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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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unspektakulär, wie man nur sterben kann.
    Sie fragten Macciato, über welche Verbindungen er verfüge. Was wusste er, das ihn am Ball bleiben ließ? Warum Hammerloh, warum
     nicht eines der anderen Dörfer, die in Frage kamen?
    »Irgendwo muss man anfangen«, antwortete er. Für seine Verhältnisse klang das erstaunlich lahm. Marvin wusste nichts über
     seltsame Aktivitäten in der Region, die sich auf die Suche nach einem Schatz zurückführen ließen.
    |193| Macciato spürte, dass er allein stand. So berichtete er, wie er vor Jahren von dem Schatz erfahren hatte. Im Urlaub in Kroatien
     habe er mit einem Heidjer auf der Fähre an der Reling gestanden. Man war ins Gespräch gekommen, habe sich abends auf der Insel
     beim Essen erneut getroffen und der Heidjer habe von dem Schatz berichtet. Nicht als heißer Tipp, sondern im Verlauf weinseliger
     Spökenkiekerei.
    Zurück in der kalten Heimat, hatte sich Macciato die Mühe gemacht, einige Telefonate zu führen. Ein Blick ins Internet, ein
     spontaner Schlenker im Verlauf einer Dienstreise. Damals habe er zum ersten Mal in der »Hölzernen Hedwig« gegessen, es habe
     da noch mehrere betagte Bewohner gegeben, denen das Gerede vom Schatz geläufig gewesen sei. Von ihnen habe Macciato erfahren,
     was im Lauf der Zeit alles in Bewegung gesetzt worden war. In den fünfziger Jahren seien komplette Äcker umgegraben worden
     und es hatte sich eingebürgert, bei allen Erdarbeiten, ob Haus, Straße, Verlegung von Rohren, immer ein wenig länger und breiter
     und tiefer zu graben als nötig gewesen wäre. Einige Jahre sei das mit Spannung und Herzblut geschehen, dann war es Routine
     geworden, die Jüngeren wussten schon nicht mehr, worum es bei dem kauzigen Ritual eigentlich ging. So sei es immer weniger
     geworden. Aber ganz aufgehört habe es nie, bis heute nicht.

|194| 38
    Auf dem Grundstück der Täuber-Schwestern, wo sie sich in der Mordnacht versteckt hatte, bezog Irena eine der Ferienwohnungen
     – mit der Auflage, sich zweimal am Tag bei Marvin zu melden. Erst war sie der Kommissarin um den Hals gefallen, danach Küchenmeister.
     Er hatte sich gleich wieder hinten angestellt, aber eine weitere Umarmung war an Marvin gegangen.
    Ein Alibi für die Tatzeit besaß Irena nicht. Ihre Behauptung, nach einem Streit mit Bordon in die Stadt gefahren zu sein,
     ließ sich kaum belegen, denn angeblich sei sie ziellos durch die Gegend gefahren und durch die Hauptstraßen geschlendert.
     An eine Begegnung erinnerte sie sich nicht, sie kannte ja auch niemanden.
    Die Kommissare tauschten Eindrücke aus. Irena war keine Mörderin, sie hätte ihren Bruder nicht einmal geschlagen. Außerdem
     war in dieser Nacht immerhin ein Kind zur Welt gekommen. Wenn es stimmte, dass Irena davon nichts wusste, musste sie mehrere
     Stunden verschwunden gewesen sein. Nicht besonders glaubhaft, aber momentan auch nicht widerlegbar. Jede Theorie wurde durch
     das Baby zunichte gemacht. Der Mord und der Säugling: Wie hing das zusammen? Gab es überhaupt einen Zusammenhang? Konnten
     sich zwei elementare Ereignisse wie Geburt und Tod innerhalb weniger Minuten im selben Raum ereignen? Der DNA-Test für alle
     Männer im Ort rückte näher. Weniger um den Mörder zu finden als den Vater. Und wer sagte denn, dass nicht eine Frau aus dem
     Dorf entbunden hatte? Also am besten gleich eine weitere Testreihe.
    |195| Blieb Macciato. Kaum dem unbehaglichen Gespräch entronnen, kehrte er wieder den Charmeur heraus und verschwand, um sich mit
     Kassian zu treffen. Er teilte das mit, ohne gefragt worden zu sein. Es schien, als ob Macciato seine Idee, freiwillig ins
     Dorf zu kommen, nicht mehr ganz so pfiffig fand wie gestern noch. Dabei hatte ihm sein Erscheinen bei den Kommissaren Pluspunkte
     verschafft, worüber sie ihn klugerweise in Unkenntnis ließen.
    Ein weiterer Punkt musste noch geklärt werden, deshalb baten ihn die Fahnder zum nächsten Termin.
    »Was ist denn nun noch?«, fragte er entnervt.
    »Eine Kleinigkeit. Es geht um einen Mord.«
    Er starrte Küchenmeister an. »Bin ich jetzt der Generalverdächtige für alle eure ungeklärten Fälle?«
    »Eine reizvolle Idee, über die ich bei Gelegenheit nachdenken werde. Jetzt zum Thema. Ihre Fachkraft Irena wurde von ihrem
     Bruder entführt. Gleichzeitig verschwand eine weitere Ihrer Fachkräfte und tauchte nie wieder auf. Haben Sie sich nicht gewundert,
     dass keine Krankmeldung eingetroffen ist? Sie wissen schon: dieser gelbe Zettel.«
    »Natürlich

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