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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Stimme. „Jungfrau – zeige dich!“
    Schüchtern trat Amaranth nach vorn. Die Tiergemeinde begann unverständliche Worte zu murmeln – weil die Litanei rückwärts gesungen wurde. Amaranth trug ein attraktives Gewand, ähnlich dem Nachthemd, welches sie als Schwester Beth getragen hatte. Das Material war glatt und neigte dazu, an den kritischen Stellen nachzugeben, um Teile ihres wunderschönen Körpers preiszugeben. Bruder Paul war nicht mehr so naiv anzunehmen, diese Enthüllungen geschähen zufällig: Sie stellte ihren Körper gern zur Schau. Und ihm als Mann gefiel das. Nun tanzte sie ein paar Schritte, wobei sie in der Art und Weise einer billigen Striptease-Tänzerin ein Kleidungsstück nach dem anderen ablegte und fortwarf. Langsam konnte man die vollen Brüste erkennen, die biegsamen Schenkel.
    „Ich hätte es lieber mit dem Himmel versucht“, murmelte Lee neben ihm.
    Bruder Paul wußte, was er meinte. Aber unvollständige Menschen hatten keine Chance, den Himmel auf direktem Weg zu erreichen; sie mußten zunächst mit der Hölle fertig werden. Bruder Paul war in Lees Hölle gekommen, um ihn herauszuholen; nun kam Lee mit in Bruder Pauls Hölle, um ihm zu helfen, wo er nur konnte. So stand es mit ihrer Freundschaft.
    Amaranth entledigte sich des letzten Kleidungsstückes und tanzte nackt weiter. Sie hatte eine prachtvolle Figur, sehr schlank, aber durch volle Brüste und ein pralles Hinterteil dermaßen gesegnet, daß Bruder Paul kaum noch ruhig stehen bleiben konnte. Wenn er doch nur seine Genitalien besser verbergen könnte!
    „Phantastisches proteisches Fleisch“, sagte Lee, und Bruder Paul merkte, daß dies ein Gedanke von Antares war. Das amöbenartige, außerirdische Wesen schätzte natürlich Flexibilität, röhrenförmige Auswüchse und das geleeartige Zittern von Haut.
    Die Gemeinde kommentierte die Schönheit mit allen Arten von Grunzen, Schnauben, Stöhnen und tierischem Geheul. Einige Männchen rieben sich eindeutig die Geschlechtsteile und machten ruckartige Hüftbewegungen, während die Frauen anzüglich kicherten.
    Bruder Paul spürte, wie die Wut in ihm aufstieg. Wie konnte er hier stehen und diese unwürdige Zurschaustellung der Frau, die er liebte, erdulden? (Liebte? Wie kam er denn darauf? Sie verlockte ihn vielleicht, aber …) Aber sie tat es ja freiwillig – um ihm bei seiner Mission zu helfen. Denn dies war nach Therions Meinung der rascheste Weg, den Satan zu finden – und Therion war in diesen Dingen ein Experte. Wenn das die schlimmste Demütigung bedeuten würde, die ihn erwartete, dann ging es ihm, Bruder Paul, noch gut.
    Aufreizend langsam schritt Amaranth zum Altar und nahm zwei brennende Kerzen. Bruder Paul wußte, daß sie aus Menschenfett hergestellt waren. Sie hielt in jeder Hand eine Kerze, setzte sich vorsichtig auf den Altar und lehnte sich dann langsam zurück. Der Kopf ruhte auf einem Kissen, das mit satanischen Symbolen bestickt war. Beide Arme hielt sie ausgestreckt, um die flackernden Kerzen hochzuhalten. Sie strömten einen Duft wie nach Bratfett aus, was Bruder Pauls Magen unangenehm zum Knurren brachte.
    Die Akolythen brachten aus einer anderen Kirche gestohlene Oblaten sowie sauren Wein herbei, der wie verdünntes Blut aussah. Der Priester hielt die Oblaten über Amaranths Körper und belegte sie mit einem Fluch. Dann reichte er sie der Gemeinde zur Weiterverteilung zurück, bückte sich und küßte das Mädchen laut vernehmlich zwischen die Beine.
    Bruder Paul wollte aufspringen, doch Lee hielt ihn zurück. „So ist das Ritual“, warnte er. „Es ist abscheulich, doch der Weg zur Hölle ist mit Abscheulichkeiten gepflastert, was wir ja vor diesem Vorhaben genau gewußt haben.“
    „Und die Engel der Hölle genießen sie Stück für Stück“, knurrte Bruder Paul zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Aber sein Freund hatte recht: Hier mußte er hindurch. Hatte er erwartet, der Weg zum Inferno würde leicht sein?
    Die Gemeinde nahm Oblaten und Wein, aber niemand aß oder trank. Sie warfen die Hostien auf den Boden, trampelten darauf herum und gossen den Wein aus. Jemand beschimpfte Jesus Christus auf unflätige Weise. Bruder Paul zuckte zusammen in Erinnerung an die grausame Kreuzigung des Erlösers.
    „Worte bedeuten nichts – weder die anbetenden noch die verdammenden“, murmelte Therion. „Die Satanisten überschätzen die Macht des verbalen Ausdrucks. Weder Jesus noch seine Mutter können dadurch auch nur berührt werden.“
    Das war

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