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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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nicht allzuweit vom Wäldchen entfernt, kläfften zwei Kojoten. Harka, der Tierstimmen gut nachahmen konnte, machte sich den Spaß, den beiden zu antworten, während Stark wie ein Hirsch die ausgenommenen Hühner in die heiße Asche legte, um sie zu rösten. Die Kojoten draußen wurden zornig und kläfften wütend, und Harka schalt mit ihnen in allen Wolfstonarten, während sich Stark wie ein Hirsch in lautlosem Lachen bog. Die beiden Heulwölfe schienen über dem Duft des Hühnerblutes und dem Streitgespräch mit Harka ganz zu vergessen, daß es für sie doch auch nach »Mensch« riechen mußte. Schließlich zeigten sich die zwei Kojoten sogar draußen auf dem Kamm der nächsten Bodenwelle. Durch ihren Pelz erschienen sie dick, obgleich sie nach dem Winter sicher nicht viel Fleisch auf den Rippen hatten. Harka heulte laut Rückzug, so daß die beiden Kojoten auf der Anhöhe mit hocherhobenem Kopf voll wachsenden Siegermutes kläfften. Diesen Moment nutzten die Jungen aus. Sie griffen zu Pfeil und Bogen und versandten ihre gefiederten Geschosse. Es war nicht schwer zu zielen und zu treffen, obgleich es Nacht war.
    Das Kläffen verstummte, denn die Pfeilspitzen hatten sich in den Hals der Raubtiere gebohrt. Stark wie ein Hirsch und Harka eilten hin und fanden die Tiere schon im Verenden. Sie töteten sie schnell und brachten die Beute zum Feuer. Dort häuteten sie sie ab, nicht mit dem spitzen, zweischneidigen Dolch, wie sie ihn als Waffe bei sich trugen, sondern mit Hilfe des breiten Schabemessers mit einer Schneide. Das Fleisch verschmähten die Jungen. Die dicken Pelze wollten sie sich aber mitnehmen. Sie blieben ein Andenken an einen Jägerspaß.
    Nachdem die beiden Knaben sich am Hühnerbraten gesättigt hatten, wollten sie schlafen und überlegten, ob jeweils einer von ihnen Wache halten solle.
    Stark wie ein Hirsch war der Meinung, dies sei nicht nötig, da die Mustangs wachsam genug seien. Sein Schecke jedenfalls würde ihn sofort wecken, wenn er eine Gefahr wittere. Harka traute dem Grauschimmel das gleiche zu. So wickelten sich die beiden ruhig in ihre Büffeldecken und streckten die Füße zum Feuer. In weiter Ferne jaulten ein paar große Wölfe den Mond an. Während die Pferde noch weideten und dann stehend in den leisen Schlaf verfielen, der die Wachsamkeit nicht ausschließt, fielen auch den Jungen die Augen zu.
    Die Nacht verlief ruhig, und die beiden Knaben erwachten erfrischt, noch ehe die Sonne aufgegangen war. Eine farblose Helle im Osten kündigte aber schon den Morgen an. Sie frühstückten getrocknetes Büffelfleisch, stillten ihren Durst wieder an der Quelle und machten sich dann gleich auf, um weiter gegen Westen zu reiten.
    Das Felsengebirge, dem sie näher kamen, versank für ihr Auge mehr und mehr hinter den unmittelbar aufwachsenden Vorbergen. Der Nadelwald bedeckte schon größere Strecken, Täler und Hänge, aber Stark wie ein Hirsch wich ihm aus und bevorzugte die Wiesenstreifen, auf denen die Pferde rascher vorwärts kommen konnten und die auch einen besseren Ausblick erlaubten. Die Jungen waren sehr aufmerksam, denn Wälder konnten immer Überraschungen bergen, die zu Gefahren wurden für den, der sie zu spät entdeckte. Sie sogen die Luft nicht nur ein, um zu atmen, sondern auch, um jeden Geruch zu prüfen. Der Duft von Blättern mischte sich mit dem Duft von Harz, aber Rauch war von nirgendher zu riechen. Im Ohr fingen sich Geräuschwellen. Fern brauste ein Fluß durch eine Schlucht; sein Rauschen war weithin zu hören.
    Die Jungen ritten im Schritt. Sie beobachteten viele Wildspuren und endlich auch eine Bärenspur. Da stiegen sie ab und untersuchten die Fährte sorgfältig, denn es war nicht ihre Absicht, einem Bären zu begegnen. Die Spur kreuzte ihren Weg und verlor sich südwärts, dann östlich waldabwärts, und so ritten sie ohne Sorgen weiter. Zum zweitenmal hielten sie an, als sie die Fährte eines Elches entdeckten. Tief hatte sich die Spur dieses riesigen und schweren Tieres eingeprägt, das allein seinen Weg bergaufwärts gezogen war. Die Haut des Elches war in gegerbtem Zustand die beste Kleidung für die Indianer, da Elenleder sehr widerstandsfähig war, selbst gegen Geschosse. Das Fleisch galt als schmackhaft, die Zunge als Leckerbissen. Aber der Elch war auch sehr stark, sehr schnell und schwer zu erlegen. Er nahm es mit Wölfen und mit Menschen auf. Am leichtesten war es, im Herbst sein dunkles mächtiges Röhren nachzuahmen, ihn dadurch herbeizulocken, ihm

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