Die Höhle in den Schwarzen Bergen
hohen Beine, die dunkle Mähne, das mächtige Schaufelgeweih mit vielen Enden. Wie groß war dieses Tier, wie groß! Wie stark! Es drehte im Bach um, verhoffte und windete und äugte nach dem Wald, als ob es von dort den Feind erwartete, der es in die Flucht geschlagen haben mochte. Wieder senkte es das Geweih. Da es erregt und verstört war, richtete sich seine Wut gegen alles, was ihm fremd und verdächtig scheinen mußte. Es trat wieder an das Ufer, von dem es gekommen war und wo sich der Lagerplatz der Knaben befand. In blindem Zorn spießte es dort alles auf, was zu finden war, schleuderte die Gegenstände in die Luft und forkelte gründlich, wenn sie wieder zu Boden fielen: Gamaschenhosen, Mokassins, Bogen, Köcher, Lederdecken. Eine der Decken fiel ihm dabei über die rechte Geweihschaufel und die Augen. Das erschien dem Tier als ein heimtückischer Angriff. Rasend schüttelte es die Decke, warf sie nach oben und endlich herab und bearbeitete sie weiter mit Geweih und Hufen. Stark wie ein Hirsch sah, wie sein Bogen zerbrach, der auf einer aus dem Grase hervorscheinenden Felsplatte gelegen hatte. Das viele Zentner schwere Tier war darauf herumgetrampelt. Harkas neuer Bogen hing jetzt an der linken Geweihschaufel.
Der Elch erstarrte plötzlich wieder, verhoffte und äugte noch einmal und brach dann zur Seite aus. In großen Sprüngen setzte er am Bachufer bergabwärts. Die Knaben konnten ihm auf eine gewisse Strecke hin noch mit den Augen folgen. Dann war er verschwunden, und die Jungen hörten nur noch das Knacken und Krachen, mit dem er Sträucher, Zweige, junge Bäume brach, die seiner Flucht im Wege standen.
Endlich verklangen auch diese Geräusche.
Die Knaben hinter dem Wasserschleier schauten einander vielsagend und nicht eben erfreut an. Sie rührten sich ein wenig, da ihnen die Glieder steif wurden, aber sie wagten noch nicht hervorzukommen. Den mächtigen Elch hatte irgend etwas erschreckt und in die Flucht geschlagen. Aber was war das? Ein Tier? Was für ein Tier? Oder ein Mensch? War die Gefahr für den Elch auch eine Gefahr für die Knaben?
Sie lauschten, doch das Plätschern des Wasserfalls, hinter dem sie saßen, störte jede feinere Wahrnehmung. Nur grobe Geräusche konnten von außen zu ihnen dringen. Sie hielten Umschau, aber ihr Gesichtskreis war sehr begrenzt. Sie konnten sich keine Vorstellung machen, was den Elch so erschreckt und in Wut versetzt hatte.
Den Bogen Harkas hatte der Elch entführt. Der Bogen von Stark wie ein Hirsch lag zerbrochen auf dem Fels. Was sollten die Väter sagen, wenn die Jungen wieder heimkamen! Etwas anders hatten sich die Knaben ihre Rückkehr allerdings vorgestellt. Mit der Aussicht, ein ruhmbedeckter Jäger zu werden, schien es vorläufig vorbei zu sein. Es war noch ein großes Glück, daß der Elch nicht die Pferde angegriffen hatte.
Die Jungen konnten ihre Mustangs nicht sehen, daher vermochten sie auch ihr Verhalten nicht zu studieren und wußten nicht, ob sie sich noch unruhig zeigten oder nicht. Die Lage der beiden Knaben war nicht einfach. Blieben sie im Versteck, so hatten sie keine Waffen. Holten sie sich ihre Waffen, dann waren sie wenigstens für einige Sekunden von vielen Seiten her sichtbar. In diesem Dilemma entschlossen sie sich, lieber zu handeln als abzuwarten. Sie gingen dabei mit all der Vorsicht zu Werke, die sie vorher bei ihrem Spiel im Wasser außer acht gelassen hatten. Sie legten sich auf den felsigen Grund, krochen unter Wasser über die Terrasse und schlüpften dann flink wie Eidechsen ans Ufer. Sie packten ihre Waffen und verschwanden im Gesträuch am Waldrand.
Als sie ungefährdet weiter zwischen die Bäume ins Dickicht gelangt waren, atmeten sie tief auf.
Die Mustangs waren wieder ganz ruhig. Geräusche von Tieren oder Menschen im Wald waren nicht zu hören.
Die beiden Buben verständigten sich durch Zeichen, um sich nicht durch das gesprochene Wort einem unbekannten Gegner zu verraten. Sie wollten die Spur des Elches im Walde zurückverfolgen, um festzustellen, was ihn erschreckt hatte. Durch den Schaden gewarnt, beschlossen sie jedoch, sich nicht beide von den Mustangs zu entfernen. Harka erklärte sich bereit, die Wache bei den Pferden zu übernehmen, während Stark wie ein Hirsch im Walde nachforschen wollte, was vor sich gegangen war. Der Dakotajunge machte die Pferde vom Baum los, führte sie ein kleines Stück in den Wald und zog dann nur sein Lasso durch die Zügel, ohne die Tiere festzumachen. Er wollte sie
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