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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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die Ehe nicht gewöhnt. Er wird nicht wissen, was er zu tun hat.“
    „Er hat aber eine richtige Vorstellung, wie man es anfängt“, gab sie errötend zurück.
    Bruder Paul verließ das Haus. Die Versöhnung rührte ihn, doch sie erinnerte ihn stark an seine eigenen Probleme. Auch er wollte eine Tochter – doch die Tochter, die ihm vorschwebte, war die eines anderen Mannes, und er hatte keine Frau. Jedenfalls wollte er sich bald auf die Erde zurückbefördern lassen – und die anderen konnten nicht mitkommen. Außerdem war er nicht zu dem Ergebnis gelangt, das er erwartet hatte. Keine einzige Antwort würde er den Kolonisten geben können! Wie konnte er morgen vor die Gemeinde treten und sie enttäuschen?
    Es war schon dunkel. Licht ergoß sich aus den Fenstern der Hütten und beleuchtete seinen Weg, doch jenseits des Dorfes mußte er sich auf den Schein der Sterne verlassen. Er fragte sich, ob einige von den Sternen der Wesen, über die er etwas erfahren hatte, nun sichtbar waren: Etamin, Mintaka, Spika, Polaris oder die Andromeda-Galaxis. Und wo war wohl die Galaxis Windmühle? Davon hatte er noch nie gehört! Hier in der Nacht schienen jene fernen, in Zeit und Raum befindlichen, belebten Sphären sehr nahe und schmerzlich fern zugleich. Er wünschte sich … Aber das war nutzlos. Er hatte seine drei Wünsche vorgebracht, und nun befand er sich in der Hölle, wo er hingehörte.
    Er ging auf das Nordloch zu, in dem Bewußtsein, ein närrisches Risiko einzugehen, indem er das Dorf mutterseelenallein und ohne Waffen verließ, aber es war ihm egal. Er hatte das Universum gesehen und verloren – was hatte er sonst noch zu verlieren? Welches Raubtier konnte schrecklicher sein als all das, was er in der Hölle zu Gesicht bekommen hatte?
    Vor sich erblickte er die Blitze der Nova-Käfer. Hier konnte er entlanggehen. Doch sein Fuß stolperte über etwas. Er fiel schwer nach vorn, gewann aber das Gleichgewicht wieder. Man hörte eine Reihe leiser Geräusche wie von platzenden Dingen. Tarotblasen. Er war durch eine Ansammlung dieser Blasen am Boden einer Senke gelaufen. Rechts vor ihm leuchtete hell ein Novakäfer auf und bestrahlte die schrumpelnden Blasen.
    Das löste in Bruder Pauls Gedanken etwas aus. „Animation!“ rief er laut. „Die Quelle der Animation. Jetzt endlich verstehe ich!“
    Er konzentrierte sich. Licht flammte auf – dieses Mal kein Nova-Käfer, sondern willentlich herbeigeführte Beleuchtung. Doch er befand sich noch nicht im Animationsgebiet. „Ich kontrolliere sie“, sagte er. „Ich habe das Problem der Animationen gelöst!“ Dann, langsamer: „Aber das Problem Gott habe ich nicht gelöst!“
    Eine Zeitlang stand er gedankenverloren da und überlegte sich, wie er es den Kolonisten beibringen sollte. „Animationen“, sagte er. „Die Alten. Aura. Alles hängt zusammen – wie ich es schon fast in der Vision Heralds des Heilers in zweitausendfünfhundert Jahren entdeckt hätte.“ Dann begann er, Tarotblasen zu sammeln, mit denen er morgen das Podium schmücken wollte.
     
    Bruder Paul stand auf der Spitze des Holzstoßes. „Ich bin hierhergekommen, um den Gott von Tarot zu identifizieren“, begann er. „Die Frage lautete, ob Gott hinter den Animationen steht, und wenn dem so ist, welcher Gott es sein mag. Ich habe nun eine Antwort – aber es ist eine, die weder mir noch euch gefallen wird. Ich könnte euch sagen, daß mir die Animation verriet, alle Götter seien gleich viel wert …“ Doch wie er es vorhergesehen hatte, schüttelten sie den Kopf. Diese Antwort konnten sie nicht akzeptieren. Sie wollten einen einzigen, herrschenden Gott, keine Kompromißlerphilosophie.
    Er hielt inne und versuchte, seine Entscheidung so zu formulieren, daß es für diese Gruppe nicht so schmerzlich sein würde, wie er es befürchtete. Aber warum sollte er hier zurückweichen, nachdem er durch die Hölle gegangen war? Aber er merkte, daß er seine Schlußfolgerungen nicht einfach kühn vorbringen konnte; er mußte sie dorthin führen. „Viele der Daten, auf die ich meine Schlüsse stütze, sind unsicher, weil sie Animationen entstammen, die das untersuchte Objekt selbst darstellten. Animation ist die berührbare Zusammensetzung der Phantasien der Teilnehmer. Ein gemeinsamer Traum, wenn man so will. Es scheint, daß es sich vornehmlich um meinen Traum gehandelt hat, und ich bin ein unzureichender Filter – wie unzureichend, das habe ich erst bei diesem Erlebnis richtig erfahren! Ihr könnt also, wenn

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