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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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für ungut ­ und nun nehmt ruhig die Hände wieder runter! Aber versucht nicht, auf uns anzuschlagen. Wir sind doch wieder schneller!«
    Joe und Henry ließen die Arme sinken. Die Fremden steckten die Revolver ein.
    »Das Feuer an, Duff«, befahl Joe seinem Getreuen. Der Alte erhob sich flink und fachte die Glut an. Joe sah jetzt, daß er sich nicht getäuscht hatte. Der barhäuptige der beiden Eindringlinge trug Scheitel und Zöpfe. Er war ein Indianer.
    »Etwas ungewöhnlich habt ihr euch eingeführt«, sagte Joe, sehr verdrießlich darüber, daß es den beiden Unbekannten gelungen war, sich einzuschleichen, während er selbst auf Wache gewesen war. Er konnte nicht einmal seinen alten Duff schelten, ohne sich selbst lächerlich zu machen. »Was habt ihr noch weiter vor, als ausgerechnet in meinem Zelt zu schlafen?« fragte er die Fremden.
    »Wenn’s erlaubt ist, bis zum Morgen hier zu bleiben. Dann könnte man darüber reden, was weiter werden soll.«
    »Wo sind eure Pferde?«
    »Draußen irgendwo. Erschossen, leider. Die Schüsse gestern müßt ihr doch gehört haben.«
    »So sieht’s aus. Wer wollte euch denn das Licht ausblasen?«
    »Wissen wir nicht genau, aber jedenfalls waren es Dakota.«
    »Zu welchem Stamme rechnet sich dein roter Kumpan?«
    »Zu keinem mehr. War mal ein Dakota …«
    »… das sieht man.«
    »Aber jetzt ist er spinnefeind mit ihnen.«
    »Hm! Mal angenommen … mal angenommen … na, darüber reden wir später. Aber wenn dein Kumpan hier etwas von Dakota versteht … ich habe zwei Pfeile hier. Er mag sich doch mal äußern, was die eingekerbten Zeichen zu bedeuten haben.«
    Joe winkte Duff, und dieser brachte den Pfeil, der Joes Hut getroffen hatte, und den abgebrochenen Schaft mit dem Lederstück herbei. Joe reichte alles dem schweigsamen Indianer, der vorsichtig danach griff und die Dinge nach allen Seiten drehte.
    »Na?« drängte der Ingenieur.
    Der Indianer ließ sich keineswegs veranlassen, rascher eine Antwort zu geben, als er selbst beabsichtigt hatte. Er betrachtete den Pfeil, den Pfeilschaft und das Leder nochmals. Dann schaute er seinen weißen Gefährten mit dem Schlapphut an und sagte zu diesem: »Der Bund der Roten Hirsche bei der Bärenbande. Der Pferdekopf auf dem Leder, das ist Tashunka-witkos Zeichen.«
    »Donnerschlag!« rief der Weiße. »Siehst du jetzt, Top, daß ich recht hatte? Hierher hat er sich verzogen. Da sind wir an der richtigen Stelle!« Joe war den Worten aufmerksam und mißtrauisch gefolgt.
    »Wofür seid ihr an der richtigen Stelle?« fragte er rasch dazwischen.
    »Um es mit denen aufzunehmen, die eure und unsere Feinde sind.«
    »Ganz ehrlich ­ wir haben nicht die Absicht, uns hier zum Asyl für Verfolgte zu entwickeln. Das ist zu gefährlich für uns. Wir müssen arbeiten.«
    Der Indianer gab ein leichtes Zeichen mit der Hand, daß er sprechen wolle; vielleicht war es gleichzeitig ein Zeichen für seinen Begleiter mit dem Schlapphut.
    »Bitte!«
    »Mein Bruder Fred und ich«, sagte der Indianer auf die Aufforderung des Ingenieurs hin leise, aber akzentuiert, »wir haben nicht die Absicht, die weißen Männer in Gefahr zu bringen. Gute Nacht!« Der Indianer hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, da schossen er und der Mann mit dem Schlapphut schon an den beiden Ingenieuren und an Duff vorbei aus dem Zelt hinaus, so schnell wie Hechte in der Flut, und als die Verblüfften ihre Gedanken und Sinne wieder sammelten, hörten sie draußen den Hufschlag zweier Pferde.
    »Verdammt! Die Pferdediebe!« schrien Joe und Duff gleichzeitig auf und stürzten hinaus. Henry rannte hinterher.
    Als sie zu den Pferden kamen, fanden sie die Wache im Gras liegen, bewußtlos oder tot, und das Geräusch des Galopps verwehte schon weit draußen in der Prärie.
    »Die Gauner, die Verbrecher! Das Gesindel, was sich hier umhertreibt!« Joe, Duff und Henry bückten sich zu dem Manne, der im Grase lag. Er schien nur die Besinnung verloren zu haben.
    »Was ist los?« rief Bill vom Höhenrücken herunter.
    »Bei dir eine Schraube!« schrie Duff zurück.
    »Wer ist denn fortgeritten?«
    »Der Teufel und seine Großmutter!«
    Charlemagne sprang den Abhang herunter und kam zu den Ingenieuren und Duff. »Sollen wir schießen?«
    »Meinetwegen, wenn ihr über fünf Kilometer treffen könnt! So weit sind die schon weg! ­ Setze dich wieder zu Bill auf den Hügel und passe bißchen besser auf! Zwei Pferde sind wir jedenfalls los. Vielleicht sogar …« Joe suchte sein eigenes Tier.

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