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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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und gaben unter ihnen einen ungeheuren Abgrund frei, aus dem helle Feuerzungen leckten.
    „Und wohin würden wir fallen?“ fragte er. „Da wollen wir doch ohnehin hin.“
    Gute Pointe! Aber doch nicht so ganz. „Wenn wir auf der Plattform bleiben“, sagte Bruder Paul, „besuchen wir die Hölle bei lebendigem Leib und kehren vielleicht zurück. Wenn wir herabfallen, sterben wir vielleicht und bleiben dort.“
    Auch Carolyn blickte hinab. Der Mahlstrom aus Feuer schien dichter zu werden und bildete ein riesiges, amorphes, heraufstarrendes Dämonenantlitz. „Oh, mir wird schwindlig!“ rief sie zitternd. Bruder Paul sprang auf sie zu, um sie zu beruhigen, doch auch Lee hatte seinen Arm wieder auf den ihren gelegt.
    Aber bei dem Rucken, Drehen und Schnellerwerden der Plattform wurden alle weiter auf den schrecklichen Abgrund zugeschoben. Die Gemeinde wähnte sich sicher, denn die Bänke schienen fest am Boden verankert zu sein; einige lagen sogar auf den Spitzen des Pentakels, umklammerten den Rand mit den Fingern und spähten hinab. Aber hier vorne konnte man sich nirgendwo anklammern, außer am Altar.
    Bruder Paul wollte keinesfalls den Altar berühren, dessen Bedeckung und Matratze herabgefallen waren und nun auf dem Boden dicht am Rand lagen. Aber ihre unsichere Lage machte ihn zunehmend nervöser. Als stünden sie auf den Flügeln eines Flugzeuges, wobei die Absichten des Piloten unsicher waren. Den Boden bedeckte dicker Schleim, der auch ihre Schritte unsicher werden ließ. Jede plötzliche Richtungsänderung …
    So geschah es auch. Das Pentakel fuhr herum und ließ alle drei ausgleiten. Die Matratze fiel vom Rand herab. Als sie Feuer fing, schoß eine Flamme hoch.
    Nun streckte Therion eine Hand aus. Er schnappte sich Bruder Pauls wehenden Ärmel und schleuderte ihn, Carolyn und Lee mit teuflischer Stärke in einer menschlichen Kette zum Altar. „Wir gehen heim“, sagte Therion mit grimmiger Befriedigung. „Ich sorge schon dafür, daß ihr unterwegs nicht verlorengeht. Sonst wäre mein Herr wütend.“
    Er war der Agent des Satans. Nun, was hatten sie auch anderes von ihm erwartet? Im Inferno war der teuflischste Mensch der Herr.
    Sie standen mit verschränkten Händen am Altar, klammerten sich zusätzlich am Stein fest und spähten nach vorn. Vor sich sahen sie Schienen – wie bei einer Eisenbahn. Glänzende Stahlrippen, die sich ins Dunkle bogen. So wurde diese Plattform also gelenkt!
    „Wie mit einer Draisine!“ rief Carolyn.
    Bruder Paul tauschte mit Lee einen Blick aus. „Aus dem Mund von Kindern …“, murmelte der letztere. Konnte es sein, daß die Hölle nur aus einer gewagten Fahrt bestand?
    Vor ihnen erschien ein Tunnel: ein schwarzes Loch in einer ungeheuren Wand. Die Schienen führten direkt darauf zu.
    Das Fünfeck schnellte in das Loch – aber man merkte sogleich, daß ihr Gefährt zu groß für die Öffnung war. Man hörte einen Entsetzensschrei, als die Leute an den Rändern im letzten Augenblick erkannten, unter welcher Bedrohung sie standen. Dann hörte man einen Aufprall – und zwei Spitzen waren durch die Tunnelwände fein säuberlich abgeschnitten. Die Gestalten darauf – verschwunden.
    Bruder Paul sah vor seinem inneren Auge die Menschen gegen die Wand gedrückt wie zerquetschte Fliegen und für eine Weile dort kleben, ehe sie in die Flammen hinabfielen. Die Hölle war grausam – aber was hatte er erwartet? Er hoffte, Carolyn würde nicht alles genau mitbekommen.
    „Daddy, das waren keine besonders netten Leute“, sagte sie. „Aber trotzdem …“
    Er zog sie dicht an sich, und sie legte den Kopf an seine Schulter und weinte leise. Das tat sie immer, wenn sie erschüttert war, im Gegensatz zu ihrem offeneren Weinen bei alltäglichen Problemen.
    Die Plattform war nun kein Fünfeck mehr. Sie war eine Pfeilspitze, die durch die Dunkelheit über die Schienen schoß.
    Plötzlich drohte auf der einen Seite ein Ungeheuer. Es hatte glühende gelbe Augen, blutrote Zähne und fünfzehn Zentimeter lange Reißzähne. „ HOO - HAH - HAH - HAH - HAH !“ lachte es mit ungeheurem Dröhnen und hielt mit der Plattform Schritt.
    „Das ist ein Geisterbahnbild“, sagte Bruder Paul beruhigend zu Carolyn, als sie zusammenfuhr. Wenn man ihr nur diese Reise in die Hölle hätte ersparen können! Er hatte geglaubt, sie sei sicher aus den Animationen herausgekommen – bis Therion sie als Opfer hineinbrachte. Dieser verdammte Therion! Manchmal machte er einen recht anständigen Eindruck, doch

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