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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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hinausgegangen, was in der Moderne und auch im solarischen Cluster des Jahres 4500 bekannt gewesen war. Doch sie waren vollständig verschwunden. Nun griff ein fremdartiger Eindringling, nur als ‚Die Amöbe’ bekannt, auf einer technologischen Ebene an, die jener der Alten ähnelte. Die einzige Hoffnung, die Amöbe zurückzudrängen, lag in der Wiederentdeckung der Technologie der Alten – und das mußte bald geschehen.
    Wie aber konnte ein Mann ein Tarot legen, der zweieinhalbtausend Jahre vor der Zeit des Wesens gelebt hatte, das er leiten sollte? Tarot brachte immer nur das hervor, was bereits in den Gedanken des Fragenden enthalten war – ebenso war es mit den Animationen. Aber was blieb Bruder Paul anderes übrig, als fortzufahren?
    Doch irgend etwas nagte an seinen Gedanken. Alte … Animationen … Amöben … es gab eine kritische Verbindung von so ungeheurer Wichtigkeit, daß … Aber er kam nicht darauf, die erhoffte Offenbarung entfloh ihm immer wieder.
    Sie bildeten ein zweites Satellitenblatt. Dieses belebte sich … wieder die Tochterfigur. Sie stand wie zuvor im Feuer und wand sich in stummen, aber vernichtend deutlichen Qualen, versuchte, die schlanken Fesseln aus den Flammen zu heben, ergab sich aber dann ihrem Schicksal. So wie Jesus sich am Kreuz seinem Schicksal ergeben hatte.
    „Nein … ich verbiete es!“ rief Bruder Paul. „Es gibt keinen Grund, aus dem heraus diese Folter das Wohlergehen eurer Kultur fördert. Ich selber habe die Feuer der Hölle gespürt; tut ihr das nicht wieder an!“
    Sie ist meine Frau, Knappe des Schwertes! blitzte Herald, und in ihrer Helligkeit war seine Agonie schrecklich. Seine Liebe stand in Flammen, und sein Verstand befand sich am Rande des Wahnsinns. Leide, wie ich leide! Sie verbrennt! Sie verbrennt!
    Es war die Vision Heralds, nicht die Bruder Pauls. Aber er sah eher Münz-Knappe denn Schwert-Knappe. Carolyn. Sein Kind. Oder das Kind seines Kindes, Hunderte von Generationen später. Eine Tarotkarte für jede Generation. Doch die Verbindung war absolut. Es war ihm unmöglich, einen solchen Verlust einfach so hinzunehmen.
    Bruder Paul strebte danach, ein friedfertiger Mensch zu sein, doch nun mußte er kämpfen. „Unterdefinition!“ schrie er und warf eine weitere Karte auf den Tisch. „Die Aura-Acht – das Gewissen!“ Vielleicht repräsentierte die Karte in der fernen Zukunft nicht mehr genau diesen Begriff, aber er wollte es so.
    Carolyn blieb. Ihr schmerzverzerrter Mund öffnete sich, und sie schrie: „Herald, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“
    Genau das hatte Jesus gerufen. Jetzt bat Bruder Pauls Nachkomme um die gleiche Begnadigung ihrer Folterer. In diesem Augenblick war ihre Aura so stark wie die von Jesu; Bruder Paul nahm die sanfte Gewalt wahr, die im ganzen Universum ihresgleichen vergeblich suchte. Doch Jesu Opfer hatte die irrende Menschheit nicht bekehrt, hatte das Böse nicht aus der Welt getrieben. Statt dessen war das Böse in Christi eigene Kirche eingedrungen und hatte sich wie nie zuvor breitgemacht. Die Tränen Jesu …
    Nun wurde ein weiteres unschuldiges Opfer präsentiert, trat aus der Gefangenschaft einer Kerkerzelle in tanzende Flammen. Ihr schönes Haar ging in einem Funkenregen auf und schrumpelte mit entsetzlicher Schnelligkeit zu einer schwarzen Masse.
    Herald sprang auf das Feuer zu, aber dies nützte nichts; selbst für einen Andromedaner war dies nur eine Vision. Bruder Paul warf eine weitere Karte auf den Tisch, wußte nicht, was es war, und betete lediglich, daß dieses zurückgekehrte Unrecht irgendwie berichtigt würde.
    Die Zeit erstarrte. Diese Karte war leer, denn er hatte keine bestimmte ausgewählt, und in dieser Animation gab es keine zufälligen Manifestationen. Er mußte wählen, ob bewußt oder unbewußt. Was wollte er eigentlich?
    „O Gott, ich will sie in Sicherheit und nicht dem Flammentod geweiht wissen“, flüsterte Bruder Paul.
    Gott gab keine Antwort. Warum sollte er auch? Es war nicht Gottes Art und Weise, sich in die Angelegenheiten lebendiger Menschen einzumischen. Das war Satans Sache.
    „Was also bietest Du, Satan?“ fragte Bruder Paul.
    Die Antwort kam sogleich: Rache.
    Gott blieb in der Ferne. Satan war nahe und entschieden. Plötzlich wurde die Vorstellung leichter, warum ein Mensch wie Therion den Gehörnten Gott verehrte. Die Versprechen Gottes waren nebulös und oftmals aufgeschoben, bis ihre Erfüllung nutzlos wurde; verzögerte Gerechtigkeit war keine

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