Die Hoehle
Verstanden?« schrie er. Dabei packte er ihn am Kragen seines T-Shirts und zog ihn an sich heran.
John war platt. Dieser kleine, dicke Franklyn hatte es doch wirklich geschafft, ihm das Mundwerk zu verbieten. Was doch in diesem Jungen steckte. Er konnte es beinahe nicht glauben.
»Okay, ich heule mit. Aber bitte lacht nicht über meine schlechten, schauspielerischen Fähigkeiten. Ich bin kein guter Heuler«, versuchte John sich zu rechtfertigen.
Mithilfe der Taschenlampe und des Butterbrotbeutels voller leuchtendem Wasser fanden sie den Weg zurück zu jenem Raum, in dem sich d er warme Unterwassersee befand.
Dort angekommen setzten sie sich ans Ufer und begannen, die Wesen zu rufen.
»Hallo, könnt Ihr uns hören?«, fragte Carla.
»Das funktioniert so nicht. Du musst denken, was du denen sagen willst. Schließe deine Augen, fasse ins Wasser und en tspanne dich. Pass genau auf, ich zeige dir jetzt, wie das funktioniert«, erklärte John besserwisserisch.
Er ging direkt ans Ufer und setzte sich auf seine Fersen. A nschließend steckte er langsam seine Hände ins Wasser und wedelte rhythmisch von links nach rechts. Dabei erzeugte er kleine Wellen.
Das Wasser begann sofort an den aufgewühlten Stellen zu leuchten.
»Ich werde jetzt Kontakt mit ihnen aufnehmen. Ich denke einfach, was ich sagen will.«
Nun schloss John die Augen und sah sofort vor seinem geist igen Auge die Paradieswelt, die er vorhin schon einmal gesehen hatte. Mithilfe seiner Gedanken versuchte er, die Wasserwesen zu erreichen.
Carla folgte seinem Beispiel, setzte sich ebenfalls ans Ufer und steckte die Hände wie John ins Wasser, das auch bei ihr bei der ersten Berührung begann, blau zu leuchten. Auch sie schloss ihre Augen und versuchte, sich zu entspannen.
Dann traute sie ihren Sinnen nicht mehr. Sie sah John! Er befand sich unmittelbar vor ihr.
Sein Oberkörper war nackt, und er streckte die Arme nach ihr aus.
Sie ging auf ihn zu, er umarmte sie.
Es war ein wunderbares Gefühl, denn sie konnte seine Liebe regelrecht fühlen. John schloss sie in die Arme und ließ sie nicht mehr los.
Carla war fassungslos. War das ihr Traum? War John ihr Traum? Jahrelang hatte sie mit ihm zusammen gelernt und sich gequält, das zu schaffen, was sie bis heute erreicht hatte. Nun steht ein Abbild ihres Unterbewusstseins vor ihr und zeigt, dass sie in ihn verliebt ist? Carla hielt das für unmöglich.
Von den Stimmen konnten sie allerdings nichts hören.
Anstatt eine Antwort auf das heuchlerische Flehen und Betteln zu erhalten, mussten die drei mit Entsetzen feststellen, dass der Boden zu beben begann. Zuerst vibrierte er nur ein wenig, doch die Erschütterungen steigerten sich zu einem unkontrollierten, heftigen Schaukeln.
Die ersten Steine fielen mit Gepolter von der Höhlendecke , und die Freunde konnten hören, wie die Stalagtiten knirschend abbrachen und mit einem leisen Zischen zum Boden rasten, um dort tief in die Erde einzuschlagen. Bei jedem Einschlag trieben sie eine heftige Druckwelle durch den Boden. Sie blieben wie ins Erdreich gerammte Zaunpfähle senkrecht stecken. Sie mussten ein unheimliches Gewicht haben, wenn sie in der Lage waren, ohne weiteres durch den Höhlenboden zu dringen und im Fels steckenzubleiben.
»Was geschieht hier ?«, schrie Carla panisch. »Wir werden alle sterben! John, tu doch was! Ich will hier nicht verrecken!«, schrie sie und klammerte sich krampfhaft an ihn.
Er nahm sie sofort in Schutz und legte seinen Arm so über sie, dass sie vor den herabstürzenden Steinen geschützt war.
»Zieh den Kopf ein und halt dich ganz nah bei mir!«, schrie John gegen den Lärm an.
Sie beugten sich nach vorn, um mit ihren Rücken die herunte rfallenden Steine abzufangen. Wäre ihnen ein Stalagtit durch den Rücken gedrungen, hätten sie vermutlich noch nicht einmal mehr schreien können. Diese gigantischen Brocken hätten sie wie Schmetterlinge, die mit Nadeln an der Wand festgeheftet werden, am Boden festgetackert. Doch wie durch ein Wunder bekamen sie keinen einzigen Spieß durch den Rücken gebohrt.
Ihre Köpfe versuchten sie möglichst mit ihren Armen zu schützen. Ein dicker Stein traf John direkt auf dem Rücken. Es klatschte regelrecht, als er auf ihm aufschlug, aber er war nicht schwer genug, um ihm eine ernsthafte Verletzung zuzufügen.
»Aah, dämlicher Stein!«, schrie John, ließ sich aber weiter nicht von ihm beeindrucken. Sein Fluch half dabei, den soeben erlittenen Schmerz zu ertragen.
Franklyn bekam
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