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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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wusste ich, dass beides zusammenhängt. Aber ich hatte keine konkreten Hinweise.«
    »Und das war’s schon? Dann kümmerten Sie sich einfach nicht mehr darum? Kommen Sie, ich habe eine bessere Antwort verdient.
     Ich will den alten Haudrauf Macciato hören.«
    Macciato bot eine Erklärung an. Er habe gedacht, der Wirtschafter sei zu seiner Familie zurückgekehrt. In jenen Tagen sei
     davon die Rede gewesen. Angeblich sei sein jüngerer Bruder in schlechte Gesellschaft geraten und er wollte die Dinge zurechtrücken.
    |196| »So, wie ich ihn kannte, bedeutete das, dass mehr kaputtgehen würde als ein paar Möbel. Warum sollte ich mich da einmischen?«
     
    Diese scheinheilige Frechheit hatte eine Reaktion verdient. Bisher hatte der Nachtklubbesitzer nicht unter Mordverdacht gestanden.
     Für den Zeitpunkt des Mordes besaß er ein Alibi, zwischen Tatort und Wohnort lagen 500 Kilometer. Die Strecke war nicht mal
     eben auf schnellen Autobahnen zu bewältigen. Aber was war ein Alibi von Macciato wert? Wie denkbar war diese Möglichkeit:
     Bordon hatte den Schatz gefunden, Macciato war in die Heide gefahren, hatte Bordon getötet und war zurückgefahren – mit dem
     Schatz. Das würde nicht Geburt und Baby Bordon erklären, aber die Fahnder neigten immer stärker der Meinung zu, dass sich
     hier zwei Handlungsstränge, die ursächlich nichts miteinander zu tun hatten, ins Gehege gekommen waren.
    »Wir setzen ihn fest«, schlug Küchenmeister vor. »Vielleicht hat er nicht gemordet. Aber er weiß etwas, was er uns nicht sagt
     und wird es uns nicht sagen, solange wir ihn nicht festsetzen.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass ich dieses Argument bereits mehrere hundert Mal gehört habe?«
    »Gutes altert nicht durch häufigen Gebrauch.«
    »Was halten Sie hiervon?«, warf die Kommissarin ein. »Wir sehen uns an, was Macciato im Dorf eigentlich treibt. Streng genommen
     gibt es für ihn keinen Grund mehr, hierzubleiben. Wir haben mit ihm gesprochen, er steht nicht unter dringendem Tatverdacht.
     Was also hält ihn hier? Er sieht |197| doch, dass er sich bei uns nicht beliebt macht mit seiner schleimigen Art.«
    »Ich würde wegfahren, wenn ich ständig mit einem wie mir zu tun hätte, der besser aussieht als ich, schlagfertiger ist und
     bei jeder Gemeinheit, die er mir antut, nur den Dienstausweis zu heben braucht und schon ist er aus dem Schneider.«
    Geduldig kam sie auf ihre Frage zurück. Weshalb blieb Macciato hier? Was hatte er zu erledigen? Was wollte er beobachten?
     Wollte er Irena im Auge behalten? Wäre er längst weg gewesen, wenn sie nicht aufgetaucht wäre? Aber sie hatte keinen verängstigten
     Eindruck gemacht, als sie ihm gegenübergestanden hatte. Wie eng waren die beiden miteinander? Hatten sie eine Affäre begonnen,
     der Bordon im Weg stand? War sein Tod eine banale Eifersuchtstat? Begangen von einem gedungenen Killer, denn Macciato würde
     sich nicht die Finger schmutzig machen? Auch diese Möglichkeit erklärte im besten Fall Bordons Tod, aber nicht die Gegenwart
     von Baby Bordon.
     
    Am Nachmittag fuhr Kommissarin Wiese zum dritten Mal am Haus der alten Hebamme vorbei. Der Jaguar stand immer noch vor der
     Tür. Küchenmeister hatte sich im Gasthof mit der Zentrale in Verbindung gesetzt. Irena waren die Namen von zwei Schiffen eingefallen,
     auf denen Bordon zeitweise angeheuert hatte. Eine Hamburger Reederei, eine aus St. Petersburg. Das sollte abgeglichen werden,
     vielleicht erhielt man endlich belastbare Fakten über Bordon, seine Biografie und seinen Charakter: Temperament, finanzielle
     Situation, Beziehungen.
    |198| Irena hatte wenig zur Aufhellung beigetragen. Geboren in Rumänien, Hermannstadt. Keine weiteren Geschwister. Trennung im Alter
     von zehn, als die Ehe der Eltern scheiterte; Irena war beim Vater geblieben, der nach wenigen Monaten eine neue Partnerin
     gefunden hatte. Bordon zog weit weg und blieb verschwunden. Eine Begegnung im Alter von 14, sonst nichts mehr bis zu ihrem
     Wiedersehen im vergangenen Jahr. Angeblich hatte Irena seitdem keinen einzigen Menschen getroffen, der mit Bordon befreundet
     war oder ihn auch nur kannte.
    Was treibt der Kerl da drinnen?, fragte sich die Kommissarin. Oder nutzte er das technische Equipment der alten Frau für berufliche
     Zwecke?
     
    Auf ihrem Weg kam sie an der Opelhalle vorbei. Ein Mann sprang auf die Straße, als habe er es auf einen Zusammenstoß angelegt.
     Die Kommissarin federte aus dem Wagen, wollte sich den Dummkopf zur

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