Die Hoellenaxt
blieben noch, was Miller nicht unbedingt passte. Er stellte sich in den Gang, hielt sich an einer Stange fest und schaute nach draußen.
Irgendetwas störte ihn.
Er wusste nicht genau, was es war. Nichts Optisches. Was ihn störte, hatte eine andere Ursache. Er hörte es. Es war das dünne Heulen einer Sirene, deren Klang rasch näher kam.
Der Bus fuhr noch einige Meter, dann wurde er gestoppt. Und er stand kaum, als das Geräusch des Motors verstummte. Den hatte der Fahrer abgestellt.
Mit Grund? Ohne Grund?
Miller wusste es nicht, aber er sah das nicht als gutes Zeichen für ihn an. Das hatte etwas zu bedeuten, da war er sich sicher.
Ein leises Zischen drang an seine Ohren. Dann bewegte sich die Tür mit einem leichten Zittern und danach schwang sie auf. Es waren sogar zwei Türen, die sich öffneten.
Wer aussteigen wollte, der konnte das jetzt tun. Mit den Jugendlichen zusammen schob sich Miller aus dem Fahrzeug und trat ins Freie.
***
Es war für uns wirklich ein Spiel auf Zeit, und dabei kam es auf Sekunden an und auf das richtige Timing.
Wir wussten, in welchem Bus dieser Rod Miller saß. Ihn zu verfolgen war kein Problem, wenn man in seiner Nähe war. Doch das waren wir nicht, wir mussten nach Soho fahren, und ich hoffte nur, dass wir gut an China Town vorbei kamen und nicht im Verkehr stecken blieben.
Wir hatten Glück. In diesem Fall taten die Sirene und das Blaulicht ihre Pflicht. Sie räumten uns den Weg frei.
Auch der Busfahrer war gewarnt worden. Er wusste, dass er uns an Bord nehmen musste. Wir hatten eine Haltestelle vereinbart, die kurz vor der Grenze zu Mayfair lag und auch nicht weit von dem Wohnhaus entfernt war, in dem Suko und ich unsere Apartments hatten.
Den Polizisten brauchte ich nicht mehr. Wir standen inzwischen mit dem Busfahrer in Verbindung. Über Telefon sprachen wir mit ihm. Die Verständigung war gut. Und dann sahen wir den Bus auch schon vor uns.
Ich war dafür, dass wir zur Sache kamen.
»Nennen Sie uns eine der nächsten Haltestellen, wo wir Platz genug haben, hinter Ihnen zu halten. Wir sind an Ihnen dran.«
»Gut. Ich bin in zwei Minuten da. Wir lassen die Verbindung stehen.«
»Alles klar.«
Es sah nicht schlecht aus, das sah auch Suko so. Er grinste mich an und sprach davon, dass wir uns diesen Typen und seine Axt schon holen würden.
»Er ist nicht ohne«, sagte ich. »Ich habe ihn und die Axt ja erlebt.«
Der Fahrer lenkte in diesem Moment seinen Bus in die Bucht einer Haltestelle, die von Grünflächen umgeben war, die im Winter eine braune Farbe angenommen hatten.
Suko ließ den Rover ausrollen. Das Blaulicht hatte er schon vor einer Weile vom Dach geholt, und es heulte auch längst keine Sirene mehr.
Wir krochen praktisch an den Bus heran, der stand und dessen Türen geöffnet waren. Dann stoppte Suko, und ich verließ den Rover.
Suko wollte noch sitzen bleiben und die Gegend kontrollieren. Er wollte mir auch Rückendeckung geben.
Ich lief die wenigen Schritte, bis ich den Fahrer erreicht hatte. Auch dessen Tür war nicht geschlossen. Er schaute recht böse, als er mich sah, doch nach meinem Nicken fragte er: »Sind Sie dieser John Sinclair?«
»Bin ich.«
»Super. Mein Name ist Larry Limes.«
»Alles klar.«
Er stellte mir sofort eine Frage. »Wie haben Sie sich den weiteren Fortgang denn vorgestellt?«
»Das weiß ich nicht, es kommt darauf an. Ich lasse mich immer von den Gegebenheiten leiten.«
Ich beschrieb ihm den Mann von letzter Nacht. »Wissen Sie, ob der mitgefahren ist?«
»Das weiß ich nicht. Kann ich nicht sagen, weil ich nicht jeden Fahrgast im Blick habe. Jedenfalls habe ich keinen bemerkt, der sich auffällig verhalten hätte.«
»Okay.«
»Und wie geht es jetzt weiter, Mister Sinclair? Ich kann nicht länger warten.«
»Sie können abfahren.«
»Und Sie?«
»Ich habe mich entschieden, mit Ihnen zu fahren. Mein Kollege wird sich mit unserem Rover an unsere Fersen heften.«
»Verstehe.«
»Geben Sie mir noch ein paar Sekunden.«
»Gut.«
Ich meldete mich über Handy bei Suko und erklärte ihm meinen Plan, und er war der Meinung, dass es das Beste war, was wir tun konnten.
»Dann bis später.«
Ich nickte dem Fahrer zu.
»Auf geht’s!«
»Sie sind sich sicher, dass Sie das Richtige tun?«, fragte der Fahrer, und ich sah ihm an, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief.
Als ich abermals nickte, murmelte er. »Ihr Wort in Gottes Ohr.«
***
Niemand hatte die Aktentasche gesehen. Nach wie vor stand sie zwischen
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