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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Allmächtigen, und alle schreckerregenden Züge seines Charakters verschwinden, wenn wir überlegen, daß er in der Ökonomie der Natur notwendig ist als Stimulans zum Handeln und als Widerstandskraft, die bei den lebenden Wesen zu edelsten Anstrengungen führt.
    Gott, der Allmächtige, den wir als letztendliche Instanz für unser Verhalten betrachten, ist für sich selber weder gut noch böse; doch er ist sowohl im Guten wie im Bösen enthalten. Er umfaßt sowohl Gut als auch Böse. Gott hat Teil am Wachsen und am Verfall; er enthüllt sich im Leben, und er enthüllt sich im Tode. Man findet ihn im Sturm, man findet ihn in der Ruhe. Er lebt in den guten Hoffnungen und im Segen, der auf moralischen Anstrengungen ruht; aber er lebt auch in den Verbindungen, die auf böses Handeln folgen. Es ist seine Stimme, die in unserem schlechten Gewissen redet, und er ist – auch im Fluch der Sünde und in diesem Sinne – auch im Bösen selber präsent. Selbst das Böse, Versuchung und Sünde locken das Gute hervor: Sie lehren den Menschen. Der, der Augen hat, zu sehen, und Ohren hat, zu hören, und einen Verstand, um zu begreifen, wird aus der bloßen Existenz des Bösen seine Lektion ziehen, eine Lektion, welche, trotz des Entsetzens, die sie hervorruft, gewiß nicht weniger beeindruckend noch weniger göttlich ist als die Erhabenheit eines heiligen Lebens; und so wird offensichtlich, daß die Existenz Satans Teil und Bestandteil der göttlichen Erlösung ist. Wir müssen sogar zugestehen, daß der Teufel der unentbehrlichste und getreueste Gehilfe Gottes ist. Auf mystischer Ebene gesprochen: Selbst die Existenz des Teufels ist voll der Gegenwart Gottes.
     
    Paul Carus, The History of the Devil and the Idea of Evi,
    New York 1969, Reprint der Ausg. v. 1900
     
    „Ich sehe, Sie haben schließlich doch noch die Antwort gefunden“, sagte Pfarrer Siltz.
    „Nein, keine Antwort. Ich fürchte, dies war eine unmögliche Aufgabe“, sagte Bruder Paul und kaute das gute Brot, welches sein Gastgeber ihm vorgesetzt hatte. Es schmeckte nicht so interessant wie die Gerichte am Hof Karls VI, aber es machte satt. „Ich bin in die Hölle gegangen – aber ich habe mehr über mich gelernt, nicht über Gott.“
    „Morgen werden wir weitersehen“, meinte Siltz zuversichtlich. „Ich habe Ihr Gesicht beobachtet, als Sie aus der Animation auftauchten, ebenso wie die Mienen der anderen. Es war, als gehörtet ihr alle zu einer einzigen, jetzt veränderten Familie. Wir werden von Ihnen die Wahrheit erfahren.“
    „Die Wahrheit spielt kaum eine Rolle“, sagte Bruder Paul. „Ich habe alles über den Ursprung des Tarotspiels erfahren, das dreißig Trümpfe hatte, ein jeder mit einer Pseudo-Bedeutung und einer wirklichen. Zusammen stellen diese Trümpfe das Leben Jesu dar, welches das Leben von jedermann ist und im Nichts beginnt. Man reift durch Kindheit und Jugend zum Erwachsenenalter, erfährt die Wechselfälle von Glück, Irrtum, Versuchung, Strafe und schließlich die Transformation zu einem anderen Status, wo die wirkliche Erziehung beginnt. Am Ende unterliegt man dem Jüngsten Gericht und erlebt vielleicht seine Erlösung. Die geringeren Karten leiten den Weg – fünf Farben, wobei jede einen grundsätzlichen Bereich des Lebens abdeckt und zwei Bedeutungen der grundsätzlichen Botschaft enthält. Ein höchst intelligentes Kartenspiel – aber noch viel mehr als nur das. Die gesamte Religionsgeschichte ist im Tarot widergespiegelt.“
    „So scheint es!“ stimmte Pfarrer Siltz zu. „Vielleicht sollten Sie Aufzeichnungen über dieses besondere Kartenspiel machen, ehe es Ihrer Erinnerung wieder entschwindet.“
    Bruder Paul nickte. „Ja, ich habe es vernichtet; ich muß es rekonstruieren. Die Menschheit verdient das wahre Tarot. Und ich muß der Welt auch das Satellitenblatt des Cluster geben – oder würde ich das aus der Zukunft stehlen?“
    „Das war offensichtlich eine bemerkenswerte Animation“, bemerkte Siltz. „Ich werde sehr neugierig. Wie waren denn die Bedeutungen der Karten dieser Extra-Farbe?“
    „Das war die Farbe Aura. Das As heißt SEIN , und das Symbol ist eine Öllampe in Form einer kosmischen Lemniskate.“ Er malte mit dem Finger die Figur in die Luft. „In der Zukunft wird man damit ein gespaltenes Atom meinen, einen Proton-Neutron-Nukleus, umgeben von einer spiralförmigen elektronischen Hülle.“ Er malte noch einmal die Figur. „Nicht rein zufällig ähnelt es auch einer Galaxis.“ Er lächelte.

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