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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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verloren, die Polizei glaubte ihm
     nicht, und weil sie hier nicht wussten, was für eine große Nummer er war, ließen sie es am nötigen Respekt fehlen. Nicht einmal
     in dieser Nacht ließen sie ihn aus dem Auge. Sie |231| waren allgegenwärtig und signalisierten mit ihrer Anwesenheit: Wir bestimmen, wo es langgeht, und du hast nicht die Macht,
     uns Steine in den Weg zu legen, denn wenn du das tätest, würdest du deines Lebens nicht mehr froh. Und selbst als sie nach
     vier Uhr verschwand, diese allgegenwärtige Kommissarin, blieb etwas von ihr zurück. Wären die jungen Leute nicht gewesen,
     hätte er niemanden gehabt, der zu ihm aufblickte. Sie verlangten von ihm lediglich, was er zu geben bereit war: Trinken, Starksein,
     Sprücheklopfen, sich so zu verhalten, wie es sonst niemand tat in ihrer kleinen Welt. Er hielt sie aus, er ließ sie gewähren,
     nannte niemanden hässlich, der hässlich war; nannte niemanden peinlich, der peinlich tanzte; verbot niemandem, so laut zu
     reden, wenn doch nur schwachbrüstige Sprüche herauskamen.
    Als die Kommissarin gegangen war und er ihren Kollegen lange nicht mehr gesehen hatte, ging er auf den Hof und sah ihren Wagen
     nicht, und er kehrte zurück, und sie warteten darauf, dass er wiederkam. »Ihr seid alle Flaschen«, murmelte er. »Ihr schafft
     es nie, um diese Zeit einen Bagger zu besorgen. Oder einen Traktor. Oder zwei. Und Bohrer, Hämmer und schweres Gerät. Das
     kriegt ihr nie hin, weil ihr alle Flaschen seid.«

|232| FÜNFTER TAG
43
    Sie wickelte die Jacke fest um ihren Körper und murmelte: »Dafür wird er bezahlen.«
    Küchenmeister reichte ihr die Tüte mit dem Pfefferminz, sie bediente sich, er murmelte: »Erstaunlich, wie klein der Haufen
     ist. Ich dachte, er sei größer. Mal abgesehen davon, dass ich nicht gedacht hätte, so einen Haufen zu Gesicht zu bekommen.«
    »Wie viel hast du von Dora gesehen?«
    »Bitte?«
    »Von Dora, deiner Wichsvorlage.«
    »Bitte nicht solche ordinären Worte vor dem Frühstück. – Natürlich habe ich nichts gesehen. Ich habe nur mal geguckt, in ihr
     Zimmer geguckt.«
    »Und? War’s schön? Stand noch alles an seinem Platz?«
    »Sollten wir nicht lieber über das da reden? Den Haufen? Die Ruine?«
    »Was gibt’s dazu zu sagen? Gestern noch ein Haus, heute ein Haufen Schutt.«
    Marvin hatte sie wachgeklingelt. Mit der aufgeregten Stimme eines Jungen vor dem Stimmbruch hatte er ins Telefon gerufen:
     »Ich glaub’s ja nicht! Das kann ja wohl nicht sein.« Zuletzt hatte er gerufen: »Den kauf ich mir!«
    Die Hütte von Bordon und Irena gab es nicht mehr. Es |233| gab nur noch einen Trümmerhaufen, an dessen Rand ein Traktor stand. Die Einzelheiten waren noch nicht bekannt, aber das Große
     und Ganze war wohl klar: Das Besäufnis hatte spät in der Nacht eine unerwartete Wendung genommen. Zuerst lieferte Marvin zwei
     der Jungen an, die gestern mitgefeiert hatten. Einen hatte er unter der Dusche herausgezogen, der sah recht passabel aus.
     Der andere wirkte, als würde er noch einen Tag brauchen, um sich zu erholen. Der Frische war dabei gewesen, der andere nicht.
     Aber er wusste, was passiert war. Beide nannten bereitwillig Namen, beide stellten mehrfach klar: »Die Hütte gehört Macciato.
     Er kann damit machen, was er will. Keiner hat es ihm verboten.«
    Das war sogar richtig, denn weil niemand damit gerechnet hatte, dass ein nächtlicher Abriss drohen könnte, war wohl nie der
     Satz gefallen, dass die Hütte nicht angetastet werden dürfe. Auch kein Schild war aufgebaut worden. Absperrbänder gab es nur
     im Inneren, kein Problem, sich auf Nichtwissen herauszureden. Niemand hatte am frühen Morgen die Polizei darüber informiert,
     dass in der Nähe Abrissarbeiten begonnen hatten. Kommissarin Wiese verstand immer besser, wieso Bordon und Irena monatelang
     unter Ausschluss der Öffentlichkeit gelebt haben konnten.
    »Das gibt Ärger«, murmelte Küchenmeister. Seiner Kollegin war klar, dass er nicht die für den Abriss Verantwortlichen meinte.
     Auf die Fahnder würden Fragen zukommen, unangenehme Fragen, Fragen der Güteklasse »Wie dumm muss man eigentlich sein …?«
    »Wenn wir gleich losfahren, sind wir heute Abend an der Riviera. Dann heiraten wir und fangen ganz von vorn an. Ich |234| habe nichts gegen einen Doppelnamen, solange ich ihn nicht tragen muss.«
    Sie bat ihn, den Mund zu halten.
    Marvin tauchte auf, Triumph im Gesicht. Neben ihm ging Macciato.
    »Im Auto hat er geschlafen!«, rief der

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