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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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ablud. Auch die erbeuteten Kojotenfelle wurden von der Dorfjugend anerkennend betrachtet.
    Als Harka in das Zelt des Vaters eintreten wollte, kam der Vater eben mit zwei Kriegern heraus, in denen Harka Kluge Schlange und Krumm gehenden Wolf erkannte. Alle die Männer besahen sich gleich den Luchs, den Harka mitgebracht hatte, ließen sich auch berichten, wie der Knabe ihn getötet hatte, und sagten: »Gut! Gut!« Aber dann schienen sich ihre Gedanken sogleich wieder mit ganz anderen Dingen zu beschäftigen. Die beiden Schwarzfüße gingen hinüber zum Häuptlingszelt, und Mattotaupa rief seinen Jungen zu sich herein.
    »Du wirst mir noch ausführlich berichten«, sagte er zu ihm. »Aber jetzt ist nicht die Zeit dazu. Ich habe Büffel gefunden. Wir wollen sie jagen, aber eine Gruppe von Assiniboinekriegern ist uns im Wege. Wir müssen mit ihnen um die Büffel kämpfen, oder wir müssen diese Steinkocher mit List weglocken. Ich habe den Siksikau eine solche List vorgeschlagen. Sie sind einverstanden, und nun müssen wir sofort handeln. Denn sonst laufen die Büffel den Assiniboine geradewegs in die Hände.«
    Harka bemerkte, daß die Schwarzfußfrau, die das Zelt versorgte, damit beschäftigt war, eine Menge leichter Decken zurechtzulegen. Mattotaupa selbst war dabei, seine Waffen zu prüfen. »Unser Plan«, erklärte er dabei seinem Jungen, »ist gut! Die Assiniboinekrieger lagern nordwestlich von hier in einem Wiesental, das wie ein Kessel geformt ist und nur einen Ausgang nach Westen hat. Ein Bach entspringt dort. Sie haben da einen guten Lagerplatz, ganz nahe bei einem alten großen Büffelweg, wie Häuptling Brennendes Wasser mir erklärt hat. Dort warten sie auf die Büffel, um sie zu jagen. Es sind fünfzig Krieger! Die Büffel ziehen schon von Südosten herbei. Es ist eine mittlere Herde, vierhundert Büffel mögen es sein. Wir müssen die Assiniboine nach Westen oder Nordwesten weglocken, ehe sie die Büffel überhaupt entdecken, und wir müssen zwischen die Assiniboine und die Büffel kommen, so daß wir die Büffel bei der Jagd nach Südwesten zurückscheuchen.«
    »Wir müssen unsere Schar also teilen«, meinte Harka, der gespannt zugehört hatte. »Unsere Jagdgruppe reitet zwischen die lagernden Assiniboine, und die Büffelherde und jagt die Büffel auf ihrem Pfade wieder zurück, südostwärts. Unsere zweite Gruppe muß die Assiniboine nach Westen locken, am besten, ehe sie die Büffel überhaupt erspähen.«
    »So ist es. Aber wie locken wir diese Krieger weg?«
    »Ich weiß nicht.« Harka war verlegen. »Wir können sie angreifen, so daß sie uns verfolgen. Aber du sagtest, wir wollen nicht kämpfen.«
    »Wir wollen nicht mit ihnen kämpfen, wenn wir es vermeiden können. Wie lockt, man einen Mann oder ein Tier?«
    Harka lächelte. »Mit etwas, was sie gerne haben möchten.«
    »Richtig. ­ Aber nun iß, während wir sprechen, denn vielleicht willst du gleich wieder mit uns kommen?«
    »Ja, ja!« Harka ließ sich von der Schwarzfußfrau schnell Fleischbrühe und Fleischbrocken geben und löffelte.
    »Was möchten die Assiniboine haben?« fragte der Vater ihn dabei weiter.
    »Büffel!« sagte Harka zwischen zwei großen Schlucken.
    »Wenn nun Büffel zuerst im Nordwesten auftauchen?«
    »Werden die Steinkocher dorthin reiten!«
    »Richtig. Was müssen wir also tun?«
    Harka lachte. »Büffel im Nordwesten auftauchen lassen. Soll das der Zaubermann zuwege bringen?«
    »Nein, diesen Zauber zaubert Mattotaupa. Kannst du dir denken, wie?«
    »Nein«, mußte Harka zugeben.
    »Es ist aber nicht schwierig. Büffelfelle gibt es in unseren Zelten mehr als genug. Auch Büffelhörner. Wir spielen selbst Büffel, immer je zwei Männer mit einem Fell.«
    Harka platzte heraus: »Und die Assiniboine sollen etwa glauben, daß das wirkliche Büffel seien?«
    »Aber gewiß! In der Nacht! Sie dürfen nicht ganze Büffel sehen, sondern nur Hörner und wippende Büffelrücken hinter einem Höhenzug. Die Büffel brüllen auch!«
    Harka löffelte noch schneller. »Da muß ich dabei sein, Vater, da muß ich dabei sein! Aber was tun wir, wenn die Assiniboine kommen, um uns Büffel zu jagen? Müssen wir dann nicht doch kämpfen?«
    »Ich denke nicht. Als Büffel zeigt ihr euch hinter dem Höhenzug, der das östliche Flußufer begleitet. Wenn die Assiniboine kommen, finden sie nur die Felle, die ihr dann schon abgeworfen habt. Ihr aber schwimmt bereits im Fluß davon. Ich selbst werde der einzige sein, den die Assiniboine zu sehen

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