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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Indianische Mode ist das eigentlich nicht.«
    Bill wurde ärgerlich, denn er hatte in dieser Sache ein schlechtes Gewissen. »Was heißt sonderbar!« rief er. »Habt Ihr noch nicht genug Erfahrungen mit dem roten Raubgesindel gemacht, Sir? Der Top ist ein gemeingefährlicher Verbrecher, und sein Freund Fred ­ oder Jim, wie er in Wirklichkeit heißt ­ gibt ihm darin nichts nach! Der Maler hatte einen Beutel voll Dollars bei sich! Das reizt solche Landstreicher!«
    »Kann sein, aber was hast du? Warum regst du dich so auf?«
    »Weil ich denke, wir sind eben noch mit einem blauen Auge davongekommen, wenn die beiden uns nur zwei Pferde gestohlen haben. Da hätte noch was ganz anderes passieren können. Gerissen und ganz gefährlich sind sie.«
    »Aber doch offenbar Feinde der Dakota.«
    »Weil selbst die Dakota solche ausgepichten Verbrecher nicht gebrauchen können. Nicht einmal die! Nein, Sir, es ist schon so, wie ich sage. Wir können froh sein, daß die beiden sich wieder davongemacht haben und unser Schaden nicht größer ist.«
    »Du magst recht haben, Bill. Ich kannte sie nicht, und doch hatte ich gleich das Gefühl, daß ich ihnen kein Asyl geben dürfte. So verlockend es scheinen mochte, zwei gewandte Kerle für uns zu gewinnen!«
    Damit waren Bill und Charlemagne aus dem Gespräch entlassen. Sie ließen sich am Bachufer nieder und machten sich über den Rest einer Dose Salzfleisch her. Als sie gegessen hatten, stellte Charlemagne eine Spiegelscherbe auf und begann seine Barthaare mit dem Rasiermesser zu bearbeiten. Dabei schnitt er allerhand Grimassen, und Bill schaute ihm amüsiert zu.
    Als die Prozedur mit halbem Erfolg beendet war, blinzelte Charlemagne den Hahnenkampfbill aus den Augenwinkeln an, ohne jedoch etwas zu sagen. Bill wurde durch den Blick allmählich nervös gemacht, zupfte an seinem Halstuch und fragte schließlich: »Was ist denn? Hab’ ich was an mir?«
    »Nein, tapferer Hahnenkämpfer, nicht an dir, aber in dir hast du was!«
    »Und das wäre?«
    »Ein Geheimnis.«
    »Komme mir gar nicht so geheimnisvoll vor. Bin ’ne olle ehrliche Haut.«
    Charlemagne räusperte sich und grinste.
    »Was ziehst du denn wieder für Grimassen! Raus mit der Sprache!«
    »Vielleicht habe ich nur geträumt.«
    »Bei dir ist alles möglich, glaube ich, sogar ohne Brandy.«
    »Aber mir ist so, als ob ich mal im Blockhaus des zahnlosen Ben eingekehrt sei ­ in diesem Frühjahr müßte das gewesen sein, der Schnee fing an zu schmelzen ­, und am Abend saßen wir unter der Pechfackel, weißt du, in der linken hinteren Ecke der großen Gaststube …?«
    »Weiß schon, weiß schon. Stimmt genau.«
    »War angenehm warm in der Stube, und Ben bediente uns gut mit Schnaps und Bärenschinken …«
    »Seine Spezialität!«
    »Es schmeckte uns, und wir fingen an, Geschichten zu erzählen.«
    »Werdet wohl genug Unsinn gesponnen haben mit Bens Brandy im Leibe.«
    »Ja, so war’s. Allerhand Gespenster- und Räubergeschichten.«
    Bill horchte auf und wurde mißtrauisch. »Warum fällt dir denn das jetzt auf einmal ein?!«
    »Weil du von dem Blockhaus gesprochen hast, Hahnenkämpfer. Als es damals schon spät in der Nacht war, hat uns einer noch eine mysteriöse Geschichte erzählt. Die Hauptperson war ein Häuptling, der von einer Goldhöhle wissen sollte. Er soll davon im Suff was verraten haben und deshalb aus seinem Stamm ausgestoßen worden sein. Nun irrt er umher. Im Blockhaus hatten ihn ein paar handfeste Kerle gefangen und gefesselt und wollten das Geheimnis aus ihm erpressen, aber er sagte nichts, und dann kam Jim und befreite den Roten. Wahrscheinlich wollte sich Jim das Monopol auf die Geheimnisse der Dakota sichern und war wütend, als er sah, wie andre ihm zuvorzukommen gedachten. Aber das war derselbe Indsman, der den Maler gegen die Räuber beschützt hat.«
    »Du meinst, gegen den die Räuber den Maler ­ ach, Unsinn, ich meine, gegen den der Maler …«
    »… die Räuber beschützt hat? Bill, Bill, in deinem Hirn findet ein Hahnenkampf statt, obgleich du heute morgen noch gar keinen Brandy getrunken hast!«
    »Man wird sich ja mal versprechen können. Jedenfalls wollte der Indsman den Maler ermorden und berauben!«
    »Wozu denn? Wenn dem Indsman eine Goldhöhle bekannt ist, kann er doch den Reichtum viel billiger haben und ohne Anstrengung.«
    Bill starrte Charlemagne an. »Vielleicht weiß er gar nichts von einer solchen Höhle. Vielleicht haben das andere Leute nur geträumt! Verstehst du?«
    »Verstehe,

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