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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Gerechtigkeit. Satan arbeitete auf direktere Weise. Satan war ein Geschäftsmann. Er legte den Preis für seine Angebote fest. Er machte Angebote – und, verdammt noch mal, er bot auch etwas. Er betrog nie, jedenfalls nicht direkt. Er benutzte jedes vorhandene Schlupfloch, um seine Gaben teurer zu machen, als jedermann freiwillig zu zahlen bereit war, aber er hielt sich an seine infernalischen Regeln. Er hatte Bruder Paul Ursprung und Zweck des Tarotspiels, seine Entwicklung und Zukunft gezeigt; nun fragte er nach dem fatalen dritten Wunsch.
    Diesen Handel eingehen hieß in der Tat, Satan zu verehren. Doch Satan hatte schon seine Vorzüge. Vielleicht war Bruder Paul sein ganzes Leben lang auf der Suche nach dem falschen Gott gewesen?
    Aber er konnte diesen Handel nicht eingehen. Nicht ganz. „Nein! Ich will sie lebendig!“
    „Rache – und das Leben“, antwortete Satan, der in dieser Situation die Oberhand hatte. Mit Gott zu handeln war eine Pflichtübung in Geduld; Satan hatte die Kontrolle.
    Wieder blickte Bruder Paul in die schrecklichen Flammen. „Ich nehme an!“ Carolyn hatte gebeten, ihren Verfolgern zu vergeben. Statt dessen führte Bruder Paul Rache im Schilde. Gewiß flossen nun Jesu Tränen.
    Die gewählte Karte manifestierte sich als Turm – als Haus Gottes … und des Teufels. Es war der Turm der Wahrheit und das Verlies der Falschheit und eben dieses Schloß. Aus dem Himmel schoß ein Energieblitz – und alles versank in blendender Helligkeit.
    Offenbarung! Die Vision schwand, und Bruder Paul sah den sich wälzenden Feuerball einer Atomexplosion. Dies war die von Satan geförderte Rache: vollständige Vernichtung des gesamten Schlosses. Alle, die an der Grausamkeit gegenüber Carolyn beteiligt gewesen waren, wurden nun Opfer ihrer eigenen Strafe. Alle verbrannten im Feuer.
    Nun führte ihn Satan auf eine kaleidoskopartige Reise durch den gesamten Cluster, zeigte ihm den Krieg mit den Amöben. Es herrschte das Zeitalter der Aura; die Seele Carolyns, Herald als Psyche bekannt, wurde in den Transfernetzen der Alten gefangen. Als man dieses Netzwerk wiederherstellte, wurde die Seele befreit.
    Carolyn/Psyche hatte ihre wunderbare menschliche Seele verloren, aber sie lebte ewig in anderen Gastkörpern weiter. Sie und Herald waren glücklich. Sie war nicht mehr Bruder Pauls kleines Mädchen, weder im Geiste noch im Körper. Sie hatte ihren eigenen Lebensweg gefunden. Und so mußte es auch sein.
    Satan hatte den dritten Wunsch gewährt – und Bruder Paul wußte, daß er selbstsüchtig gehandelt hatte. Als die letzte Prüfung seines Gewissens gekommen war, hatte er seine persönlich Ehre hierfür geopfert. Es lag in seiner Natur, daß er es nicht bereute.
    Kennst du schon das Urteil über deine Seele? fragte Satan aus dem wirbelnden Chaos der Leere.
    „In der letzten Krise habe ich meinen niederen Instinkten nachgegeben“, antwortete Bruder Paul. „Ich bin letztlich doch ein Anhänger des Gehörnten Gottes.“
    Welches Schicksal wird dich nun erwarten?
    „Ich werde zur Hölle verdammt“, antwortete Bruder Paul in dem Bewußtsein, daß seine Unwürdigkeit nur die der gesamten Menschheit reflektierte. Der Mensch war noch nicht bereit, vor Gott zu treten – nicht zu Bruder Pauls Zeiten, nicht im fünfundvierzigsten Jahrhundert, vielleicht niemals. Satan hatte ihn schließlich zur Vernunft gebracht. „Ich bin bereit.“
    So soll es sein.
    Unvermittelt löste sich das Chaos auf. Bruder Paul fand sich auf einer grünen Wiese auf dem Planeten Tarot. Um ihn herum, in etwa fünfhundert Metern Entfernung, standen Lee, Therion, Amaranth und Carolyn.
    Bruder Paul blickte sich um und merkte, daß die dritte und letzte Animation vorüber war. Alle fünf hatten sie überlebt. Er selbst war bei Gesundheit und Verstand, war nicht kastriert.
    Mit wachsendem Erstaunen und Entsetzen begriff er, was dies bedeutete.
     



VII
 
Entscheidung Trumpf 26
     
    Der Teufel ist der Vater aller mißverstandenen Genies. Er ist es, der uns verführt, neue Wege zu suchen; er erzeugt die Originalität von Gedanken und Taten. Erführt uns in Versuchung, uns kühn in unbekannte Meere zu begeben, um neue Wege zu den Reichtümern eines fernen Indien zu entdecken. Er läßt uns von mehr Wohlstand und Glück träumen und darauf hoffen. Er ist der Geist der Unzufriedenheit, die unsere Herzen erbittert, aber am Ende oftmals zu einer besseren Ordnung der Dinge führt. In Wirklichkeit ist er ein sehr nützlicher Diener für den

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