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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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Brust nehmen. Verdutzt stand sie Landmann gegenüber.
    »Was treiben Sie hier?«, fragte sie gereizt. »Ist das Ihre Art, Interessenten für Ihre Autos zu finden?«
    »Wir müssen reden«, stammelte er.
    Sie lächelte ihn an, gleichzeitig dachte sie: Oh nein, nicht der Biedere. Wir haben viel schönere Verdächtige.
    »Sie wollen gestehen?«
    Er nickte, sie wunderte sich. Hatte er ihre Frage verstanden?
    Sie sagte: »Ich bin gespannt.«
    In der großen Halle blickte er sich um. Sie waren allein, es konnte nicht schwer sein, eine stille Ecke zu finden. Der |199| Mann war verwirrt. Die Kommissarin hatte keine Waffe bei sich und nahm sich vor, auf der Hut zu sein. Sie schlug vor, nach
     draußen zu gehen. Energisch schüttelte er den Kopf: »Was ich zu sagen habe, muss unter uns bleiben. Das müssen Sie mir versprechen.«
    »Hat es etwas mit Autos zu tun?«, fragte die Kommissarin. Es sollte eine launige Bemerkung sein, um die Spannung aufzulockern.
     Umso verdutzter blickte sie in sein erschrockenes Gesicht: »Wissen Sie das etwa schon? Redet man über mich? Ich habe es gewusst.
     So was bleibt nicht geheim. Oh, was ist das für eine gemeine Welt! Ich kann meine Sachen packen und …«
    »Herr Landmann, beruhigen Sie sich doch! So schlimm wird es schon nicht sein.« Sie nahm seinen Arm und sagte mit leiser Stimme:
     »Es wird nicht so schlimm sein, nicht wahr?«
    »Oh doch«, murmelte er tragisch. »Oh doch. Wer das Schicksal herausfordert, wird dafür bezahlen. Und ich habe es gewusst!
     Ich hatte die Hose noch nicht unten, da wusste ich schon, dass ich dafür bezahlen werde.«
    Einen Moment stellte sich Kommissarin Wiese vor, Kollege Küchenmeister wäre an ihrer Stelle. Er würde Geld dafür zahlen, um
     dieses Erlebnis an ihrer Stelle genießen zu können. Denn er würde es genießen, sie dagegen fühlte sich nicht wohl, und fünf
     Minuten später fühlte sie sich noch unbehaglicher.
    Landmann hatte sich gehen lassen. Landmann hatte das Schlimmste getan, was ein Ehemann seiner Frau antun kann: Er hatte sie
     mit einer anderen Frau betrogen. Vor acht Monaten hatte er das Youngtimer-Festival in Bremen besucht. Viele Aussteller, viel
     Fachpublikum, viel Laufkundschaft. Und |200| Christa, die Opel-Sammlerin mit dem Pferdeanhänger. Er hatte nie begriffen, warum sie die Verhandlungen in einem Anhänger
     führte. Er hatte es sich so erklärt, dass sie beides sammelte: Opel und Pferde. Jedenfalls war man ins Gespräch gekommen.
     Das war kein Kunststück. Opel-Liebhaber wurden so schnell miteinander warm wie Hunde, die sich auf der Straße treffen. Aber
     in der Regel beschränkte sich diese Nähe auf das Sachlich-Fachliche. In der Regel traf man sich in der Öffentlichkeit, in
     einer Messehalle, in der sich eine vierstellige Zahl von Besuchern aufhielt. Wenn man sich zurückzog, dann in die Gesprächsecke,
     wo eine Kaffeemaschine zischte, wo der Bestellzettel ausgefüllt wurde und man bestenfalls mit einer Piccolo-Flasche auf den
     Deal anstieß. Nie zuvor im Leben hatte sich Landmann in einem Pferdeanhänger befunden, in dem die ausgebaute Sitzbank eines
     Opel Kapitän drei Zuschauern Platz bot, um Dias anzuschauen, die von dem hinter der Sitzbank stehenden Projektor auf die Rückseite
     der Tür geworfen wurden und Opel-Modelle in verschiedenen Stadien ihrer Restaurierung zeigten, um beim Kunden Speichelfluss
     zu erzeugen. Nie im Leben war Landmann, kaum dass die Tür mit Hilfe eines Riegels verschlossen worden war, so machtvoll mit
     einer praktisch fremden Frau zusammengeprallt. Zwar hatte er sich vom ersten Moment an gut mit ihr verstanden. Aber doch nicht
     dafür! Heiser geflüstert habe sie und ihn überall berührt; heiser habe sie ihn aufgefordert, mit ihr zu tun, wonach ihm der
     Sinn stand; versichert habe sie ihm, dass er sich zu nichts verpflichten würde, dass er nicht nachdenken solle.
    Die Kommissarin sah ihm an, dass er in diesem Moment seine Frau in Gedanken ein zweites Mal betrog.
    |201| Behutsam fragte sie: »War es denn nicht vielleicht auch ein kleines bisschen – schön für Sie?«
    Er prallte zurück. »Sie meinen, ob mir das auch noch Spaß gemacht hat?«
    Er sah ihr Nicken, sein Gesicht spiegelte Qual wider. »Oh mein Gott«, flüsterte er, »es hat mir Spaß gemacht. Und nicht zu
     knapp. Wissen Sie eigentlich, was für eine klasse Polsterung der Kapitän hatte? Das finden Sie heute nicht mehr. Sie haben
     nicht zufällig mal in einem Kapitän …? Nicht, aha, war ja klar. Sie sind

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