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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Ufern, und am Nachmittag fanden die jungen Reiter die ersten Gruppen von Nadelholz, die sich in Wassernähe, von Anhöhen geschützt, angesiedelt hatten. Prächtige blaugrüne Tannen ragten mit ihren Zweigen und Spitzen empor und zeichneten sich gegen den lichtblauen Himmel ab.
    Die beiden Jungen hatten noch keine Rast eingelegt, sondern ihre Tiere nur immer wieder im Schritt verschnaufen lassen. Hunger empfanden sie noch nicht, da die Morgenmahlzeit im Zelte sehr reichlich gewesen war. Während ihres Rittes hatten sie schon Wild beobachtet, Antilopen fern am Horizont, ein Reh, das am Rand eines Gehölzes verhoffte. Präriehühner flatterten aus dem Gras auf. Beide Jungen hatten sofort die Bogen zur Hand, legten die Pfeile ein und schossen.
    Zwei Hühner waren getroffen und fielen ins Gras, während die anderen beschleunigt davonflogen. Die Knaben lenkten ihre Mustangs zu der kleinen Jagdbeute. Sie stellten fest, daß jeder von ihnen gut getroffen hatte, und jeder zog seinen Pfeil heraus und nahm das von ihm erlegte Federvieh an sich. Einen Hühnerbraten konnten sie neben dem Trockenfleisch durchaus noch brauchen.
    Die Jungen setzten ihren Ritt vergnügt fort. Das Gras war in dieser Gegend schon saftig-grün, Blumen leuchteten weiß und gelb, einzeln oder zu ganzen Teppichen sich zusammenschließend und ausbreitend. An den Nordhängen der Hügel waren noch braune Flecken zu sehen; hier war der Schnee erst vor kurzem geschmolzen, und das junge Gras kam noch nicht sichtbar hervor. In der unberührten Wildnis ließen sich Fährten leicht erkennen. Beide Jungen wurden auf die Spur eines Wapiti, eines Riesenhirsches, aufmerksam. Doch war sie alt, und sie waren beide der Meinung, daß es sich nicht lohne, dieser Fährte wegen den Plan umzustoßen und die Richtung zu ändern.
    Als die Abendsonne den Reitern ins Gesicht schien, lenkte Stark wie ein Hirsch, der die Führung hatte, auf eine Anhöhe hinauf, die einen weiten Rundblick gewährte. Sie war kahl, ringsumher konnte der Blick frei schweifen. Fern im Osten, wo das Blau des Himmels dunkelte, wußten die Knaben ihre Zelte. Gegen Westen und Nordwesten zu stiegen die Vorberge auf, bis zu dem hohen Felsengebirge hin. Das grellweiße Leuchten der Schneekronen erschien im Abendschein gebrochen, die Felsen verloren im zauberhaften Glanz ihre Schwere und Starrheit; sie ragten als Schatten auf, deren Ränder vom Feuer der scheidenden Sonne gezeichnet wurden. Das Grün von Wiesen und Bäumen verschmolz mit dem Rotgold der Sonnenstrahlen, und wo das Dunkel sich breitmachte, hatte es die violette Fülle, in der alle Gestalt noch deutlicher wurde als im blendenden Licht des Mittags.
    Harka nahm das Bild tief in sein Fühlen und Denken auf, denn es war das Bild des Abends, wie er es auch von daheim kannte. Vielleicht stand seine Schwester Uinonah jetzt bei den Zelten am Pferdebach, holte Wasser, das im Scheine derselben Abendsonne, nur viel weiter südwärts, funkelte, und schaute auch noch einmal hinüber zu den Bergen, deren lange Kette bis über die Quellflüsse des Platte reichte, und auch dort flimmerte das Feuer der abschiednehmenden Sonne um die schattenhaft aufragenden Gipfel.
    Harka schrak aus seinen Gedanken auf, denn Stark wie ein Hirsch sagte etwas.
    »Da drüben in dem kleinen Gehölz« ­ er wies mit der Hand dorthin ­ »wollen wir übernachten. Dort finden wir Wasser, Holz und Windschutz.«
    Harka war natürlich einverstanden, und so lenkten die beiden ihre Tiere zu der Gruppe von Tannen und Gesträuch. Sie durchsuchten zunächst das Wäldchen, fanden aber nichts Verdächtiges, weder Menschen- noch Raubtierspuren. Eine Quelle entsprang aus dem Boden, auf dem Moos und Gras sich das Wachstum streitig machten; das abfließende Wasser bildete einen kleinen Bach. Das Wasser schmeckte gut. Die Mustangs suchten sich Futter. Bei den Haselnußsträuchern am Rande des Gehölzes lagen noch Haselnüsse, die überwintert hatten. Die Jungen knackten sich einige und aßen, als Kurzweil und weil die Nüsse ihnen schmeckten. Dann suchten sie dürres Holz und machten zwischen den Bäumen sachgerecht ein kleines Lagerfeuer. Als es angegangen war, ließen sie die Spitzen der Äste darin weiterglimmen und schoben die Äste nur langsam tiefer in die aschegedeckte Glut. Die Funken schienen um so kräftiger zu glühen, je dunkler es rings wurde.
    Die Jungen nahmen die Hühner aus, die sie erlegt hatten. Der Geruch schien nicht nur ihnen selbst in die Nase zu steigen. In der Prärie draußen,

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