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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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entsprach nicht seinem Vorhaben und Charakter. Er wollte zum wenigsten erst den zehnten Büffel abschießen.
    Die Büffel nahmen ihm jedoch jede weitere Überlegung und Entscheidung ab. Eingekeilt zwischen zwei Jägergruppen, brachen die Leitstiere nach Osten aus, und wenn Harka nicht samt seinem Mustang zertrampelt werden wollte, mußte er dem Grauschimmel nachgeben und mit den galoppierenden Büffeln ostwärts über die Prärie dahinpreschen.
    Harka kam in die Spitzengruppe der ostwärts fliehenden Büffel. Die Dakota schienen aber nicht diese jagen zu wollen, sondern nach Beseitigung des Hindernisses, das durch das Vor- und Rückwärtsdrängen in der vordersten Gruppe der Herde entstanden war, jetzt in südlicher Richtung weiter zu jagen. Harka hörte ihr Geschrei noch kurze Zeit in seinem Rücken, dann verklang es, und er hatte wieder nichts um sich als graubraune Büffelrücken, dunkle Mähnen, kurze Hörner und unter sich ein Pferd, das allmählich müde wurde. Der Staub war jetzt etwas lichter, doch noch dicht genug, um den Blick auf wenige Meter zu begrenzen.
    Eine menschliche Stimme schrie, nicht weit von Harka, gerade in dem Augenblick, in dem Harka seinen zehnten Pfeil auf einen kräftigen Stier abgeschossen hatte. Der Stier stürzte im Lauf und richtete dadurch unter den Büffeln wieder Verwirrung an. Die Stimme schrie noch einmal, unartikuliert, ähnlich dem Büffeljagdruf der Dakota, aber heller.
    Harka nahm an, daß er irgendeinen der jagenden Dakota doch noch ganz in seiner Nähe hatte. Da er keine Lust verspürte, mit diesem anzubinden, sein zehnter Pfeil auch verschossen und der zehnte Büffel damit erledigt war, ließ er seinen Grauschimmel die Lücken wahrnehmen, die jetzt zwischen den fliehenden Büffeln entstanden. Auch die von Angst gejagten Büffel wurden müde, der eine mehr, der andere weniger.
    Der Grauschimmel folgte seinem Reiter und dem eigenen Instinkt und gewann das Freie. Er fiel in einen leichten Galopp. Harka hatte nun einen etwas weiteren Überblick, die Staubwolken senkten sich.
    Die Gruppe der fliehenden Büffel, die sich ostwärts gewandt hatte, gelangte mit ihren Nachzüglern an Harka vorbei. Das Donnern der Hufe verlor sich allmählich im weiten Grasland. Vom Süden her aber waren die Geräusche eines ungeheuren Tumultes zu hören. Dort mußten die beiden Jägergruppen und der Großteil der Herde zu einem wilden Knäuel im undurchsichtigen Staub verstrickt sein.
    Harka atmete keuchend auf. Nase, Mund und Kehle waren ihm von Staub verstopft und verklebt, in den Augen haftete Staub, die Haare waren grau von Staub. Sein Grauschimmel nieste. Das Tier war naß von Schweiß, die Flocken troffen ihm vom Maule, seine Flanken schlugen. Der Mustang blieb stehen, und Harka ließ ihn halten, bis sich der Staub endlich so weit gelichtet hatte, daß er Umschau halten konnte. Er ritt zu dem zuletzt erlegten Büffel zurück.
    Das Bild, das sich ihm bot, war überraschend genug. Das Tier lag auf der Seite im Grase. Es war tot; Harkas Pfeil saß, wie er sitzen sollte. Eine gute Beute war das. Neben dem toten Büffel stand zitternd ein fremder Mustang, verschwitzt wie der Grauschimmel, ebenfalls mit Schaum vor dem Maul. Es war ein schwarz-rot-weiß gefleckter Schecke. Sein Reiter war abgestiegen, er war auf den Stierkörper geklettert und untersuchte einen zweiten Pfeil, der im Nacken des Tieres steckte und den Stier kaum getötet haben konnte. Dieser Mensch, der auf dem toten Stier hockte, war jung, schlank und kraushaarig, nackt bis auf den Gürtel und ebenso wie Harka über und über mit Staub bedeckt. Er hatte große bewegliche Augen und schaute Harka an.
    Der junge Indianer betrachtete den anderen vom Pferde aus und erkannte ihn. Er sagte aber kein Wort.
    Der junge Bursche auf dem toten Büffel war es, der zu sprechen begann.
    »Da sind wir also beide«, sagte er. »Ist es auch deine erste Jagd? Der Büffel gehört dir. Schade.«
    »Warum schade?« fragte Harka heiser und spuckte Staub aus.
    »Weil es mein einziger Pfeil ist, dieser hier, mit dem ich etwas getroffen habe.«
    »Warum hast du nicht besser schießen gelernt, Schwarzhaut Kraushaar?«
    »Harka Steinhart Nachtauge Wolfstöter Büffelpfeilversender Bärenjäger! Du hast von deinem vierten Sommer an geübt, mit Pfeil und Bogen umzugehen, ich aber erst seit meinem zwölften Sommer! Ich sitze nicht mehr wie eine Fliege am Pferd, bald rechts, bald links, bald vorn, bald hinten, so wie damals, als du dir Mühe gegeben hast, mir endlich

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