Die Hoellenaxt
geschickt. Dort war von ihm auch ein Foto gefunden worden. Das war vervielfältigt und den Beamten entweder auf die Handys gemailt oder als Flyer in die Hände gedrückt worden.
Auch die Männer in den Überwachungsstellen erhielten das Bild. Davon gab es in London zahlreiche Zentralen. In der Stadt wurde sehr viel überwacht, aber die Verbrechensquote hatte sich trotzdem nicht spürbar gesenkt.
Warten, warten …
Glenda, Suko und ich hockten zusammen. An Tagen wie diesen hätten wir uns schon längst bei Luigi, dem Italiener, zum Lunch angemeldet, aber das taten wir an diesem Tag nicht.
Und so warteten wir.
Hin und wieder erreichte uns ein Anruf. Leider war es kein erlösender, auf den wir so hofften. Zwischendurch schaute auch Sir James vorbei.
»Und? Was Neues?«
»Nein, Sir.«
Er brummte irgendetwas und ging wieder.
Wir blieben im Büro mit unseren Gedanken und auch Hoffnungen zurück.
Und wieder meldete sich das Telefon. Glenda nahm ab. Bei ihr trafen alle Anrufe ein. Glenda meldete sich mit der ihr eigenen angenehmen Stimme und schaltete sofort den Lautsprecher ein, damit wir mithören konnten.
Es meldete sich ein Officer Brian Sparks.
»Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, dass ich den Mann gesehen habe.«
»Wo?«
»In einem Café. Das heißt, ich sah ihn erst, als er das Café verließ.«
»Gut. Und dann?«
»Ich habe ihn noch immer unter Kontrolle. Er stand neben einer Plakatsäule.«
»Jetzt nicht mehr?«
»Richtig.«
»Wo ist er jetzt?«
»Nicht weit entfernt. Er steht nahe einer Bushaltestelle.«
Glenda fragte weiter. »Ist Ihnen bei ihm etwas aufgefallen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Was Besonderes.«
»Nein, das heißt, er trägt eine alte Aktentasche, aus der ein Holzstiel hervorragt. Ist es denn wichtig für Sie?«
»Ja, es kann wichtig sein.«
»Was soll ich tun?«
»Geben Sie uns genau durch, wo Sie stehen. Und dann brauchen wir Ihre Nummer.«
»Alles klar.«
Er gab sie uns durch. Dann hörten wir zu, wo er sich befand. Am südlichen Rand von Soho.
Das war nicht allzu weit weg.
Ab jetzt gab es für mich und Suko kein Halten mehr. Wir machten uns sofort auf den Weg, denn wir wussten, was auf dem Spiel stand. Ich hatte das Bild von letzter Nacht noch immer vor Augen …
***
Es kam jetzt auf ihn an. Auf ihn ganz allein. Rod Miller wusste, dass es kein Zurück mehr gab. Er musste gehorchen, wollte er sich die Axt nicht zum Feind machen.
Es war klar, dass sie ihn im Griff hielt. Er hatte seine Befehle bekommen, die musste er durchziehen, und das würde er auch tun.
Die Haltestelle war jetzt sein Ziel. Bevor er auf sie zu ging, schaute er sich um. Vorsicht war wichtig für ihn. Gerade jetzt, wo die Bullen über ihn Bescheid wussten.
Er sah Menschen, er sah Fahrzeuge, aber er sah auch einen Polizisten, der im Hintergrund stand und telefonierte. Er schaute zwar in seine Richtung, schien sich aber für Miller nicht zu interessieren, und das fand er beruhigend.
Er ging los.
Bis zur Haltestelle war es nicht weit, vielleicht hundert Schritte. Und nicht nur er ging in diese Richtung, auch andere Menschen, unter anderem Kinder, und da musste er schon schlucken.
Die Stimme hatte sich nicht mehr gemeldet, dafür nahm er die Unruhe der Axt wahr. Sie bewegte sich innerhalb der Aktentasche und beulte immer wieder das Leder aus. Als würde sich ein Tier darunter verstecken.
Miller erreichte die Haltestelle. Er hielt sich im Hintergrund und ließ anderen Leuten den Vorzug. Einige Kinder und Jugendliche wollten ebenfalls zusteigen. Hinzu kamen drei Frauen und zwei Männer.
Er sah den Bus. Durch die breite Frontscheibe war der Fahrer zu sehen. Ein junger Mann mit gegelten Haaren, die er nach hinten gekämmt hatte.
Miller benutzte den hinteren Einstieg und setzte sich auf eine leere Bank. Die Kinder und Jugendlichen ließen sich in seiner Nähe nieder.
Aber niemand nahm direkt neben ihm Platz. So hatte er auf der letzten Bank die gesamte Sitzfläche für sich. Das war nicht schlecht. Seine Aktentasche hob er an und legte sie flach auf seine Knie. Die Öffnung wies nach oben.
Noch stand der Bus. Der Fahrer sprach mit einer älteren Frau, die dann ging und sich hinsetzte. Sekunden später startete der Bus.
Rod Miller atmete scharf aus. Danach schloss er die Augen. Er wollte für sich sein. Einige Augenblicke einfach innehalten. Darüber nachdenken, was eventuell noch kommen konnte.
Lange hielt er den Zustand nicht durch, denn wieder war die Stimme in seinem Kopf.
»Na,
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