichtete auch Joe davon und gedachte Harka mitzunehmen. Joe sah Mattotaupa an; der Indianer nahm auch im Dunkeln die Kopfbewegung wahr, und er spürte die Richtung des Blicks. Da Joe aber nichts sagte, fragte ihn Mattotaupa: »Noch etwas?«
    »Ja. Brauchst du den Jungen unbedingt? Sonst laß ihn schlafen. Er ist verdammt müde und seit gestern abend auf den Beinen.«
    Mattotaupa ließ einen schnellen Blick über Harka gleiten, von oben nach unten, in einer Art, die diesen bis aufs Blut reizte. Dann meinte er ruhig zu Joe: »Klagt er? Natürlich, er soll bei dir bleiben und schlafen gehen. Hau.«
    Mattotaupa drehte sich nach dem letzten Wort sogleich um und begann seinen ersten Kontrollgang.
    Harka hätte Joe an die Gurgel springen mögen. Er war tatsächlich kaum mehr imstande, sich auf den Beinen zu halten, aber das lag nicht nur an dem Mangel an Schlaf, und der Vater war der letzte, der davon etwas zu wissen brauchte.
    Der Ingenieur freute sich aber, weil er glaubte, etwas Vernünftiges erreicht zu haben. Er war durch seine Pionierarbeit viel allein und zu Hause bei seiner Familie, zu der er nur selten kam, nicht glücklich. Seine Frau war anspruchsvoll, hart und herrschsüchtig geworden, die Kinder waren ihm entfremdet. Er hatte sein Herz an Henry gehängt, aus dem er einen tüchtigen Ingenieur machen wollte, aber im Augenblick war Henry nicht da, und so blieb die Fürsorgegewohnheit von Joe wie ein Schirm, unter dem sich niemand befand; er hielt ihn rasch einmal über Harka.
    Der junge Indianer tat etwas, was der Vater jetzt nicht mehr verhindern konnte und was Joe, wie er glaubte, nicht verhindern würde. Er ging zu den drei Pferden, die er inzwischen bei den übrigen auf der Ostseite des Dorfplatzes festgemacht hatte, und legte sich dort bei seinem Grauschimmel schlafen. Aber Joe verhielt sich anders, als Harka gerechnet hatte. Joe Brown waren die

Weitere Kostenlose Bücher