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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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bekommen. Sie erkennen mich als einen Dakota und werden mich verfolgen, weil sie zornig sind, daß sie gefoppt wurden. Aber ich entkomme ihnen.«
    »Es sind fünfzig, Vater!«
    »Ich aber bin Mattotaupa.«
    Harka schaute bewundernd zum Vater auf. Ja, ein solches Meisterstück durfte sich ein Mattotaupa zutrauen.
    Der Junge war mit dem Essen fertig und sprang auf. »Gehen wir gleich?«
    Mattotaupa nickte. »Wir brechen auf, und zwar sofort.« Harka nahm den Dolch mit. Alles andere wurde ihm nur hinderlich, wenn er schnell schwimmen mußte.
    Der Tag neigte sich schon zur Nacht, als die Männer auf dem Dorfplatz zusammenkamen. Von den Jungen waren nur Harka und Stark wie ein Hirsch dabei. Einige Vorbereitungen, über die Harka sich zunächst wunderte, waren schon getroffen. Diejenige Gruppe, die die nahende Büffelherde zu Pferde jagen wollte, hatte ihren Mustangs leichte Decken oder Felle um die Hufe gebunden, so daß die Tiere zunächst zwar langsam, aber auch ganz leise liefen. Harka begriff schnell den Sinn dieser Maßnahme. Diese Jägergruppe mußte zwischen die Assiniboine und die Büffelherde gelangen, ohne daß die Assiniboine sie vorzeitig bemerkte. Bei der Jägergruppe fanden sich fünfundzwanzig Krieger unter der Führung von Häuptling Brennendes Wasser ein. Auch Krumm gehender Wolf schloß sich dort an.
    Kluge Schlange aber wollte mit Mattotaupa gehen. Die zweite, kleinere Gruppe, die sich als Büffel maskieren wollte, bestand neben Mattotaupa und Kluge Schlange aus vier Kriegern, zwei Burschen und den beiden Jungen. Diese nahmen vier Büffelfelle mit. Das sollte für ihren Zweck genügen. Mattotaupa war der einzige, der außer dem Messer auch Pfeil und Bogen bei sich trug. Er hatte nicht Büffel zu spielen, sondern sich bereitzuhalten, um die Assiniboine nach der Entdeckung des Spiels auf sich zu ziehen. Die ganze Gruppe Mattotaupas nahm keine Pferde mit, sondern machte sich zu Fuß im Dauerlauf auf den Weg. Die schweren Büffelfelle trugen die vier Krieger.
    Die Prärieindianer waren im Laufen nicht weniger geübt als im Reiten und sowohl gewohnt, es auf eine kurze Strecke hin mit einem Mustang aufzunehmen als auch auf einer langen Strecke mit Ausdauer schnell zu laufen. Die Männer, Burschen und Jungen, die mit Mattotaupa liefen, kamen daher rascher voran als die Reiter auf den Mustangs mit den umwickelten Hufen. Sie hatten aber auch einen weiteren Weg vor sich, da sie nach Westen hin im Bogen laufen mußten, um die Assiniboine zu umgehen. Harka und Stark wie ein Hirsch waren so erfüllt von dem Gedanken an das Vorhaben, bei dem sie mitmachten, daß es ihnen gar nicht schwer wurde, mit den Männern und Burschen Schritt zu halten und die gleiche Ausdauer zu zeigen. Auf dem kurzrasigen Boden lief es sich leicht. Die Kleidung hatten alle abgelegt. Kühl und erfrischend strich die Luft um die Glieder.
    Nach einer Stunde bemerkte Harka, daß Kluge Schlange, der das Gelände am besten kannte und daher anführte, nach Norden bog. Die Schar war also schon weit westlich gelangt und konnte jetzt zu ihrem Ziele lenken. Ein Flußlauf mußte überquert werden. Dabei wurden alle bis unter die Arme triefnaß, obgleich Kluge Schlange eine Furt für den Übergang gewählt hatte. Im Dauerlauf ging es weiter, nunmehr am jenseitigen Flußufer aufwärts. Schließlich wurden Kluge Schlange und Mattotaupa, der ihm als zweiter folgte, sehr vorsichtig. Sie liefen nicht mehr, sondern gingen gebückt; ganz offene Stellen überwanden sie, indem sie sich zu Boden warfen und krochen. Alle folgten dem Beispiel.
    Harka sog die Luft prüfend ein. Er roch schon Rauch und glaubte sogar einen matten Schein wahrzunehmen, der von Feuer stammen mußte. Die Assiniboine, die sich nicht im Kriegszustand mit den Siksikau befanden, dachten an nichts Böses.
    Kluge Schlange, Mattotaupa und ihre Gruppe schlichen weiter. Sie mußten den Fluß jetzt wieder überqueren, um an das Ostufer zu gelangen, an dessen Seite die Assiniboine lagerten. Mit allem Bedacht krochen sie auf den grasigen Höhenzug, der das Hochufer des Flusses auf eine lange Strecke nordöstlich begleitete und zum Fluß hin ziemlich steil, nach Osten aber flach abfiel. Oben auf dem Kamm lagen sie zunächst im Grase versteckt, einer neben dem anderen, alle mit Graskronen im Stirnband, um die Köpfe zu verdecken. So spähten sie ostwärts nach dem Lager der Assiniboine, in das sie durch eine Senke hineinschauen konnten. Es glimmten fünf Feuer. Die Pferde hatten die Assiniboinekrieger in

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